Mit voller Kraft scheint die Sonne auf den Parkplatz der Firma Ilford in Marly, der an diesem Mittwoch nicht so voll ist wie üblicherweise. Alleine oder in kleinen Gruppen verlassen die Mitarbeitenden das Gebäude, um in die Mittagspause zu gehen. Am Vortag haben sie erfahren, dass ihr Arbeitgeber die Julilöhne nicht bezahlen kann und kurz vor dem Konkurs steht (siehe FN vom Mittwoch).
«Es war ein Schock», sagt Jean-Noël Gex, der seit 27 Jahren bei Ilford arbeitet. «Wir hatten doch immer noch Hoffnung.» Nun brauche es eine schnelle Entscheidung, so Gex. Auch er habe lange an einen guten Ausgang glauben wollen, sagt der 42-jährige Pierre-Alain Clément. «Die Geschäftsleitung hat das Maximum gegeben», sagt er. Nun gelte es, nach vorne zu schauen; zunächst geht es in die Ferien. «Momentan kann ich sowieso nichts ändern», so Clément. Danach beginnt die Jobsuche. «Ich habe mich bereits auf dem Markt umgesehen: Es gibt durchaus einige Stellen.»
Dass es diesmal wirklich ernst sei, habe man schon gemerkt, sagt Erich Egger, der seit 1986 als Chemielaborant für Ilford arbeitet. «Manchmal hatten wir nicht genügend Material.» Trotzdem sei die Stimmung in seiner Abteilung nicht völlig im Keller gewesen. «Wir sind eine gute Truppe. Zudem haben wir schon viele Schwierigkeiten erlebt und gelernt, mit dem Druck umzugehen.»
Trotz der Enttäuschung sei er überzeugt, dass viele seiner Kollegen bald eine neue Stelle finden würden, sagt Gerhard Liechti, der schon 30 Jahre auf dem Gelände arbeitet. «Wer all die Restrukturierungen der letzten Zeit überstanden hat, muss gut sein.» Für sich selbst meint er: «Vielleicht ist es mit 50 Jahren Zeit für eine Neuorientierung–vielleicht geht es ja auch weiter.» Trotz dieser positiven Worte: Die meisten Mitarbeiter wollen nicht sprechen. «Ich möchte nichts kommentieren», sagen viele, oder: «Ich habe keine Lust, zu reden.» rb
Ilford: Einige haben eine neue Stelle
B ei der Firma Ilford seien seit Dienstag schon rund zehn Kündigungen eingegangen, sagt Personalchefin Susanne Badini am Mittwoch den FN. «Grund dafür ist aber nicht, dass die Leute das Arbeitslosengeld dringend benötigen, sondern dass sie bereits eine Stelle gefunden haben.» Für alle anderen hofft sie, dass der Richter bald eine Entscheidung trifft. rb