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Erst edle Hengste, dann starke Stiere

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Erst edle Hengste, dann starke Stiere

Zur Förderung der Freiburger Viehzucht nach 1818

Rund 10 Jahre nach den Prämierungen der Hengste musste der Staat die Viehzucht fördern. Er versuchte seit 1817 mit Prämien für die Zuchtstiere den Viehbestand nicht zuletzt im Hinblick auf Produktion und Export von Käse zu verbessern.

Von HUBERT FOERSTER, Staatsarchivar

Waren die Prämien für die Hengste 1806/07 (vgl. FN vom 7. Januar 2005) noch zur Behebung der während der Helvetischen Republik (1798-1803) erlittenen Kriegsschäden zu sehen, so war das Freiburger Grossvieh während der Mediation (1803-1813/14) zahlreich, gesund und stark. Staatliche Förderungsmassnahmen erübrigten sich deshalb.

1817 war die Situation verändert. Mit den Missernten und Hungerjahren von 1815 bis 1817 litt nicht nur die Bevölkerung. Vieh musste abgestossen, geschlachtet oder ausser Landes verkauft werden. Der Bestand wurde nicht nur zahlenmässig reduziert, sondern erlitt auch bezüglich Zuchtstieren und Milchkühen Qualitätseinbussen. Mangels guter Stiere fehlten ertragreiche Milchkühe und damit die Milch zur Käseherstellung. Und ohne guten Käse wenig Export und ohne Ausfuhr immer mehr verdienstlose, verarmende Bauern.

Ein schlecht gestellter Bauernstand benötigte nicht nur soziale Unterstützung, sondern bildete auch den Boden für Unzufriedenheit, die sich jederzeit in Unruhen entladen oder diese wie in der Französischen Revolution wesentlich mittragen konnte. Wollte dies der Freiburger Staatsrat?

Nachdem die Mehrheit der Freiburger in Landwirtschaft und Viehzucht tätig und eine arbeitende, zufriedene und vermögende Bevölkerung das Grundkapital für ein gesundes Gemeinwesen war, musste der Regierung die Verbesserung der Lage am Herzen liegen. Sie beschloss deshalb, analog zu den Prämien für die Hengste auch Gelder für Qualitätsstiere zu sprechen. Der damit entstehende Wettbewerb unter den Bauern sollte die Viehzucht beleben, entwickeln und auf hohem Stand beibehalten. Dazu wurde, wie bei wichtigen Angelegenheiten heute noch üblich, eine Kommission eingesetzt und ihr gleich die Umsetzung der Förderungsmassnahmen befohlen.

Die Kommission

Der Staatsrat bestimmte 1818 die Kommission zur Verbesserung der Tierrassen. Er griff dabei auf die Landwirtschaftsexperten zurück, die ihre Qualität bereits für die Pferdezucht bewiesen hatten. Es waren dies Staatsrat Hans Peter Mäder, die Grossräte Philipp von Odet und Hans Kilchoer von Lustorf und der Musterbauer Philipp von Diesbach-Belleroche vom Breitfeld. Als Verstärkung der Kommission diente seit 1822 Tobias von Raemy (Sekretär des Polizeidepartements) als Schreiber. Nach dem Rücktritt von Odet wurde 1824 Staatsarchivar Niklaus von Amman in die Kommission berufen. Für eine derart nützliche Tätigkeit fehlen dem heutigen Staatsarchivar allerdings Rang und Klasse.

Erst 1836/43 sollte die gut eingespielte und unentgeltlich wirkende Kommission personell markant verändert werden. Aufgabe der Kommission war die Qualifizierung der Zuchtstiere und deren Prämierung.

Die Prämien

Hatte die Kommission 1818 neben den Prämien für die Hengste auch solche für die Stiere vorgeschlagen, liess sich dies erst 1820 für die Stiere realisieren. Waren für die Pferde 1600 Franken vorgesehen, gab es für die Stiere 800 Franken. 80 Franken für das Pferd, während bei 24 Franken das Geld lediglich für die Prämierung von 30 Stieren reichte. 1824 erhöhte der Finanzrat die Prämien auf 1000 Franken. Die Kommission zog es aber vor, mehr Züchter zu belohnen, als die Prämien heraufzusetzen. So wurden jährlich um die 40 Tiere ausgezeichnet. Die Kommission hoffte, in «nützlicher Frist» die rund 29 000 zu befruchtenden Kühe durch 300 Qualitätsstiere bespringen zu lassen.

