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Erinnerungen eines Swissair-Piloten

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Erinnerungen eines Swissair-Piloten

30 Jahre Fliegerei: Darüber hat Werner Alex Walser ein Buch geschrieben

30 Jahre Swissair-Pilot und jetzt Autor: Am Mittwoch war Werner Alex Walser Gast beim gemeinsamen Meeting des Lions Clubs Sense-Kaiseregg und des Rotary Clubs Freiburg-Sense in Giffers. Walser las aus seinem Erstling «Eden und Kerosin» vor.

Mit WERNER ALEX WALSER sprach IRMGARD LEHMANN

Von 1965 bis zur vorzeitigen Pensionierung 1996 waren Sie Swissair-Pilot und Captain der MD11. Können Sie ein eindrückliches Ereignis schildern?

Es gibt deren so viele: Die ersten Streckenflüge als Copilot, der erste Motorausfall, die ersten Einsätze als selbständiger Kommandant auf einer neuen Maschine, der erste Langstreckenflug und mein Flug über den Nordpol.

Am meisten an die Nieren ging mir jedoch mein letzter Flug als SwissairCaptain am Mittwoch, dem 23. Oktober 1996, mit einer MD-11, SR 169, von Tokyo nach Zürich. Den werde ich nie vergessen.

Haben Sie auch einmal kalte Füsse bekommen?

Ja, oft. Beim ersten Motorausfall, nach einer harten Landung oder beim Durchqueren der Intertropischen Front entlang dem Äquator, wo 15 km hohe Gewitterstürme wie feindliche Armaden den Durchflug verwehren, bei Anflügen in schwierigem Winterwetter in Chicago und New York. Oder inmitten von Dutzenden Flugzeugen, die mangels Petrols zum Anflug drängen, bei einer Bombendrohung, nach einer Fastkollision. Vor allem jedoch, wenn ich selber einen groben Bock geschossen habe.

Kann man heute, bei diesem Stand der Technik, überhaupt noch von Navigationsfehlern reden?

Von schwer wiegenden Systemfehlern eher nicht. Denn die Flugzeuge sind heute gut ausgerüstet und zuverlässiger als früher.

Aber was ist, wenn wir den afrikanischen Kontinent überfliegen? Von Norden bis Süden keine einzige Radarstation mehr. Dasselbe über dem Nordatlantik und dem Südatlantik!

Navigation beinhaltet auch die dritte Dimension. Piloten und Fluglotsen können Höhenfehler machen, die von verbalen Missverständnissen, Versäumnissen oder Falscheingaben in den Computer herrühren. Überlingen ist ein Beispiel dafür.

Im Cockpit verfügt man über drei Plattformen, die von den Piloten bedient werden. Macht man einen Tippfehler, so wird das Flugzeug auf eine falsche Route geleitet – wir können auf einmal 100 Meilen falsch liegen.

Der Pilot hat immer Angst vor dem eigenen Fehler, und wenn er diesen Respekt nicht mehr hat, gehört er nicht ins Cockpit eines Verkehrsflugzeuges.

Auf einem Flug gibt es aber auch immer Phasen der Unterforderung, die so genannten Monotoniephasen. Dabei ist es wichtig, die Wachsamkeit aufrechtzuerhalten und laufend die Notfalldispositive aufzuarbeiten. Das heisst vorausdenken, was passieren könnte und wie dabei zu reagieren wäre. Der Pilot muss aber auch den Funkverkehr mitverfolgen und die automatisch arbeitenden Systeme überwachen.

Wie denken Sie über die Swiss?

Der Untergang der Swissair ist eine Tragödie, etwas, das ich nie erwartet hätte. Anderseits muss ich sagen, dass die Auslastung auch Jahrzehnte zuvor nicht regelmässig war, sondern sich wellenförmig abspielte. Ich mag mich an das Jahr 65 erinnern, als Überkapazitäten vorhanden waren. Damals hätten viele Airlines einen Teil der Flugzeuge am liebsten verkauft.

Kaum wurden z. B. 1982 die Airbus A310 abgeliefert, waren sie viel zu gross und konnten auf den dafür vorgesehenen Europa-Strecken kaum mehr kostendeckend eingesetzt werden.

Und wie wird es weitergehen?

Die Swiss hat eine Überlebenschance, insofern sie kompetent und straff geführt wird und im Preiskampf mithalten kann. Aber eben, die Schweiz ist immer noch ein teures Land mit hohem Lohnniveau.

Sie haben den blauen Planeten x-mal umkreist, kennen ausser Australien jeden Kontinent. Gab es Orte, wo Sie immer wieder gerne hingingen?

Obwohl ich Japan, China, Südafrika und Brasilien sehr gerne angeflogen habe, zog es mich stets am meisten westwärts. Ich liebte es, der Sonne zu folgen. Amerika mag ich gut – nicht etwa der Politik wegen -, sondern mir gefallen die unglaublichen Weiten und geografischen Schönheiten, aber vor allem der Komfort und der Lebensstandard. Da gibts keine Tropenkrankheiten, weniger verdorbene Lebensmittel, meist komfortable Hotelzimmer und gute Strassen.

Ein Leben zwischen Himmel und Erde – das kann zur Sucht werden, liess ich mir sagen. Wie ist das bei Ihnen?

Ist so. Es war ein unglaublicher Lifestyle, ein Rhythmus, den ich mir heute kaum mehr vorstellen kann.

Und wie stehts mit dem Reisen heute?

Jahrzehntelang habe ich fast nur aus dem Koffer gelebt und meine Familie begleitete mich öfters auf Flügen. Zur Zeit machen wir etwas Pause. Es klingt paradox, aber für mehrwöchige Ferien habe ich keine Zeit. Ich bin aber dennoch glücklich und zufrieden. Auch unser kleines Land hat seine Wunder.

Werner Alex Walser (1939) ist Vater von zwei erwachsenen Kindern und lebt mit seiner Frau im zürcherischen Nürensdorf. Als gelernter Postbeamter absolvierte er 1960 die Militärfliegerschule und wurde später Swissair-Pilot. Das Buch «Eden und Kerosin» ist im Appenzeller Verlag (3000 Exemplare) erschienen und im Buchhandel erhältlich.

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