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Engagierte Väter

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Das Paar hat zwei Kinder im Alter von sechs und zwei Jahren. Vater und Mutter, beide Akademiker, arbeiten je 80 Prozent. Bub Zeno besucht die erste Klasse, und Tochter Linda ist an zwei Tagen pro Woche in der Kita. Am Montag ist die Mutter zu Hause, am Freitag der Vater. Am Donnerstag reist–seit der Bub auf der Welt ist–die Grossmutter aus der Innerschweiz an und steht frühmorgens vor der Türe in Bern. Die Woche der jungen Familie ist durchorganisiert. Dies alles in der Hoffnung, dass weder die Kinder noch Vater oder Mutter ernsthaft erkranken. Denn dann gerät einiges aus dem Ruder oder wird zumindest zur zusätzlichen Belastung, wenn es darum geht, den Hütedienst zu organisieren.

 Das Beispiel der Familie, in der beide Elternteile arbeiten, ist kein ungewöhnliches. Es trifft auf gut sieben Prozent der Befragten zu, wie die kürzlich erschienene Studie «Tarzan» der Universität Freiburg zeigt. Wer sind die «neuen Väter»? Wie bringen sie Kinderbetreuung, Haushalt und Beruf unter einen Hut? Wie steht es mit ihrer Freizeit? Diesen Fragen ging Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Freiburg, nach und befragte dazu rund 300 Familien.

Neue Vätergeneration

Die Frauenbewegung der Siebziger- und Achtzigerjahre hat die traditionelle Stellung der Männer ins Wanken gebracht. Die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen forderte engagierte Väter. So kümmert sich heute ein Grossteil der Väter intensiv um den Nachwuchs. In keiner Generation zuvor war das so.

Die «neuen Väter» sind im Durchschnitt während einer Woche über 83 Stunden für Familie und Beruf im Einsatz. Davon entfallen rund 46 Stunden auf die Erwerbsarbeit und 37 Stunden auf Familie und Freizeit. Die Studie zeigt auch, dass Väter trotz Betreuungsarbeit den Grossteil des Familieneinkommens einbringen. Dass dabei für persönliche Freizeit, Partnerschaft, Freundschaften oder Sport nicht mehr viel Zeit übrig bleibt, liegt auf der Hand: «Vor dem Hintergrund des Zeitbudgets erstaunt es kaum, dass für Väter einiges zu kurz kommt», resümiert Stamm.

Drei Vatertypen

Bezüglich Engagement der Väter hat die Studie drei Typen ausgemacht: Der «traditionelle Kuschelvater» (ca. 30 Prozent) spielt mit seinem Kind und kuschelt gerne. Doch hat er traditionelle Vorstellungen und erwartet von seiner Frau, dass sie nur beschränkt berufstätig ist. Ganz anders der «egalitäre und ambitionierte Vater» (ca. 38 Prozent). Für ihn ist klar, dass seine Frau genauso berufstätig sein kann wie er. Er hilft im Haushalt mit und kümmert sich vor allem um die schulischen Leistungen der Kinder.

Das Etikett «Orientierungsloser und distanzierter Vater» (ca. 32 Prozent) schliesslich bezeichnet jene Männer, die sich in der Familie nur bescheiden einbringen. Dieser Vater gilt als unbeholfen und distanziert. Dazu Margrit Stamm: «Beim dritten Typ zeigt sich, dass lange nicht alle Väter heute zu den ‹neuen›, engagierten und fürsorglichen Vätern zählen.»

Hartnäckige Mythen

Der Blick auf die Väter ist neu. In den letzten Jahren stand vorab die berufstätige Mutter im Mittelpunkt des Interesses. «Obwohl sich in dieser Hinsicht einiges bewegt hat, ist der Blick immer noch defizitär», betont Stamm. Zu sehr werde engagierte Vaterschaft noch an der allzeit verfügbaren Mutter gemessen.

Die Studie zeigt ebenfalls auf, wie sehr das Vaterbild von Mythen geprägt ist: So halte sich etwa die Meinung, mehr Präsenz wäre besser. Doch Stamm sagt: «Weder ist ein Mehr an Präsenz der Väter für den Nachwuchs automatisch entwicklungsfördernd noch sind Frauen von Natur aus stärker als Männer dazu bestimmt, Kinder zu versorgen.»

Auch der Mythos, dass Männer es besser schaffen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen, wird demontiert. Stamm: «Sie stecken ebenso im Dilemma wie ihre Partnerinnen.»

Vollzeit und Teilzeit

Doch wie sieht das häufigste Erwerbsmodell aus? Mit knapp 60 Prozent überwiegt deutlich das Vollzeit-Teilzeit-Modell. Wenig verbreitet ist hingegen das Teilzeit-Teilzeit-Modell, wo beide Partner zu gleichen Teilen berufstätig sind (ca. 13 Prozent). Nur gerade sechs Prozent der Befragten arbeiten beide in Vollzeit. «Die Vollzeit arbeitenden Väter bezeichnen Kinder und Familie als das Wichtigste in ihrem Leben, obwohl nur wenige bereit sind, ihre berufliche Tätigkeit tatsächlich zu reduzieren», bemerkt Stamm.

Und wie sieht es bei den Müttern aus? Gut 15 Prozent der Mütter sind nicht berufstätig. Und in Familien mit Kleinkindern bis zu sechs Jahren sind es gar 27 Prozent.

Margrit Stamm hat für die Studie der Universität Freiburg rund 300 Familien befragt. Bild Marco Zanoni, zvg

Forderungen: Neuer Blick auf die Väter

D er Durchschnitt der befragten Väter habe eine moderne Vorstellung der Rollen von Mann und Frau, so Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm. Doch diese Vorstellungen müssten neu ausgehandelt werden, sagt sie – und stellt dazu folgende Forderungen:

1. Der Blick und die Diskussion über Väter dürfen sich nicht nur auf das erste Lebensjahr oder die frühe Kindheit reduzieren. Einzubeziehen sind ebenso die langfristigen Auswirkungen des väterlichen Engagements.

2. Nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Familie der Mütter muss diskutiert werden, sondern auch jene der Väter. Sie muss Grundlage für strukturelle Reformen werden.

3. Väter dürfen nicht an den Müttern gemessen werden. Die gängige Mütter-Glorifizierung darf nicht weiterhin Ausgangslage für die Bewertung «guter» Vaterschaft sein.

4. Die Rolle des Vaters ist eine andere als jene der Mutter. Daher muss die unterschiedliche Bedeutung viel stärker hervorgehoben werden.

5. Und last but not least ruft Stamm die Väter auf, ihre Stimme zu erheben und zu sagen, was sie möchten und was sie von den Partnerinnen erwarten. il

Vaterrolle: Unsichtbare Leistungen

T raditionelle Vaterschaftskonzepte konzentrieren sich auf die Präsenz des Vaters in der Familie und auf seine sichtbaren Betreuungs- und Fürsorgeleistungen. Das sei einseitig, sagt Margrit Stamm. «Die Präsenz ist stark überbewertet. Väter erbringen viele unsichtbare Leistungen, die nicht gewürdigt werden, etwa die Steuererklärung ausfüllen, das Auto warten, Versicherungen abschliessen oder Kleinreparaturen in der Wohnung ausführen.» Einzubeziehen sei auch das unsichtbare emotionale Engagement für das Kind, wie etwa das Vorsprechen in Kita, Kindergarten und Schule. il

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