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«Einer muss der Letzte sein»

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Ernst Leiser sitzt im sonnendurchfluteten Sitzungszimmer im Gemeindehaus von St. Antoni, vor sich ein Stapel Papiere. Noch bis zum 31. Dezember ist der FDP-Politiker Gemeindepräsident von St. Antoni, und es gilt, Dokumente zu sichten und zu unterschreiben. Leiser tut das als letzter Syndic von St. Antoni. Danach ist St. Antoni Teil der Fusionsgemeinde Tafers.

An der letzten Gemeindeversammlung von St. Antoni haben Sie gesagt, Sie seien Syndic geworden, weil Sie von allen Gemeinderatsmitgliedern am wenigsten überzeugt Nein gesagt hatten. War dieses Amt ein Müssen?

Ernst Leiser: (lacht) Natürlich fand ich das Amt schon reizvoll, da es viele neue Erfahrungen verhiess. Aber ich fühlte mich damals tatsächlich etwas überfordert. Als ich 2016 Syndic wurde, sass ich gerade einmal zwei Jahre im Gemeinderat. Ich hatte wenig Erfahrung. Es hängt schon viel an dem Amt, und ich habe mir das nicht so recht zugetraut.

Warum haben Sie es trotzdem gewagt?

Ich habe eine landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft zusammen mit meinem Nachbarn. Er hat gesagt, dass er einen Teil der Arbeiten übernehmen kann. Auch meine Frau hat eingewilligt, mich zu unterstützen. Und einer musste das Amt ja übernehmen, also habe ich zugesagt.

Waren Ihre Bedenken begründet?

Zum Teil schon. Die zeitliche Belastung ist gross, mit all den Sitzungen, Versammlungen und repräsentativen Aufgaben. Zudem bin ich nicht so stark im Bereich EDV. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich die Unterstützung meiner Gemeinderatskollegen und der Verwaltung brauche, und die habe ich auch erhalten, allen voran von Vize-Gemeinderatspräsidentin Cornelia Rappo und Gemeinderat Christian Sommer. Ich habe viel dazugelernt.

Was denn?

Vor allem, dass man es nicht allen recht machen kann. Und ich habe gelernt, Geduld zu haben. Als Politiker möchte man Projekte manchmal rasch umsetzen. Doch das ist ein Prozess, denn hier in der Schweiz dürfen jeweils viele Leute mitreden, was das Ganze verzögert. Ich finde das aber eine gute Sache.

Als Sie Ihr Amt antraten, war der Fusionsprozess bereits im Gange, und es war absehbar, dass Sie der letzte Syndic von St. Antoni sein würden. Hat Sie das beeinflusst?

Nein, das hat mich nie wirklich beschäftigt. Viele haben mir gesagt: «Hey, du bist historisch.» Aber für mich hat das keine grosse Bedeutung. Einer muss der Letzte sein.

Was waren die Highlights?

Schön war es, am Bankett des Feldschiessens 2019 in St. Antoni zu all den Gästen und Besuchern sprechen zu dürfen. Und ein sehr toller Tag war der 19. Mai 2019, als das Stimmvolk der Fusion mit Tafers und Alterswil mit einer grossen Mehrheit zustimmte. Das hat mich wirklich gefreut, denn wir haben hart gearbeitet für diese Fusion. Gerade für uns in St. Antoni war klar, dass es einfach klappen muss.

Warum?

Wir haben in den letzten Jahren kaum noch Kandidierende für den Gemeinderat gefunden. Ich bin das beste Beispiel: Ich wurde 2014 nach einem Rücktritt in stiller Wahl in den Gemeinderat gewählt, weil niemand sonst kandidiert hatte. Und auch 2016 gab es eine stille Wahl, weil nicht mehr Leute kandidierten, als es Sitze gab.

Was fanden Sie schwierig als Syndic?

Nicht ganz einfach war es, Entscheidungen des Gemeinderats zu kommunizieren, wenn ich wusste, dass dies wohl nicht so gut ankommen würde – besonders, wenn ich persönlich anders entschieden hätte. Unangenehm waren manchmal auch Zuschriften, gerade wenn anonym andere Bürger angeschuldigt wurden.

Wie gingen Sie damit um?

Ich konnte das eigentlich gut wegstecken. Ich habe mir immer gesagt, wenn ich über längere Zeit nicht mehr gut schlafe, dann ist es nicht mehr gut und ich ziehe die Konsequenzen und trete zurück. So weit ist es zum Glück nie gekommen.

Nun haben Sie sich aber nicht mehr zur Wahl gestellt für den neuen Gemeinderat der Gemeinde Tafers. Warum?

Zunächst war ich eigentlich motiviert. Doch in unserer Betriebsgemeinschaft sind wir im Gegensatz zu früher nur noch zu zweit und nicht mehr zu dritt. Gesundheitlich bin ich etwas angeschlagen; ich gehe auf die 60 zu, und ich habe einfach gemerkt, dass es zu viel wird, wenn ich neben der Arbeit als Landwirt noch ein politisches Amt innehabe. Zumal die Arbeitsbelastung für die Gemeinderäte der neuen Gemeinde gerade zu Beginn gross sein dürfte.

Damit endet also Ihre politische Karriere?

Ja, ich denke schon. Falls es noch jemanden bräuchte für eine spannende Kommission, könnte ich mir das vorstellen. Mehr aber nicht.

Wenn Sie zurückblicken auf den Tag, an dem Sie am wenigsten zögerlich von allen Gemeinderatsmitgliedern Nein zum Amt des Syndics gesagt haben – würden Sie das wieder tun?

Ich würde wohl beherzt Ja sagen (lacht). Es war eine sehr interessante Zeit, ich habe viele Menschen kennengelernt und Einblick in Bereiche erhalten, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Es war wirklich eine sehr gute Erfahrung.

Ihr Schlusswort als Syndic an die Einwohnerinnen und Einwohner von St. Antoni?

Es wird sich vieles ändern in St. Antoni, und vieles wird gleich bleiben. Die Verwaltung und der Gemeinderat der neuen Gemeinde werden wohl eine gewisse Zeit brauchen, bis alles eingespielt ist, aber das ist normal. Ich bin überzeugt, dass es mittelfristig sehr gut laufen wird und dass wir im Mai 2019 mit dem Ja zur Fusion eine gute Entscheidung getroffen haben.

«Ich habe gelernt, dass man es als Syndic nicht allen recht machen kann.»

Ernst Leiser

Abtretender Syndic von St. Antoni

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