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Mehr Genie oder mehr Wahnsinn?

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Kaum ein zweiter Spieler polarisiert in der National League so, wie Chris DiDomenico es tut. Die spielerischen Qualitäten des 31-jährigen Kanadiers sind unumstritten. Der Stürmer mit der ausgezeichneten Spielübersicht besitzt die Fähigkeiten, um eine Partie im Alleingang entscheiden zu können. In Langnau war er genau aus diesem Grund über Jahre hinweg der Schlüsselspieler par excellence. 2015 führte «DiDo» die Tigers zurück in die höchste Spielklasse. Einmal in der National League hatte der Mann aus Woodbridge, Ontario, keine Mühe, sich dem höheren Rhythmus anzupassen. Spielte DiDomenico sein bestes Eishockey, stiegen die Siegeschancen der Emmentaler sprunghaft. Es war diese Abhängigkeit vom kanadischen Leitwolf, die die Langnauer Chefetage über vieles hinwegsehen liess. Denn DiDomenico ist einer zwischen Genie und Wahnsinn. Läuft es nicht nach seinem Gusto, wird er zur Diva – oder, noch schlimmer, zum Querulanten.

So wie im Februar 2017, als DiDomenico während der Saison bei den kriselnden Tigers seinen Abgang in die NHL erzwang. Die Ottawa Senators boten dem Kanadier einen Einwegvertrag bis Ende Saison an mit der Option auf einen Zweiwegvertrag im folgenden Jahr. Diese unverhoffte Chance wollte sich Langnaus Topskorer, der 2007 zwar von den Toronto Maple Leafs gedraftet worden war, den Sprung in die beste Liga der Welt aber zuvor nicht geschafft hatte, nicht entgehen lassen. Die Tigers unterbreiteten DiDomenico ein Kompromiss-Angebot: Sobald der Ligaerhalt gesichert sei, dürfe er den Club verlassen. Doch das war für den emotionalen Kanadier keine Option, zumal das Transferfenster in der NHL bereits vorher schloss. Seine Reaktion sei kategorisch gewesen, wie Tigers-Verwaltungsratspräsident Peter Jakob damals in der Zeitung «Bund» zitiert wurde: «Er sagte uns, dass die NHL sein Ziel gewesen sei, seit er denken könne, und dass wir ihm seine Karriere zerstören würden.» Als er dann gar gedroht habe, nie mehr für die SCL Tigers zu spielen, falls der Club seinen Wunsch nicht erfüllte, sei ihnen bewusst gewesen, dass es keinen Sinn ergebe, ihn zum Bleiben zu zwingen, so Jakob.

Nach Eklat gefeuert

Der Publikumsliebling verliess das Emmental Hals über Kopf und konnte seinen Traum von der NHL so doch noch realisieren. Nach drei Spielen mit Ottawa in der Saison 2016/17 – ohne Skorerpunkt – konnte er im darauffolgenden Championat immerhin 24 Partien mit den Senators bestreiten (6 Tore, 4 Assists). Durchsetzen in der NHL konnte er sich indes nicht. Im Verlauf der Meisterschaft 2017/18 wurde DiDomenico in das Farmteam in die AHL abgeschoben. Nach zwei weiteren Teamwechseln in der zweithöchsten nordamerikanischen Liga setzte DiDomenico seinem Übersee-Abenteuer ein Ende – um erneut bei den Tigers, die dem verlorenen Sohn trotz des unschönen Abgangs eineinhalb Jahre zuvor noch einmal den roten Teppich auslegten, anzuheuern.

