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«Endlich an einem Ort vereint»

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Haben Sie schon einmal etwas in der Hand gehalten, das eine halbe Million Jahre alt ist?» Othmar Keel, Präsident der Stiftung Bibel- und Orientmuseum, fragts und legt der Journalistin behutsam ein behauenes Stück Stein in die Hand. Es ist ein Faustkeil, der in einer längst vergangenen Welt einem Homo erectus gehört hat, einem Vorgänger des Homo sapiens. Drei solche Keile befinden sich in den Sammlungen Bibel und Orient der Universität Freiburg. Sie stammen aus Ausgrabungen in Syrien und sind die weitaus ältesten Stücke in der Sammlung. Diese umfasst heute rund 15 000 Objekte aus allen Ländern des Nahen Ostens. Viele stammen aus dem 1. Jahrtausend vor Christus, einige aus der Jungsteinzeit, die in Palästina von 9000 bis 6000 v. Chr. dauerte. Auf der anderen Seite des Zeitspektrums finden sich neuzeitliche Tora- und Koran-Handschriften.

An einem Ort vereint

Rund 400 Objekte aus der in dieser Breite einzigartigen Sammlung sind dem Publikum ab Montag in einem neuen Ausstellungsraum an der Universität Miséricorde zugänglich. Der 60 Quadratmeter grosse Raum, ein ehemaliger Computersaal, bietet dem Bibel- und Orientmuseum viermal mehr Platz, als es bisher hatte. In 17 Vitrinen sind Figuren, Gefässe, Werkzeug, Schrifttafeln, Sarkophag-Fragmente und vieles mehr ausgestellt.

Der grösste Teil der Sammlung besteht indessen aus Miniaturobjekten wie Münzen, Amuletten und Rollsiegeln. Allein 6600 Stücke umfasst die Sammlung von Skarabäen und Siegelamuletten, die das Biblische Institut der Universität Freiburg 1983 ankaufte–die drittgrösste derartige Sammlung der Welt. Von diesen Miniaturobjekten sind in der Ausstellung nur einige ausgewählte Stücke zu sehen. Doch die neuen Räume bieten Platz für die kompletten Sammlungen, die bisher an verschiedenen Orten untergebracht waren. Das habe nicht nur konservatorische Vorteile, sondern sei auch für Forscherinnen und Forscher praktischer, sagt Othmar Keel. «Endlich ist die ganze Sammlung an einem Ort vereint», so der Stiftungspräsident und emeritierte Professor. Den Traum, das Museum dereinst im Thierryturm neben der Universität Miséricorde unterzubringen, hat er zwar noch nicht ganz aufgegeben. Vorerst seien die Räume im Westflügel des Universitätsgebäudes aber eine gute Lösung (siehe auch Interview).

Viele Gemeinsamkeiten

Die Ausstellung in den 17 Vitrinen ist als Dauerausstellung konzipiert, wobei gelegentlich einzelne Objekte ausgetauscht werden. Der Rundgang beginnt mit Relikten des Alltags in biblischer Zeit, zum Beispiel Keramikgefässen, Werkzeug, Lampen oder Figuren, die von der Domestizierung von Tieren zeugen. Eine Vitrine widmet sich der kanaanäischen Kultur, ehe es ins alte Ägypten geht. Da findet sich etwa eine Darstellung von Ramses II. mit einem gefangenen Nubier, während andere Objekte von der ägyptischen Götterwelt und dem ägyptischen Auferstehungsglauben erzählen. Eine eigene Vitrine zeigt, dass Letzterer auch vor Tieren keinen Halt machte: Hier sind die Überreste von Mumien eines Ibis und zweier Falken zu sehen.

Über das alte, verschiedenen Einflüssen ausgesetzte Palästina führt die Reise zu den monotheistischen abrahamitischen Religionen: Judentum, Islam und Christentum. Die ausgestellten Objekte illustrieren eine wichtige Botschaft des Bibel- und Orientmuseums, nämlich, dass die heute teilweise verfeindeten Religionen eine gemeinsame Geschichte haben. «Wir machen die Gemeinsamkeiten zwischen jüdischem, islamischem und christlichem Glauben deutlich und zeigen die Einflüsse der heidnischen Riten und Symbole auf», sagt Keel. So hat die geflügelte Darstellung von Engeln ihren Ursprung einerseits bei der antiken Siegesgöttin Nike respektive Victoria, andererseits bei den heidnischen Amor-Darstellungen.

«Das Bibel- und Orientmuseum soll eine Brücke schaffen zwischen den Religionen, den Konfessionen und den Konfessionslosen», so Othmar Keel. Diesen Gedanken verfolge es schon seit jeher. Aber, so die Hoffnung des Theologen und Bibelwissenschaftlers: «Mit der neuen Ausstellung können wir mehr Leute ansprechen und viel mehr Beispiele zeigen.»