Als Kriterium galt nur die untere Altersgrenze von zwei Jahren. 5-jährige Stiere waren Einzelfälle, ältere Tiere wurden nicht mehr beurteilt. Leider fehlt eine Studie des Nationalfonds mit der Abklärung, ob eine Prämie die Sprungfreude eines Stiers erhöht oder nicht. Die prämierten Stiere wurden markiert. Ob dies mit einem Brandzeichen am Horn oder auf dem Fell geschah, ist nicht festgehalten. Auf jeden Fall steigerte die Markierung den Wert, sei es beim Sprunggeld oder beim Verkauf (vgl. Tabelle 1).

Die Vorführungen

Die Stiere wurden in fünf Zentren zusammengefasst vorgeführt. Damit kamen die lokalen Vorzüge der Tiere besser zur Geltung. Die Prämierungen fanden in Freiburg, Bulle, Romont, Estavayer und Murten eine Stunde nach der Hengstschau Ende März oder Anfang April um 10 Uhr statt. Während der Markt zum Pferdehandel besonders in Romont und von Fohlen Märkten in Greyerz beliebte, konzentrierte sich der Hornviehhandel namentlich in Bulle und in Freiburg (vgl. Tabelle 2).

Die Besitzer von
prämierten Stieren

Dank dem ersten Protokoll der Kommission sind die Besitzer der prämierten Tiere von 1820 bis 1855 festgehalten. Es lassen sich dabei, wie bei den Pferdehaltern und nicht unbedingt mit diesen identisch, Züchterfamilien und Regionen feststellen. Hier folgt nur als Muster die Angabe der Besitzer aus Deutschfreiburg, dem heutigen Sense- und Seebezirk. Es ist nicht festzustellen, ob bei wiederholter Prämierung ein neues Tier ausgezeichnet wurde oder ob derselbe Stier in der neuen Altersklasse prämiert wurde.

Einen Unterschied zwischen welschen und deutschsprachigen Züchtern gibt es nicht. Die Sprachgruppen teilen sich in den Bezirken praktisch dauernd im Schnitt zur Hälfte in die Prämien. Da ein in der Sprache begründeter Ausgleich sehr unwahrscheinlich ist, darf auf eine breit gestreute und an den Zuchtverbesserungen interessierte Bauernschaft geschlossen werden.

Es ist immer interessant, in der Statistik die lokalen Angaben anzuschauen. So fehlt in den Jahren 1817 bis 1830 in Jaun ein Bulle. Bediente man sich am Prämienstier in Charmey? Nach Rudolph Blatis Stier 1835 tat sich dann 1837 der von Jakob Cottier hervor. Es ist auf der lokalen Ebene abzuklären, ob sich der Besitz eines Stiers und gar eines Prämienstiers nur wirtschaftlich oder auch politisch ausbezahlt hat (vgl. Tabelle 3).

Der Erfolg

Franz Küenlin, der scharfe Beobachter der kantonalen Gegebenheiten, beschreibt in seinem «Dictionnaire historique et statistique» 1832 den Freiburger Stier folgendermassen: «Les tauraux sont très bien proportionnés, leur poil est doux et court, leur cou, leurs épaules n’atteignent jamais un dégré extraordinaire de graisse et de grosseur. Dans l’étranger ils sont longtemps bons pour faire race. Ils sont généralement doux et peu enclins à la méchanceté. Ils se contentent d’une nourriture médiocre et malgré cela ils conservent longtemps leur force et vigueur. On les préfère à ceux de l’Oberland bernois.»

Eine Statistik hat natürlich ihre Tücken. Ist die Vergrösserung des Hornviehbestandes der Tätigkeit der prämierten Stiere zuzuschreiben? Oder deutet die Verkleinerung auf eine Ausmerzung der schlechten oder kranken Tiere? So oder so, die Zahlen zeigen generell eine Zunahme des Bestandes. Dies musste sich auf das Vermögen der Bauern auswirken, worüber jedoch mangels Steuerdokumenten – direkte Steuern wurden erst nach 1848 von den Radikalen eingeführt – keine detaillierten Unterlagen bestehen. Die staatliche Förderungsaktion der Zuchtviehhaltung hat sich sicher rein mengenmässig für die direkt betroffenen Landwirte gelohnt (vgl. Tabelle 4).

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