Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Erinnerung an die Tragödie in Brands Hatch

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Als Joseph Siffert am 24. Oktober 1971, es ist ein sonniger Herbstsonntagnachmittag, in das Cockpit seines BRM P160 steigt, tut er das im Wissen darum, aus dem anstehenden Rennen als Sieger hervorgehen zu können. Denn die 4,2 Kilometer lange und neun Kurven umfassende Strecke von Brands Hatch liegt Siffert. Hier feierte er, der 1936 in der Freiburger Unterstadt in bescheidenen Verhältnissen zur Welt gekommen und aufgewachsen war, drei Jahre zuvor einen seiner grössten sportlichen Erfolge. Im englischen Südosten war der bodenständige Selfmademan, den Familie und Freunde in der Heimat liebevoll «Seppi» nennen, zum allerersten Mal in einem Formel-1-Grand-Prix als Sieger über die Ziellinie gefahren.

Beispiellose Aufholjagd

Und hier in Brands Hatch, wo im Herbst 1971 das letzte Rennen der Formel-1-Saison zu Ehren des bereits als Weltmeister feststehenden Jackie Stewart stattfinden soll, erleben die Zuschauer einmal mehr einen Jo Siffert in Bestform: Am Vortag des Rennens hatte Siffert, der im Januar 1971 zum zweiten Mal Vater geworden war, einen inoffiziellen Rundenrekord aufgestellt und sich mit der Trainingsbestzeit auch gleich die Poleposition geschnappt.

Am rechten Rand der Strecke, leicht ausserhalb der Fahrlinie in einer Senke liegend, stellt die Poleposition beim Start in Brands Hatch aber leider keinen Vorteil dar. Der Rennwagen des Freiburgers kommt beim Start denn auch nur schlecht weg und bleibt zu allem Übel in der Startphase am Boliden des Schweden Ronnie Peterson hängen–es kommt zu einer ärgerlichen, aber zunächst völlig harmlos scheinenden Kollision zwischen beiden Boliden.

Vom schlechten Start lässt sich Siffert, der seine unbändige Leidenschaft für die hohen Geschwindigkeiten einst als Jungspund auf dem Sattel eines Rennmotorrades entdeckte, nicht beirren: Er startet eine beispiellose Aufholjagd, die ihn in weniger als zehn Rennrunden vom zehnten auf den vierten Platz nach vorne katapultiert.

Probleme in der 15. Runde

An der Spitze liegt zu diesem Zeitpunkt Sifferts Markengefährte Peter Getthin aus Grossbritannien. Dahinter folgen der Brasilianer Emerson Fittipaldi und Weltmeister Jackie Stewart. Siffert wittert eine Chance, den Schotten in seinem Tyrrell-Ford Cosworth bald angreifen zu können.

 Doch dazu wird es nicht mehr kommen. Das Rennen geht in die 15. Runde, in welcher der Abstand zwischen Jo Siffert und den Führenden wieder anwächst. Obwohl der Freiburger Champion in dieser Runde in keinerlei Überholmanöver verwickelt ist, verliert er über eine Sekunde auf seine Vorderleute. Ein Indiz dafür, das Sifferts Reifen beschädigt ist und daraus Luft entweicht? So, wie er es wenige Wochen zuvor schon in Spielberg beim Grossen Preis von Österreich erlebt hatte, als ihn ein schleichender Plattfuss nicht daran hindern konnte, seinen zweiten grossen Triumph einzufahren und sich damit zu einem der grossen Favoriten für die nächste Meisterschaftssaison zu machen? Von den Problemen scheint Siffert aber nichts mitzubekommen. Er hält weiter mutig drauf los. Tut das, was er am besten kann: Er geht ans Limit und versucht, das Letzte aus seinem BRM herauszuholen.

Der BRM steht in Flammen

Die 16. Rennrunde beginnt. In der langen Geraden von Hawthorne Hill drückt Siffert das Gaspedal ein allerletztes Mal bis zum Anschlag durch; nähert sich mit einer Geschwindigkeit weit jenseits der 200-Stundenkilometer-Marke der Mike-Hawthorn-Kurve. Jackie Stewart, der unmittelbar vor Siffert liegt, sieht, wie der Schweizer ins Schleudern gerät und die Piste rund 100 Meter vor der Stelle verlässt, an der er hätte abbremsen sollen.

 Sifferts Wagen prallt heftig gegen eine Böschung. Dabei wir der seitliche Benzintank aufgerissen. Der BRM überschlägt sich, bleibt kopfüber liegen und geht sofort in Flammen auf. Eine pechschwarze Rauchsäule steigt über dem Inferno auf. Über Lautsprecher werden die Zuschauer auf den Tribünen darüber informiert, dass das Rennen aufgrund eines tragischen Unfalls unterbrochen werden musste.

Unklare Unfallursache

Herbeigeeilte Helfer versuchen vergeblich, sich dem in Vollbrand stehenden Wrack zu nähern. Und da ist es auch bereits zu spät: Mit schweren Beinverletzungen und bewusstlos im Cockpit eingeklemmt erstickt Jo Siffert im dichten Rauch. Erst als das Feuer gelöscht ist, kann sein lebloser Körper aus den Trümmern geborgen werden.

 Was die Ursache der Tragödie gewesen sein könnte, ist bis heute unklar. Zeugen berichten, dass sie gesehen haben wollen, wie Siffert Probleme mit seinem Getriebe bekundete. Andere sprechen von einer gebrochenen Radaufhängung. Der britische Rennfahrer John Surtess, der mit zwei Sekunden Rückstand auf den Schweizer folgt, sagt, er habe gesehen, wie Sifferts Wagen vor dem Unfall in eine Zick-Zack-Fahrt geriet. Vielleicht wegen eines geplatzten Reifens. Das Einzige, was sicher ist: In Brands Hatch hat Freiburg 1971 einen seiner berühmtesten Söhne für immer an den Himmel verloren.

Von 1 bis 24: ImFN-Adventskalendersteht jeweils die Zahl auf dem Törchen im Mittelpunkt.

Beerdigung: 50 000 wollten Abschied nehmen

D ass Joseph Siffert zu den populärsten und beliebtesten Schweizer Sportlern seiner Generation gehörte, zeigte sich auch im Moment grösster Trauer: 50 000 Menschen versammelten sich am 29. Oktober 1971 in Freiburg, um von Seppi Abschied zu nehmen: Die grösste Trauerfeier, welche das Land je zu Gesicht bekam. «Die St.-Nikolaus-Kathedrale war bis auf den letzten Platz besetzt, und ein Menschenmeer umlagerte den Platz vor der Kirche», berichteten die Freiburger Nachrichten am Tag nach der historischen Beerdigung. Bei der Beisetzung von Jo Sifferts Sarg auf dem Friedhof St. Leonhard, an welcher nur die engsten Angehörigen teilnahmen, sprach Sifferts Freund Père Duruz die bis heute unvergessenen Worte, die so symptomatisch für das Leben des bei Jung und Alt beliebten Rennfahrers sind: «Wo das Risiko ist, ist auch der Tod. Aber wo kein Risiko ist, gibt es auch kein Leben.» mz

Meistgelesen

Mehr zum Thema