Autor: Imelda Ruffieux
«Die Schweiz und Nordkorea sind sich landschaftlich sehr ähnlich», erklärt Manfred Grossrieder. «Was die Mentalität, das Umfeld und das politische System betrifft, bestehen jedoch gewaltige Unterschiede.» Der Biologe muss es wissen, verbringt er doch jährlich zwischen zwei bis drei Monate in diesem Land.
Der gebürtige Schmittner ist für das Center for Agricultural and Bioscience International (CABI) tätig. Die Wissenschafter von CABI betreuen und begleiten auf der ganzen Welt landwirtschaftliche Projekte, oft im Auftrag der EU oder im Falle von Nordkorea auch in Zusammenarbeit mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).
Schädlingsbekämpfung
Manfred Grossrieders Aufgabe war es unter anderen, den Zustand der Pflanzenschutzstelle bzw. der Anlagen für die biologische Schädlingsbekämpfung in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang zu kontrollieren und zusammen mit den Partnern vor Ort Vorschläge auszuarbeiten, wie man die integrierte Schädlingsbekämpfung verbessern könnte. «Es geht vor allem darum, die Erträge in den Kohl-Kulturen zu steigern», führt Manfred Grossrieder aus. «Kohl bzw. Sauerkraut sind für die Ernährung der dortigen Bevölkerung sehr wichtig.»
Dabei arbeitet er mit den Wissenschaftlern vor Ort, mit den Arbeitern auf den Feldern bzw. in den landwirtschaftlichen Genossenschaftsbetrieben, aber auch mit den politischen Behörden zusammen. «Ziel war es, integrierte Schädlingsbekämpfung auf grossen Flächen zur Anwendung zu bringen, unter anderem auch durch den Aufbau einer inländischen Produktion von Bio-Pestizid», führt der Biologe aus.
Regelmässig vor Ort
2002 reiste er für das Projekt erstmals nach Nordkorea. Mittlerweile hält er sich pro Jahr zwischen drei und fünf Mal während zwei oder mehr Wochen in Pjöngjang auf.
«Das Projekt ist bereits relativ weit fortgeschritten», erklärt der gebürtige Schmittner gegenüber den FN. Das Engagement der Deza in Nordkorea endet in zwei Jahren. «Bis dahin möchten wir konsolidieren, was wir erreicht haben. Später gebe es Möglichkeiten, dieses oder ähnliche Projekte mit der EU weiterzuführen.
Vom Lehrer zum Biologen
«Es ist reizvoll, etwas aufzubauen», sagt der 42-Jährige. Er hatte nach dem Lehrerseminar ein paar Jahre in Schmitten unterrichtet und dann ein Biologie-Studium mit einem Auslandjahr in Wales begonnen. «Schon kurz nach dem Studium bin ich bei CABI eingestiegen.»
Ihn reizt an seiner Arbeit vor allem das Umfeld. «Es ist wie ein Museum», sagt er und meint damit, dass in Nordkorea in gewissen Bereichen noch Verhältnisse herrschen wie vor vielen Jahrzehnten. «Das System funktioniert zwar nicht mehr überall, wird aber trotzdem sehr erfolgreich am Leben gehalten.»
Grosse Herausforderung
Es brauche Zeit, sei aber auch eine grosse Herausforderung, unter diesen Umständen etwas zu erreichen und mit den Leuten zusammenzuarbeiten. «Es braucht Zeit, bis man schon nur weiss, wie vor Ort alles funktioniert», erklärt er und weist darauf hin, dass das politische System in diesem totalitären Staat sehr grosse Auswirkungen auf das Alltagsleben und die Mentalität der Leute habe.
Manfred Grossrieder wird am Freitag auf Einladung der Kulturkommission Schmitten einen Vortrag über Land und Leute von Nordkorea halten. Er wird viele Bilder zeigen und auch sein Entwicklungsprojekt vorstellen.
Begegnungszentrum Schmitten, Freitag, 4. September 2009, 20 Uhr.