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Englisbourg scheitert an Granges-Paccot

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1617 Einwohnerinnen und Einwohner der vier Gemeinden Givisiez, Granges-Paccot, Corminboeuf und Chésopelloz haben gestern Ja gesagt zu einer Fusion, 1161 sagten Nein. Weil aber in Granges-Paccot die grosse Mehrheit–mehr als zwei Drittel der Stimmenden–das Fusionsprojekt ablehnte, gibt es keine neue Gemeinde Englisbourg: «Es war immer klar: Wir fusionieren zu viert oder gar nicht», sagte Albert Lambelet (CVP), Syndic von Corminboeuf, gestern vor den Medien. «Der Fusionsprozess geht hier zu Ende.»

Knackpunkt Finanzen

Er sei enttäuscht, sagte Lambelet. «Wir haben in den letzten drei Jahren unser Herz, unsere Seele, unsere Arbeitskraft in dieses Projekt gesteckt.» Vielleicht habe das Steuerungskomitee einige Elemente verkannt, gerade in Granges-Paccot: «Die Problematik der Finanzen war wohl ein Grund für die ablehnende Haltung in Granges-Paccot», sagte Lambelet. So steht Granges-Paccot sehr gut da: Die Gemeinde weist ein Vermögen aus und hat eine sehr gesunde finanzielle Situation. Die anderen drei Gemeinden haben alle Schulden.

René Schneuwly (CVP), Syndic von Granges-Paccot, kann die genauen Gründe für die ablehnende Haltung seiner Gemeinde noch nicht nennen. «Wir müssen das Resultat erst einmal analysieren.» Er kann sich aber vorstellen, dass die Finanzen eine grosse Rolle gespielt haben. «Das ist ein kurzfristiges Denken», sagt er. Es gebe auch Leute, welche um die Unabhängigkeit fürchteten. «Aber es hat wohl kaum Leute, die Nein gestimmt haben, weil sie eine grosse Fusion mit den Zentrumsgemeinden wollen», sagte Schneuwly (siehe auch blauer Kasten). «Sonst hätten auch die anderen Gemeinden mehr Nein-Stimmen.» Er hob hervor, dass das Nein seiner Gemeinde sehr gewichtig sei.

«Brauchen Bedenkzeit»

Auch der Syndic von Givisiez, Georges Baechler (parteilos), zeigte sich enttäuscht. «Nun brauchen wir eine Bedenkzeit, bevor wir schauen, wie wir weiterfahren wollen.» Christian Vorlet (parteilos), Syndic von Chésopelloz, betonte, dass die vier Gemeinden während der Vorbereitungen für die Fusion eng zusammengearbeitet hätten. «Die Zusammenarbeit, die wir er- reicht haben, geben wir nun nicht auf.» Dies betonten auch die anderen Syndics. So sagte Schneuwly: «Wir haben einige Punkte und Synergieansätze herausgearbeitet, die wir trotz des Neins zur Fusion weiterverfolgen werden.»

Doch eine Grossfusion?

Ob die vier Gemeinden nun auch eine grössere Fusion, beispielsweise mit Freiburg, Villars-sur-Glâne und Marly anstreben, konnten die vier Syndics gestern noch nicht sagen. «Wir brauchen nun etwas Zeit für eine Analyse», sagte Lambelet. «Vielleicht erkennen wir dann einen neuen Weg, vielleicht integrieren wir die Idee des starken Zentrums in unsere Überlegungen–aber heute ist es zu früh, um bereits einen neuen Weg einzuschlagen.»

Reaktionen: «Ein urbanes Fusionsprojekt»

Staatsrätin Marie Garnier (Grüne) sagte gestern vor den Me- dien, der Staatsrat bedauere, dass Givisiez, Granges-Paccot, Corminboeuf und Chésopelloz nicht zu Englisbourg fusionieren. «Die neue Gemeinde hätte Strukturen für die Zukunft geschaffen.» Nun seien die Behörden aller Gemeinden im Raum Grossfreiburg gefragt: «Es muss ein wirkliches, urbanes Fusionsprojekt entstehen.» Carl-Alex Ridoré, Oberamtmann des Saanebezirks, zeigte sich erfreut darüber, dass die vier Syndics ihre Zusammenarbeit trotz der gescheiterten Fusion weiterführen wollen (siehe Haupttext).

