Gottéron hat am Freitag in Davos ein dramatisches Spiel 4:3 gewonnen. Die Freiburger drehten einen 1:3-Rückstand – und acht Sekunden vor Schluss bewahrte Reto Berra sein Team mit einer spektakulären Parade vor dem Ausgleich.
Am Ende sprangen die Freiburger Spieler vor Freude in das Plexiglas vor dem Gäste-Fanblock, die Ultras jubelten ihnen mit nacktem Oberkörper zu. Eine Szene, die noch 20 Minuten vorher unvorstellbar schien. Die Ultras kamen mit viel Verspätung erst weit im Mitteldrittel im Stadion an – und die Spieler lagen nach zwei Dritteln 1:3 zurück.

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Bis es zu dem unverhofften Happy End kam, wurden die Nerven aller Beteiligten allerdings stark strapaziert. Acht Sekunden waren noch zu spielen, als Davos mit 6 gegen 4 Spieler auf den Ausgleich drückte, Matej Stransky aus guter Position zum Abschluss kam und Reto Berra eine unglaubliche Parade auspackte. Der Freiburger Torhüter hechtete zu Boden, hob seine Schoner und wehrte den Puck in extremis mit den Beinen ab. «Es war sehr glücklich. Wenn wir im Boxplay sind und ich den Puck nicht sehe, versuche ich auf diese Weise alles reinzuhauen – und manchmal klappt es eben, auch wenn es mittlerweile als Old School gilt», sagte Berra nach dem Match. «Aber vielmehr als meine Parade freut mich, dass wir im zweiten Match zum zweiten Mal nach einem Rückstand gewonnen haben. Das spricht für uns und tut gut für die Zukunft.»
Wende innert 28 Sekunden
Die unglaublichen letzten Sekunden waren der Höhepunkt einer verrückten und emotionalen Schlussphase. Eingeläutet hat diese Christoph Bertschy, der sich auf dem Eis immer mehr zum klaren Leader dieser Mannschaft entwickelt. Nach einem Traumpass von Ryan Gunderson behielt er in der 44. Minute die Nerven, als er alleine auf Sandro Aeschlimann zulaufen konnte. Mit dem 2:3-Anschlusstreffer hauchte der Düdinger Gottéron neues Leben ein.
Für die Wende sorgten die Freiburger dann in der 55. Minute mit zwei Treffern innerhalb von 28 Sekunden. Zunächst traf Chris DiDomenico in Überzahl, dann profitierte Marcus Sörensen, der zuvor in vielen Aktionen konfus wirkte, von einem Fehler der Davoser Abwehr und einem Zuckerpass von Nathan Marchon.

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Eigentlich hätten die Freiburger den Sieg danach ruhig nach Hause bringen können. Denn der HCD verlor nun die Nerven und kassierte zwei Strafen innert kurzer Zeit. Die Freiburger vergaben in doppelter Überzahl aber beste Chancen, mehr noch, weil DiDomenico zu lange wartete, um auf die Bank zu gehen, kassierte Gottéron selbst eine Strafe wegen zu vielen Feldspielern auf dem Eis – und ermöglichte so die dramatische Schlussphase, in der Berra, der auch sonst eine starke Partie zeigte, definitiv zum Helden avancierte.
Defensiv lange solid
Wendungen gab es in diesem Match übrigens noch andere. Fast 33 Minuten lang sah es danach aus, als könnten die Freiburger mit einem konzentrierten und klassischen Auswärtsauftritt zum Erfolg kommen. Unter dem neuen Trainer Josh Holden will Davos wieder zu seinem Tempohockey finden, das die Bündner lange Zeit so erfolgreich praktiziert hatten. Gottéron agierte in der ersten Spielhälfte allerdings sehr kompakt, die Stürmer arbeiteten defensiv allesamt gewissenhaft mit. So liessen sich die defensiv soliden Gäste vom schnellen HCD kaum einmal übertölpeln, entsprechend wenige Torchancen musste Freiburg dem Heimteam zugestehen.

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Und als Gottéron zu Beginn des Mitteldrittels in Führung ging, als Samuel Walser nach einem Bock von Michael Fora gedankenschnell direkt abzog, sprach vieles für einen erfolgreichen Auswärtsmatch aus dem Lehrbuch.
Erinnerungen an vorletzte Saison
Ziemlich überraschend fiel das Kartenhaus kurz nach Spielmitte allerdings zusammen, als Chris Egli in der 33. Minute durch einen Ablenker der Ausgleich gelang. Die Freiburger verloren zwischenzeitlich komplett den Faden. Nur eineinhalb Minuten später vertändelte Benoît Jecker in der eigenen Zone dilettantisch den Puck, Stransky bedankte sich mit dem 2:1-Führungstreffer. Das dritte Davoser Tor war danach nur eine Frage der Zeit. In der 38. Minute scheiterte Andres Ambühl noch am Pfosten. Für den Captain, der am Donnerstag seinen runden Geburtstag gefeiert hatte, wäre es der erste Treffer als 40-Jähriger gewesen. Was Ambühl verwehrt blieb, gelang kurz danach Leon Bristedt. In Überzahl erzielte er aus dem Gewühl heraus das 3:1.

