Buchstäblich so cool wie Boccia: Eisstockschiessen ist eine beliebte Mischung aus Sport und sozialem Anlass. Der grosse Vorteil: Das Regelwerk hat man in wenigen Minuten verstanden.
Auf dem temporären Eisfeld in Murten: Mehrere Gruppen sind in einem Spiel versunken, das entfernt an Curling erinnert. Wer es nicht kennt und nur zuschaut, fragt sich, ob das Eisstockschiessen eine Art Curling light ist oder etwa ein Boccia auf dem Eis. Rolf Reinhard, im dritten Jahr verantwortlich für das Eisstockschiessen bei Murten on Ice, entscheidet sich für Letzteres – Boccia auf Eis. Der Unterschied: «Der Eisstock curlt – also dreht – sich nicht wie im Curling und wird auch nicht mit dem Besen in eine bestimmte Richtung gelenkt.»
Mit dem Stock an die Taube
Die Grundidee des beliebten Sports ist, dass man mit dem Eisstock, den man nicht wirft, sondern eher schiebt, in die Nähe eines beweglichen Ziels, der sogenannten Taube, kommt. Die Taube ist ein Ring, der zuerst im Zentrum des Zielkreises liegt, dann aber auch während des Spiels verschoben werden kann. Die Mannschaft, deren Stock am nächsten bei der Taube liegt, erhält einen Punkt. Und zwar für jeden Stock, der näher an der Taube steht als der nächste gegnerische Stock. Abgerechnet wird natürlich am Ende der Runde – wenn sich die Taube unterdessen bewegt hat, gilt die neue Anordnung. Man spielt auf dem Feld hin und her, bis eine Mannschaft 13 Punkte hat, diese hat gewonnen.

Corinne Aeberhard
Einfache Regeln
Die Gruppen seien sehr unterschiedlicher Herkunft, so Reinhard weiter, Vereine, Familien, Geschäfte, Freundeskreise. Jede und jeder kann mitmachen, sagt Reinhard, egal, ob jung oder alt, ob Sportskanone oder Couch-Potato. «Viele Neulinge haben das Spiel rasch im Griff, es ist wirklich ganz einfach.» Es brauche auch nicht unheimlich viel Kraft dafür. «Der Stock muss einfach das Feld überqueren können.» Unerfahrenen Teilnehmenden geben er und sein Team eine Einführung. Auch das geschieht spielerisch und locker. «Die Leute lachen, wenn ich ihnen zum Beispiel vor dem ersten Spiel einen Klappmeter verteile. Sie merken dann aber warum: Oft sind die Unterschiede klein, es geht rasch um Millimeter.»

Corinne Aeberhard
Stammtisch in Zeiten von Corona
Es ist ein gesellschaftlicher Anlass. «Die einen nehmen vor dem Spiel ein Apéro oder Znacht, die anderen danach, und die dritten nippen während des Spielens an einer Cola – es ist Spiel und Sport gleichzeitig.» Aber es gebe auch immer wieder Teams mit etwas Erfahrung, die dann auch richtig auf Wettbewerb spielen. Das Spiel schaffe Kitt, erhöhe die Gruppendynamik, «hier blühen viele auf, führen intensive Gespräche».
Es sei ein Teamsport, friedlich. «Ich habe nie ein böses Wort gehört, da flucht niemand über den anderen, höchstens über sich selbst. Die Leute haben Freude an der familiären Atmosphäre.» Und wegen Corona wurde das Eisfeld erst recht zu einem Ersatz für den Stammtisch oder das Geschäftsessen, ein Ort des sicheren Zusammenkommens.

Corinne Aeberhard
Beliebt und gebucht
Fazit: Das Interesse am Eisstockschiessen als Freizeitaktivität nimmt zu. Reinhard erkennt das daran, dass die Felder in Murten generell über mehrere Wochen hinweg weitgehend ausgebucht sind. Auch als Breitensport ist es beliebt: Der nationale Eissportverband zählt aktuell rund 25 aktive Vereine in drei Regionen sowie ein Nationalkader. Der internationale Verband zählt 46 Mitgliedsverbände.
Serie
Im Winter draussen
In der dunklen Jahreszeit, wenn die Temperaturen nur knapp über die Nullgrad-Grenze steigen, sind die meisten Menschen wohl am liebsten im Warmen. Doch bei einigen Aktivitäten geht das nicht. Die FN haben sich warm angezogen und erzählen in einer Serie von Menschen, die im Winter draussen sind.
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