Die Eröffnung amMo., 20. Oktober,findet im Beisein von Bundesrätin Simonetta Sommaruga und Staatsrat Jean-Pierre Siggen statt und ist öffentlich. Beginn um 18.15 Uhr im Auditorium C der Universität Miséricorde.Öffnungszeiten:Di. bis Fr. 15 bis 17 Uhr; Besuche auf Anfrage via 026 300 73 87 oder info.bom@unifr.ch.Infos:www.bible-orient-museum.ch.

Chronologie

Der Traum von einem Museum

1966, 1981 und 1983:Die Münzensammlung von Josef V. Kopp, die Stempel- und Rollsiegelsammlung von Rudolf Schmidt und die Skarabäen und Siegelamulette von Fouad S. Matouk gehen in den Besitz der Universität Freiburg über und bilden den Grundstock der Sammlungen Bibel und Orient.

1999:Erste Ausstellungen in einer Vitrine in der Ehrenhalle der Uni Miséricorde.

2000:Ausstellung «Tiere in der Bibel und im alten Orient» in vier Schaufenstern in der Stadt.

2001:Eine Machbarkeitsstudie für die Einrichtung eines Museums im Thierryturm beziffert die Kosten auf rund 30 Millionen Franken.

2001–2004:Wanderausstellungen und Beginn der Erfassung der Museumsbestände in einer elektronischen Datenbank.

2004:Gründung des Vereins «Projekt Bibel und Orient».

2005:Gründung der Stiftung Bibel und Orient durch den Kanton, die Universität und den Verein. Ziel ist die Errichtung eines Bibel- und Orientmuseums.

2005:Eröffnung eines Ausstellungskabinetts mit sechs Vitrinen an der Universität Miséricorde.

2007:Das Bibel- und Orientmuseum erhält an der Universität ein Magazin für seine Sammlung und seinen Medienverlag.

2010:Die Datenbank BODO mit den Museumsbeständen geht online.cs

Interview: «Gemeinsames dient dem Frieden»

D as Bibel- und Orientmuseum blickt nicht nur in die Vergangenheit, sondern leistet auch einen Beitrag zu aktuellen Fragen. Stiftungspräsident Othmar Keel sagt im Gespräch mit den FN, was das Museum mit dem Frieden auf der Welt zu tun hat.

 

Othmar Keel, das neue Bibel- und Orientmuseum darf am Montag zur Eröffnung nicht nur Staatsrat Jean-Pierre Siggen, sondern auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga begrüssen. Wie kommen Sie zu der Ehre?

Man ist manchmal versucht, die Justizministerin als Migrationsministerin zu bezeichnen, da kein Amt des Departements so viel zu reden gibt wie das für Migration. Unser kleines Museum leistet einen ganz spezifischen Beitrag zur Integrationsproblematik: Es betont die engen Zusammenhänge zwischen den drei monotheistischen Schriftreligionen Judentum, Christentum und Islam. Darum haben wir die Justizministerin eingeladen. Ihre Anwesenheit ist für uns eine grosse Ehre und Anerkennung.

 

Im Zusammenhang mit der Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen haben Sie das Konzept der Vertikalen Ökumene entwickelt. Dieses hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst …

Früher war es das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten beziehungsweise zwischen Christen und Juden, das für Zündstoff sorgte. Heute beherrscht die Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam die Debatten. Das zeigt sich nicht zuletzt in dem hochemotionalen Streit um das Zentrum für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg. Der Islam ist heute für viele der Sündenbock, dabei gibt es so viel Gemeinsames. Die meisten Muslime in der Schweiz sehen das übrigens auch so.

Die Thematik des Bibel- und Orientmuseums reicht aber weit über die abrahamitischen Religionen hinaus.

Dafür steht in der Bezeichnung des Museums das Wort «Orient», das auf die mesopotamische, kanaanäische, altägyptische und griechisch-römische Kultur verweist. Wir zeigen, wie die drei monotheistischen Schriftreligionen zwar rabiat gegen naturnahe, polytheistische Religionen polemisieren, dabei aber gleichzeitig verdrängen, wie viele Bilder, Symbole, Feste und Heiligtümer sie von diesen übernommen haben. Das wichtigste am Bibel- und Orientmuseum ist das «und»: Sieht man das Gemeinsame, dient dies dem Frieden; betont man die Gegensätze, kommt es zu Streit und Krieg.

 

Sie haben lange versucht, das Bibel- und Orientmuseum im Thierryturm unterzubringen. Ist dieser Plan mit der jetzigen Lösung endgültig vom Tisch?

Der Thierryturm ist für mich immer noch der ideale Standort für das Museum, nicht zuletzt, weil der Turm ein wunderbares Symbol für die Vertikale Ökumene wäre. Aber Umbau und Ausstattung des denkmalgeschützten Turms würden gegen 30 Millionen Franken kosten. Universität und Kanton Freiburg können das nicht zahlen, und einen potenziellen Sponsor sehe ich im Moment nicht. Darum bin ich sehr froh über die Räume, die wir jetzt an der Uni Miséricorde gefunden haben. cs

 

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