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Innert weniger als sechs Minuten schien Gottéron sämtliche Chancen auf Punkte verspielt zu haben – ehe die Freiburger mit ihrer Willensleistung im Schlussdrittel Josh Holden, dessen erste Station in der Schweiz als Spieler 2005 Gottéron war, das Debüt als Headcoach doch noch vermiesten. «Das zweite Drittel war einmal mehr sehr schlecht», sagte Gottéron-Trainer Christian Dubé nach dem Match. «Aber erneut haben wir viel Charakter bewiesen. Die Mannschaft erinnert mich an diejenige aus der vorletzten Saison – da kommen schöne Erinnerungen auf.»
Debüt von Streule
Interessant zu beobachten sind zu Beginn der Saison jeweils die ersten Auftritte der neuen Spieler. Maximilian Streule etwa gab in Davos sein Profidebüt. In seinen 4:02 Minuten Eiszeit machte der 19-jährige Verteidiger seine Sache ganz okay und teilte sogar einen harten Check aus. Allerdings stand er beim Gegentreffer zum 1:1 auf dem Eis und war mit einem unpräzisen Pass im Spielaufbau an der Entstehung des Tors nicht ganz unschuldig. Entsprechend kam er danach nicht mehr zum Einsatz.
Ein wenig mehr Eiszeit (5:46 Minuten) hatte mit Stürmer Dominik Binias der andere junge Mann im Team. Der 21-jährige Stürmer war sehr bemüht und brachte Tempo und Leidenschaft ins Team, in den Zweikämpfen erwies er sich aber ab und zu als zu leicht, weshalb er mehr als einmal unsanft auf dem Eis landete.
Ziemlich genau umgekehrt präsentierte sich der schwedische Verteidiger Andreas Borgman, der einen zwiespältigen Eindruck hinterliess. In den Bandenduellen und Zweikämpfen überzeugte er, allerdings war er mit seiner Langsamkeit und der limitierten Mobilität manchmal auch mitverantwortlich für die eine oder andere Davoser Torchance.
Obwohl bei Freiburg nicht wenige Spieler noch Steigerungspotenzial haben, steht das Team von Trainer Christian Dubé nach zwei Spielen bei zwei Siegen. Am Samstag wartet in der BCF-Arena mit Lugano bereits der nächste Gegner. Mit den Tessinern haben die Freiburger nach den vergangenen Pre-Playoffs definitiv noch eine Rechnung offen.
Telegramm
Davos – Gottéron 3:4 (0:0, 3:1, 0:3)
Eisstadion Davos – 4195 Zuschauer – SR: Piechaczek/ Borga (Schlegel/ Meusy).
Tore: 24. Walser 0:1. 33. Chris Egli (Fora) 1:1. 35. Stransky (Nussbaumer) 2:1. 39. Bristedt 3:1. 44. Bertschy (Gunderson) 3:2. 55. (54:28) DiDomenico (Schmid, Sprunger/Powerplaytor) 3:3. 55. (54:56) Sörensen (Marchon) 3:4.
Strafen: viermal 2 Minuten gegen Davos, dreimal 2 Minuten gegen Gottéron.
HC Davos: Aeschlimann; Dahlbeck, Fora; Jung, Näkyvä; Barandun, Minder; Schneeberger; Knak, Nordström, Bristedt; Nussbaumer, Rasmussen, Stransky; Hammerer, Ambühl, Wieser; Peltonen, Chris Egli, Frehner; Gredig.
Freiburg-Gottéron: Berra; Borgman, Diaz; Jecker, Gunderson; Dufner, Sutter; Streule; DiDomenico, de la Rose, Bertschy; Mottet, Wallmark, Sörensen; Marchon, Schmid, Sprunger; Jörg, Walser; Binias.
Bemerkungen: Davos ohne Dominik Egli und Corvi (beide verletzt), Gottéron ohne Bykow (verletzt) und Seiler (überzählig).– Davos ab 58:42 ohne Torhüter.
Die FN-Besten: Stansky, Berra.

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