Eigentlich sollte dieser Match so etwas wie ein vorgezogener Playoff-Test werden, denn vieles deutet darauf hin, dass sich die beiden Westschweizer Klubs in der Finalrunde wieder treffen könnten. Servette setzte sich gegen ein allerdings geschwächtes Freiburger Team nach harzigem Start doch noch deutlich durch und stellte somit die Meisterschaft-Qualibilanz auf 4:2 Siege. Sollte es wirklich zu diesem Duell in den Playoffs kommen, dürften die Grenats jedenfalls auf dem Papier als klarer Favorit ins Rennen gehen. Einen wirklich zu beurteilenden Gegner gab der HCF gestern Abend jedoch nicht ab, fehlten doch den Saanestädtern nicht nur einige Titulare, auch von den beiden lange Zeit verletzten Ersatzausländern Greg Mauldin und Martin Réway gingen wie von anderen Leistungsträgern im Angriff 60 Minuten kaum Akzente aus. So kam der zweimalige Spenglercup-Sieger ziemlich leicht zu den drei Punkten.
Unterbruch wegen Problemen mit dem Eis
Seit Jahren ist die viel zu hohe Temperatur und das dadurch schlechte und weiche Eis in der altehrwürdigen Genfer Eishalle ein Problem, bisher kam man mit Glück um Spielabbrüche herum. Jetzt ausgerechnet in der Schlussphase der diesjährigen Meisterschaft musste gestern Abend im ersten Drittel der Match deswegen unterbrochen werden. Das Schiedsrichterduo Vinnerborg/Di Pietro zog zuerst die erste Drittelspause vor, doch auch diese ungewöhnliche Massnahme brachte keinen Erfolg. Denn selbst in der verlängerten Pause brachten die drei Genfer Eismeister das Eis hinter dem Freiburger Tor nicht in Ordnung. Als die Spieler zurück aufs Feld kehrten, kam es zu weiteren langen Diskussionen, ehe die Spielleiter um 20.45 Uhr die beiden Teams nochmals in die Kabinen schickten, um mit der Liga über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Eine knappe Stunde danach entschloss man sich dann doch weiterzuspielen, wohl auch deshalb, weil es angesichts der nächste Woche beginnenden Playoffs schwierig war, ein passendes Ausweichdatum zu finden. Klar, dass nach dieser langen Pause der Rest des Spiels unter ganz neuen Voraussetzungen über die Bühne ging.
Bis zur 33. Minute führten die Drachen dank einem Abstauber-Treffer von Ryan Gardner aus der 7. Minute, der ein Zuspiel des Wallisers Mathieu Maret (erster Skorerpunkt des Ex-Martigny-Verteidigers) im Slot eingenetzt hatte, scheinbar sicher mit 1:0 Toren. Dies, obwohl die Genfer eher mehr vom Spiel hatten und auch zu besseren Chancen kamen. Immer wieder konnte bis zu diesem Zeitpunkt der Freiburger Ersatzgoalie Reto Lory, der ja den Klub Ende Saison nach einem Jahr schon wieder verlassen wird, mit guten Paraden seine ziemlich passiv zur Sache gehende Mannschaft im Spiel halten.
Drei Genfer Tore im zweiten Drittel
Dann folgten–nicht zum ersten Mal in dieser Saison–für die Gäste fünf schwarze Minuten, wo sich die Spieler von Trainer Gerd Zenhäusern wohl an die drei sagenhaften Gegentore innert 16 Sekunden beim letzten Auftritt in der Les Vernets erinnert sahen. Diesmal war es nicht ganz so schlimm, aber erneut verlor man wohl den Match wegen einer unglaublichen Schwächeperiode. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison ging der Schuss nach hinten vorweg zulasten des Bykow-Sturms, der sogar in Überzahl beim Stand von 1:1 einen Shorthander kassieren musste. Wiederum war der viel zu offensive Yannick Rathgeb näher beim Genfer Tor, anstatt dem eigenen Hüter zu helfen.
