Aldo Ellena/a
Bis zu 45 Kinder können ab August den Unterricht in den zweisprachigen Pilotklassen der Vignettaz-Schule besuchen.
«Es handelt sich um eine Premiere im Kanton», schreiben die Stadt Freiburg und die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Ab August sollen Kinder der Primarschule Vignettaz in der Stadt Freiburg den Unterricht in zwei zweisprachigen Klassen besuchen können. Dieses Pilotprojekt ist für eine Dauer von drei Jahren angesetzt und betrifft derzeit die Stufen 1H und 2H.
Die zweisprachigen Klassen verfolgten pädagogische und kulturelle Ziele, sagt Schulinspektorin Christa Aebischer-Piller auf Anfrage:
Die Kinder sollen im Rahmen des Projekts in die Kultur und die Identität der anderen Sprache eintauchen.
Zudem solle ihre Motivation für das Sprachenlernen gefördert werden, und sie sollen sich der Mehrsprachigkeit der Welt bewusst werden, so die Projektunterlagen.
Zweisprachige Lehrpersonen
Die zwei Klassen werden sich aus deutschsprachigen und französischsprachigen Schülerinnen und Schülern zusammensetzen – «idealerweise in gleicher Anzahl». Laut Christa Aebischer-Piller sprechen die drei designierten Lehrpersonen beide Unterrichtssprachen. Sie werden den Unterricht gemäss Stundenplan auf Deutsch oder Französisch durchführen.
Welche Halbtage und Aktivitäten in französischer und welche in deutscher Sprache stattfinden, wird im Voraus im Stundenplan festgelegt. Nicht vorgesehen ist, dass Unterrichtsstunden gleichzeitig in beiden Sprachen ablaufen. Das habe entwicklungs- und lernpsychologische Gründe, so die Schulinspektorin. «Die Kinder müssen die Sprache zuordnen können.»
Das Pilotprojekt richtet sich an die künftigen Schülerinnen und Schüler der Klassen 1H und 2H an der Primarschule Vignettaz. «Die vom Pilotprojekt betroffenen Eltern werden in einem persönlichen Schreiben zu einem Treffen eingeladen, an dem sie weitere Informationen erhalten», so die Angaben der Medienmitteilung. Sie können ihre Kinder bis zum 30. April für das Projekt anmelden.
In den zwei zweisprachigen Klassen habe es Platz für total etwa 45 Kinder, so Christa Aebischer-Piller. Sollten die Anmeldungen die Kapazität der Klassen übersteigen, entscheide das Los. In den zweisprachigen Klassen seien auch Kinder aus Familien willkommen, deren Erstsprache weder Deutsch noch Französisch ist. Zudem brauche es keine Vorkenntnisse der Partnersprache.
Ein freiwilliges Angebot
Der Besuch von zweisprachigen Klassen in einer Primarschule müsse freiwillig und niederschwellig sein sowie von der Basis getragen werden, sagt Schulinspektorin Christa Aebischer-Piller. Sie erinnert an die Abstimmung von September 2000, als die Freiburger Stimmbevölkerung an der Urne das Schulgesetz mit 50,41 Prozent sehr knapp abgelehnt hatte. Dieses sah vor, dass ab dem Kindergarten ein Teil des Unterrichts in der Partnersprache erfolgt. Die Vignettaz-Schule und die teilnehmenden Lehrpersonen seien von sich aus bereit, jetzt ein Pilotprojekt zu starten.
Die zweisprachigen Klassen werden in der dreijährigen Pilotphase regelmässig evaluiert. Eine Expertengruppe soll die Möglichkeiten einer Ausweitung dieser Unterrichtsform auf weitere Stufen der Schule, das heisst von 3H bis 8H, und auf andere Schulen prüfen.
Reaktion
Die Elternvereinigung Schule & Elternhaus ist erfreut
In einer Mitteilung begrüsst die Elternvereinigung Schule & Elternhaus (S&E) die Einführung der zweisprachigen Klassen an der Vignettaz-Schule. «Zahlreiche Familien wünschen sich eine solche zweisprachige Ausbildung für ihre Kinder schon seit langem. Wir sind froh, dass ein Anliegen, dass S&E seit Jahren verfolgt, nun erstmals umgesetzt wird.» Die Elternvereinigung wünsche sich, dass sich das Projekt «nach einem hoffentlich erfolgreichen Anlauf» baldmöglichst weiterentwickle und den Schülerinnen und Schülern aller Quartiere und aller Altersstufen offen stehen werde. jmw
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