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«Endlich sagen, was passiert ist»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der südkoreanische Regisseur Sung-Bong Cho über die Verhältnisse in seinem Land

In Südkorea kamen die Verbrechen der damaligen Zeit nie vor richterliche Instanzen. Jene, welche die Verbrechen begangen hatten, wurden nie bestraft. Dieses Problem besteht bis jetzt, und deswegen habe ich diesen Film gemacht.

Erstens hätten wir das genügende Archivmaterial nicht, um etwas direkt über die Massaker zu machen. Die Bilder, welche wir davon zur Verfügung haben, sind von der amerikanischen Armee herausgegeben worden. Diese Bilder widergeben natürlich die amerikanische Sicht der Dinge und sind deshalb für uns nicht sehr nützlich.

Zweitens denke ich, dass es wichtiger ist, dass die Leute, welche von den Massakern betroffen waren, ihre Gefühle dem Publikum gegenüber ausdrücken, als dass die Ereignisse der damaligen Zeit gezeigt werden.

Als ich im Jahre 1997 «Jagd auf die Roten 1» drehte, wollte eine alte Grossmutter ihr Gesicht nicht zeigen. Bei «Jagd auf die Roten 2 – Staatsverbrechen» wollte sich niemand verbergen, aber ein Mann der viele Schusswunden hat, wollte diese nicht zeigen, da er so beschämt war. Wir haben in der Folge zusammen etwas getrunken, und danach hatte er den Mut, seine Wunden vor der Kamera zu zeigen.

Damit die Leute über ihre Erinnerungen erzählten, musste ich zuerst ein gewisses Vertrauensklima schaffen. Während fünfzig Jahren haben die betroffenen Leute geschwiegen, die Traurigkeit hatten sie in sich vergraben. Es war so für die Leute schwierig, sich auszudrücken. Zudem war das Vertrauen dieser Leute in die Regierung, aber auch in andere Menschen gebrochen. Die Regierung hat soviel leere Versprechen gemacht. So musste ich zuerst zusehen, dass mir die Leute glaubten. Ich habe ihnen gesagt, es sei endlich Zeit zu sagen, was passiert ist.

«Jagd auf die Roten 1» war seinerzeit mit einer regelrechten Bewegung verbunden, welche damals durchaus eine Wirkung zeigte. «Jagd auf die Roten 2» hat in Südkorea noch beinahe niemand gesehen, der Film ist erst im Dezember 1999 zu Ende gedreht worden. «Jagd auf die Roten 2» ist jedoch ein Start zur Festhaltung der Geschichte.

In Südkorea gibt es seit vergangenem Jahr ein Spezialgesetz für die Untersuchung der Greueltaten der Vergangenheit. Die Regierung gibt zu, dass sie Verbrechen verübt hat, dass Polizisten und Soldaten Unschuldige umgebracht haben. So hat sie dieses Gesetz geschaffen. Dieses Gesetz ist wie ein Start, aber wir müssen weiterkämpfen, bis die Opfer zu ihrem Recht gelangen.
Durch eine Revolution – wie etwa der Französischen – können die Leute zu einer neuen Welt, einer neuen Zeit kommen, aber in Südkorea hatten wir niemals einen solchen Schritt. In den Fünfziger Jahren sind die falschen Leute an die politische Macht gelangt, und bis jetzt wurden die Probleme bei uns deswegen nie gelöst, sondern bloss gelagert.

Frei wie ein Schmetterling (lacht). Nein, im Ernst, ich stehe in Südkorea unter Anklage, weil ich mit Kollegen ein Filmfestival über Menschenrechte organisiert habe. Meine Situation ist nicht sehr klar, und ich hatte Schwierigkeiten, die Bewilligung für die Reise in die Schweiz zu erhalten.

«Widerstandskino
in Südkorea»

Zehn mehr oder weniger dokumentarische Filme werden diese Woche im Rahmen des Festival-Zyklus’ zum «Widerstandskino in Südkorea» vorgeführt. Eines dieser Werke ist Sung-Bong Chos «Redeuh Hunteuh to – Kukgajuk Bumje» oder «Jagd auf die Roten 2 – Staatsverbrechen».

Die Überlebenden der blutigen Massaker, welche zwischen 1947 und 1953 unzähligen «des Kommunismus’ verdächtigten» Koreanerinnen und Koreanern das Leben gekostet haben, erzählen von diesen schrecklichen Zeiten und stehen so im Mittelpunkt von «Redeuh Hunteuh to – Kukgajuk Bumje». Archivbilder werden nur wenige gezeigt.
Sung-Bong Cho, der 1961 in Pusan geboren wurde, betätigt sich seit 1992 im Filmbereich. Nach der Produktion einiger Filme über Gewerkschaften, drehte er anno 1997 mit «Redeuh Hunteuh» seinen ersten Dokumentarfilm. Dem Erstling folgte jenes Werk, welches heuer in Freiburg zu sehen war.

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