Doch mit dem Ausnahmekönner DiDomenico kehrten auch die Eskapaden zurück in die Ilfishalle. Einmal brachte er die Tigers mit seinen Undiszipliniertheiten auf dem Eis um die möglichen Punkte, ein andermal wurde er gegenüber den gegnerischen Fans ausfällig. Mal liess sein Trainingsfleiss zu wünschen übrig, dann wiederum vermisste er die ihm seiner Meinung nach gebührende Wertschätzung, weil Sportchef Marco Bayer verlauten liess, dass sich DiDomenico für einen neuen Vertrag bei den Bernern aufdrängen müsse. Das allerdings passte freilich so gar nicht in das Selbstverständnis des Kanadiers. Vergangenen Januar unterzeichnete DiDomenico – sei es aus gekränktem Stolz oder aber aus Überzeugung – bei Gottéron einen Zweijahresvertrag. Nachdem das Verhältnis des Stürmers mit Trainer Heinz Ehlers bereits zuvor nicht zum Besten bestellt war, wurden die Differenzen mit dieser Unterschrift noch grösser. Im März folgte der Eklat. DiDomenico legte sich im Training verbal mit seinem Trainer an, worauf ihn die Tigers noch vor dem Saisonende vor die Türe setzten – mit der Bilanz von 89 Toren und 197 Assists in 270 Partien. Und satten 493 Strafminuten.

Von den Emotionen getrieben

Ein halbes Jahr später steht DiDomenico nun in den Gängen der rundumerneuerten Eishalle im St. Leonhard und will nicht mehr auf das Geschehene eingehen. Derweil ihn auf dem Eis sein zuweilen loses Mundwerk auszeichnet, gibt er sich daneben ziemlich wortkarg. «Es war ein schwieriger Entscheid, das Kapitel SCL Tigers zu beenden. Aber ich denke, dass es letztlich der richtige Entschluss gewesen ist.» Er habe immer gerne in Freiburg gespielt, die Ambiance in der Halle, die Emotionen, all das habe ihn dazu bewogen, bei Gottéron zu unterschreiben.

Mit dem Image der Reizfigur und des kontroversen Spielers habe er keine Probleme. Ihm sei es egal, dass er vom eigenen Anhang geliebt und von den gegnerischen Fans gehasst werde. «Seis drum. Ich habe einen Job auf dem Eis zu erledigen, dabei ist es mir gleichgültig, wer mir zusieht. Wenn die gegnerischen Fans mich nicht mögen, dann ist das eben so. Das gehört zum Spiel.» Was für die Fans gilt, ist bei seinen Mitstreitern nicht anders. «Er ist ein amüsanter, toller Typ», sagt etwa Captain Julien Sprunger über den neuen Teamkollegen, den er bisher nur als nervigen Gegner auf dem Eis kannte. Dementsprechend rasch verlief die Integration des Kanadiers. «Das war einfach. Ich habe hier eine tolle Truppe vorgefunden, die mich mit offenen Armen empfangen hat.» Wenn er zu einer neuen Mannschaft stosse, verstelle er sich nicht, sagt DiDomenico. «Ich bin so, wie ich bin, und trete jedem mit Respekt entgegen. So kommt Gleiches auf dich zurück.»

Bleibt die Tatsache, dass Gottérons neue Nummer 88 – das Jersey mit seiner bisherigen Nummer 89 ist bei den Freiburgern durch Andrei Bykow besetzt – eine schwierige Persönlichkeit ist. Bedenken, dass das Engagement von DiDomenico Unruhe in die Freiburger Kabine tragen könnte, wischt Trainer und Sportchef Christian Dubé weg. «Ich hatte ja selber nicht den einfachsten Charakter als Spieler», so Dubé schmunzelnd. «Es ist oft so, dass aussergewöhnliche Spieler in ihrem Wesen ein wenig speziell sind. Vieles hängt davon ab, wie die Kommunikation mit diesen Spielern verläuft. Ich bin immer sehr offen und ehrlich mit meinen Spielern und bin deshalb überzeugt, dass uns Chris keine Probleme bereiten wird.»

Vielmehr setzt Dubé neben der spielerischen Klasse DiDomenicos geradezu auf dessen Leidenschaft und die Emotionen, die er einbringen kann. «Ja, ich bin schon sehr emotional», erklärt der Neuzuzug, der einst über Asiago und die wenig hochstehende italienische Liga den Weg in die Schweiz gefunden hat. «Ich arbeite daran, das in den Griff zu kriegen, und versuche, etwas ruhiger zu sein. An meinem Spiel werde ich aber nichts ändern.» Dass Gottéron eine Mannschaft sei, die viel Kraft aus den Emotionen schöpfe, käme ihm zupass. «Daraus müssen wir das Maximum holen und das Momentum auf unsere Seite ziehen.»