Und zu allem Unglück kassierte man ein paar Sekunden vor Schluss des zweiten Drittels, das wegen der vorverschobenen ersten Pause gute 32 Minuten dauerte, auch noch das dritte Gegentor. Zum gleichen Zeitpunkt prügelten sich auf der anderen Seite Eliot Antoinetti und Heisssporn Kilian Mottet; die Spielleiter liessen jedoch den Match weiterlaufen, was Servette nutzte, um sich für den letzten Abschnitt einen vorentscheidenden Vorteil zu verschaffen.
Letztes Drittel im Trainingsrhythmus
Weil Genf schon nach 32 Sekunden im letzten Abschnitt auf 4:1 stellte und damit den Freiburgern endgültig den Wind aus den Segeln nahm, absolvierten die beiden Teams in der Folge den letzten Abschnitt mehr oder weniger im Trainingsrhythmus, ohne einander noch wehzutun. Zwischendurch zeigte der Sieger seinem Anhang noch die eine oder andere gelungene Aktion, während Goalie Robert Mayer einen ziemlich ruhigen Abend genoss. Jungstar Florant Douay (21) kam dann auch noch zum Handkuss und liess die Rechnung für die Gäste so ziemlich gesalzen ausfallen (51.).
Bei Freiburg dachte man in dieser Phase wohl schon an das heutige Derby gegen den SCB, der sich ja gestern gegen Lausanne ebenfalls für die Playoffs qualifizierte. So wird dieses sechste Zähringer-Derby mehr oder weniger zur Kehraus-Partie. Gottéron täte aber gut daran, sich anders als in Genf zu präsentieren, denn in dieser Form wird man in der Endausmarchung kaum Siege holen. Zudem hat man es einmal mehr verpasst, eine besser klassierte Mannschaft zu bezwingen. Aber die Mannschaft von Gerd Zenhäusern hat ja in dieser Saison oftmals bewiesen, dass man sich nach Rückschlägen steigern kann; das physisch starke Servette seinerseits muss man in dieser Form zu den Meisterschaftsfavoriten zählen.
Telegramm
Servette – Gottéron 5:1 (0:1, 3:0, 2:0)
7017 Zuschauer.–SR Dipietro/Vinnerborg, Progin/Tscherrig.Tore:7. Gardner (Maret) 0:1. 33. Bezina 1:1. 35. Kast (Bezina/Ausschluss Douay!) 2:1. 39. Rubin (Douay, Pyatt) 3:1. 41. Rod (Romy) 4:1. 51. Douay 5:1.Strafen:3-mal 2 Minuten gegen Genf-Servette, 4-mal 2 Minuten gegen Gottéron.
Genf-Servette:Mayer/Léo Chuard (ab 57.); Fransson, Vukovic; Antonietti, Loeffel; Bezina, Jacquemet; Romain Chuard; Riat, Romy, Simek; Rubin, Slater, Wick; Rod, Lombardi, Gerber; Pedretti, Pyatt, Douay; Kast.
Freiburg-Gottéron:Lory; Rathgeb, Ngoy; Ellerby, Alexandre Picard II; Abplanalp, Maret; Neuenschwander, Bykov, Sprunger; Neukom, Gardner, Vauclair; Mottet, Réway, Mauldin; Glauser, Schmutz, Loichat.
Bemerkungen:Servette ohne Almond, Bays, Iglesias, Mercier (alle verletzt), Traber (krank) und D’Agostini, Gottéron ohne Pouliot und Genoway (alle überzählige Ausländer), Rivera (überzählig), Camperchioli, Fritsche, Kamerzin, Plüss, Schilt (alle verletzt). Pfostenschuss Romy (2.). Partie in der 9. Minuten wegen Loch im Eis für 70 Minuten unterbrochen.
Die FN-Besten:Bezina und Gardner.
Der heutige Gegner
Die Fakten zum SC Bern
• Im Saisonvergleich führt Bern gegen Gottéron mit 3:2 Siegen.
• Mit einer Erfolgsquote von knapp 24 Prozent verfügt der SCB über das zweitbeste Powerplay nach Servette.
• Auswärts ist Bern das meistbestrafte Team (14,7 Minuten im Schnitt).
• Topskorer ist Cory Conacher (22 Tore, 30 Assists).fs