Autor: arthur zurkinden
freiburg «Bei uns heisst es ?zuerst ich?, im multikulturellen Kanada ?nach Ihnen?». So beschreibt Jean-Daniel Wicht den tiefen Graben zwischen den beiden Ländern bezüglich Verhalten in einer Anfrage an den Staatsrat. Er führt diese Haltung nicht auf die kulturellen Unterschiede zurück, sondern vielmehr auf das Erziehungs- und Bildungssystem in der Schweiz, sei es im Elternhaus oder in der Schule.
Seit jeher
«Die Schule hat sich seit jeher mit der Erziehung befasst», hält der Staatsrat in seiner Antwort fest. Er weist aber gleichzeitig darauf hin, dass sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Widerstand gegen die autoritäre Erziehung gebildet hat: «So wurde die Orientierung an kollektiven Normen zugunsten eines Erziehungsstils des Laisser-faire fallen gelassen. Erklären, aber keineswegs unterdrücken, ermuntern und nicht strafen oder massregeln waren die Parolen, die diesen Richtungswechsel begleiteten.»
Der Staatsrat bemerkt aber, dass trotz solchen Umwälzungen das Zusammenleben, der Respekt sowie die in der Schulzeit zu erwerbenden Sozial- und Verhaltenskompetenzen stets ein zentrales Anliegen geblieben sind. «Die Schule unterstützt die Eltern in der Ausbildung und der Erziehung ihrer Kinder. Sie beruht auf dem christlichen Bild des Menschen und der Achtung seiner Grundrechte», zitiert er das Schulgesetz und gibt zu verstehen, dass bereits im Kindergarten und in der Primarschule regelmässig Themen bezüglich Zusammenleben in der Gesellschaft, dem Benehmen, der Selbstbeherrschung sowie der notwendigen Achtung gegenüber dem Mitmenschen, ihren Ansichten und Einstellungen behandelt werden.
Ein Leitfaden
Der Staatsrat verweist auch auf den Leitfaden für Eltern, Kinder und Jugendliche, der allen Schülern in der vierten Klasse verteilt wird. «Darin werden konkrete erzieherische Massnahmen beschrieben», betont er. Vertieft würden Fragen des guten Handelns und Verhaltens auch im Religionsunterricht. Der Erwerb dieser Kompetenzen werde zudem im Schulzeugnis bewertet. «Zudem werden regelmässig Präventionsaktionen in Form von Thementagen, interaktiven Theaterstücken, Schulprojekten usw. durchgeführt, bei denen Konflikte, Gewalt, Sprache sowie Vandalismus thematisiert werden.»