Polyvalenz als Pluspunkt

Ob seine bis anhin allzu kurze Zündschnur tatsächlich eine Spur länger geworden ist, dürfte sich spätestens dann erweisen, wenn DiDomenico ein erstes Mal auf der Tribüne Platz nehmen muss. Neben den bisherigen Ryan Gunderson, Davis Desharnais, Viktor Stalberg und Daniel Brodin ist der Kanadier einer von fünf Ausländern im Kader der Freiburger, wobei nur deren vier spielen können. «Das ist doch eine schöne Herausforderung», sagt DiDomenico (noch) gelassen. «Es sind alles gute Typen. Wir werden einander unterstützen. Natürlich kackt es dich an, wenn du nicht spielen kannst. Aber letztlich ist Eishockey ein Teamsport. Wenn der Coach entscheidet, dass du nicht spielst, musst du dennoch versuchen, ein guter Teamkollege zu sein.»

Während Gunderson und Desharnais gesetzt sein dürften, scheint DiDomenico gegenüber den zwei Schweden Stalberg und Brodin den Vorteil der Polyvalenz zu haben. War er bei den Tigers als Center unverzichtbar, liess Dubé den Neuling in der Vorbereitung auf der Flügelposition auflaufen. «Ich bekleide beide Positionen gerne, das spielt für mich keine Rolle. Du musst dort Leistungen zeigen, wo dich der Trainer aufstellt – und sei es als Verteidiger.»

Ausser hart zu arbeiten und ein guter Teamkollege zu sein, habe er sich keine persönlichen Saisonziele gesteckt. Dasselbe gelte für das Team. «Manchmal läuft der Puck nicht für dich, dann musst du dich umso mehr reinhauen. Es ist eine Liga, in der jedes Team das andere schlagen kann. Wir haben eine gute Mannschaft, tolle Fans und ein brandneues Stadion. Es wird von uns etwas verlangt», ist sich DiDomenico der Erwartungshaltung bewusst. Wie es um die Launen der neuen Freiburger Reizfigur steht, wird sich beim ersten Gegenwind zeigen. Wenn Dubé die Emotionen DiDomenicos kanalisieren kann und dessen Ego in den Griff bekommt, wird er für Gottéron ein wichtiger Faktor sein, um dereinst das ultimative Ziel, wie der hitzköpfige Kanadier den Meistertitel bezeichnet, anvisieren zu können. Trifft allerdings der gegenteilige Fall ein und DiDomenico sorgt mit seiner Unzufriedenheit für Unruhe in der Kabine – so wie er es in Langnau tat –, könnte sich das Engagement als Hypothek erweisen. Für Spektakel ist jedenfalls gesorgt – so oder so.

Zur Person

Chris DiDomenico

Geburtsdatum: 20. Februar 1989, in Woodbridge, Ontario, Kanada. Grösse: 180 cm. Gewicht: 83 kg. Positionen: Center, rechter Flügel. NHL-Draft: 2007 an der 164. Position der Toronto Maple Leafs. Erfolge: Saison 2006/07 im All-Rookie-Team der Québéc Major Junior Hockey League. 2009 U20-Weltmeister mit Kanada. Dreimaliger Spengler-Cup-Sieger mit dem Team Canada (2015, 2016, 2019). Stationen als Spieler. 2006–2009: Saint John Sea Dogs (OMJHL). 2008–2010: Drummondville (QMJHL). 2010–2012: Rockford Ice Tigers (AHL) und Toledo Walleye (ECHL). 2012–2014: Asiago HC. 2013–2017: SCL Tigers. 2016–2018: Ottawa Senators (NHL), Belleville Senators (AHL), Syracus Crunch (AHL), Rockford Ice Hogs. 2018–2020: SCL Tigers. Ab 2020: Gottéron.

 

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