Tierschutz à la Susy Utzinger benötigt viel Energie, einen starken Willen und Durchhaltevermögen. Diese Eigenschaften kamen der Powerfrau bereits in ihrer Kindheit zugute. Diese war überschattet von unsteten Eltern, die ihr wenig Halt und Liebe boten. Trotz Widerstand der Erziehenden lernte sie eigenständig zu handeln und auf ihre Gefühle zu achten. Sie entwickelte sich zu einer Erwachsenen voller Enthusiasmus – … «Aufgeben ist in meiner Genetik nicht verankert» – und klaren Lebensgrundsätzen.
Engagement für Hilfsbedürftige
Der selbständigen Journalistin und freien Autorin Franziska K. Müller ist es hervorragend gelungen, aus Gesprächen mit Susy Utzinger ein eindrückliches Zeugnis über ihr Leben zu schreiben, mitreissend und fern jeder Sentimentalität. Die Thematik «Tierschutz» ist äusserst komplex und wird tagebuchartig nachvollziehbar erklärt. Der Antrieb zu jahrelangem Einsatz ist für die Tierschützerin in erster Linie das Leid der Tiere, die sie selbst hat leiden sehen. Ihr wird klar, dass zwar direkte Hilfe von Grund auf und vor Ort schwieriger ist, als ein einzelnes Tier zu retten, jedoch bedeutend nachhaltiger.
Um effizienter Hilfe zu leisten, gründet sie die Susy Utzinger Stiftung. Mit unzähligen Arbeitseinsätzen mit Mitarbeitern und treuen Freiwilligen widmet sie sich der Aus- und Weiterbildung von Fachleuten und der Information der Bevölkerung. Damit das Tierleid eingedämmt wird, legt sie vor allem im Ausland, wo viele Tiere auf der Strasse leben, Wert auf Kastrationsaktionen bei Hunden und Katzen.
Ein breites Hilfe-Spektrum
Auch der Massentierhaltung wird ein Kapitel gewidmet. Damit steht es nicht nur im Ausland zum Argen. Oft wird nachfragebedingt überproduziert, ohne Rücksicht auf das Tierwohl, beispielsweise bei der Eierproduktion. Übel ist auch der Welpenhandel, der immer mehr von Ländern Osteuropas auf die Schweiz überschwappt. Hunde, die im Ursprungsland unter misslichsten Verhältnissen «produziert» und dann als meist kranke «Ware» auf Internet und schummrigen Parkplätzen gehandelt werden. Solche kriminellen Machenschaften bekämpft Susy Utzinger gemeinsam mit anderen Tierorganisationen im In- und Ausland. In Tierwaisen-Hospitälern werden zudem in verschiedenen Ländern Hilfe für Tiere in Not angeboten. Es wird plausibel erklärt, dass Probleme nur an einen anderen Ort verschoben werden, wenn aus falsch verstandener Tierliebe Hunde und Katzen im Ausland aus ihrer angestammten Umgebung «gerettet» und in die «sichere» Schweiz gebracht werden.
Kampf gegen Windmühlen?
Professionalität ist Susy Utzinger seit zwanzig Jahren wichtig. Sie gibt deutlich zu verstehen, dass wirkungsvolle tierschützerische Arbeit auf langjähriger Erfahrung basiert. Wo die Bevölkerung informiert und ihr gleichzeitig geholfen wird, kann das Tierelend effizienter eingedämmt werden. Deshalb baut ihre Stiftung überall auf der Welt, wo Tiere Not leiden, Heime auf, die danach weiter unterstützt werden; für Tierpflege und Futter wird gesorgt, betroffene Helfer werden geschult, Tierärzte weitergebildet.
Eine beeindruckende Biografie für alle, die Tiere und ihre Lebensgrundlagen respektieren und mehr über das uneigennützige Engagement einer starken Frau erfahren möchten.
Susy Utzinger: Heimatlos. Aus dem Tagebuch einer Tierschützerin. Geschrieben von Franziska K. Müller. Mit Fotos. Gockhausen: 2017 Wörterseh Verlag.
Giovanna Riolo ist freie Rezensentin.