Neue Diskussionen?

«Einmal mehr sind die Finanzen das Problem bei einer Fusion», sagte Erika Schnyder (SP), Syndique von Villars-sur-Glâne, den FN. Granges-Paccot verfüge über sehr gesunde Finanzen. «Das hat viele davon abgehalten, für die Fusion zu stimmen, weil sie eine Verschlechterung befürchten.» Schnyder bedauert das Nein: «Englisbourg wäre ein erster Schritt hin zu einer grösseren Fusion gewesen.» Nun sei aber al- les wieder offen. «Vielleicht bringt das Resultat eine neue Dynamik», sagte Schnyder – und erinnerte daran, dass Villars-sur-Glâne an Givisiez, Granges-Paccot und Corminboeuf grenze.

Jean-Pierre Helbling (CVP), Syndic von Marly, zeigte sich vom Nein nicht gross überrascht. «Bei den Fusionsdiskussionen mit Villar-sur- Glâne und Freiburg haben wir bemerkt, dass die Finanzen sehr wichtig sind.»

«Für uns ändert dieses Resultat alles», sagte Pierre-Alain Clément (SP), Syndic von Freiburg. Die Grossfusionspläne des Oberamtmanns würden wieder aktuell. «Nun sollten sich wieder alle an einen Tisch setzen und diskutieren.» njb

 

Chronologie

Von der Grossfusion zu abgespeckten Projekten

ImMärz 2007wurde der Verein«Fusion 2011»gegründet mit dem Ziel, im Grossraum Freiburg einen Fusionsprozess zu starten. In Freiburg, Villars-sur-Glâne, Givisiez, Granges-Paccot und Corminboeuf lancierte der Verein Volksinitiativen, um die Gemeinderäte zur Ausarbeitung einer Fusionskonvention zu verpflichten. Diese Initiativen kamen zustande; wegen eines hängigen Verfahrens über die Folgen der Initiative geriet der Prozess jedoch ins Stocken. Nach langen Verhandlungen unterzeichneten der Verein, die fünf Gemeinden sowie Marly imMai 2009eine Vereinbarung: Die Gemeinderäte verpflichteten sich, einenFusionsprozess mit Zeithorizont 2016zu starten. Im Gegenzug zog der Verein «Fusion 2011» seine Volksinitiative zurück. Ende2010stellten jedoch Givisiez, Granges-Paccot, Corminboeuf und das bisher nicht am Fusionsprozess beteiligte Chésopelloz ihr eigenes Fusionsprojekt vor:«2c2g».Von da an leisteten Freiburg, Marly und Villars-sur-Glâne Vorarbeiten zu einerDreierfusion;im kommenden Mai hätten sich die Einwohner in einer Konsultativabstimmung dazu äussern sollen. Doch sagte Freiburg imDezember 2013die Abstimmung ab, da sich Gemeinderat und Generalrat von Villars-sur-Glâne gegen die Fusion ausgesprochen hatten. Der Oberamtmann des Saanebezirks hatte in seinem Fusionsplan eine Grossfusion im Kantonszentrum vorgesehen.njb

 

 

Kommentar von Nicole Jegerlehner

Die Finanzen erweisen sich einmal mehr als Knackpunkt bei einer Fusion: Die Einwohnerinnen und Einwohner von Granges-Paccot wollen ihre gut gefüllte Gemeindekasse nicht mit drei anderen, finanziell schlechter gestellten Gemeinden teilen.

Nach der Bruchlandung von Englisbourg stellt sich wieder die Frage der Grossfusion. Die Politikerinnen und Politiker sind sich einig: Freiburg braucht ein starkes Zentrum, und dazu sind Fusionen nötig. Gemeinderäten mag es einleuchten, dass eine Gemeinde langfristig profitiert, auch wenn sie kurzfristig Geld verliert. Um solches jedoch dem Stimmvolk schmackhaft zu machen, braucht es mehr als ein papierenes Fusionsprojekt–es braucht die Leidenschaft der Fusionierer und beim Stimmvolk die Einsicht, dass alle profitieren. Dieses Fazit müssen alle Gemeinderäte im Grossraum Freiburg aus der Englisbourg-Niederlage mitnehmen.

 

 

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