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«Es fägt, von Haus zu Haus zu ziehen»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Erst-Mai-Singen mit alten und neuen Volksliedern

Zumreta und Samira sind zwei von ihnen, und zwar zwei fleissige; schon seit 8 Uhr morgens sind die beiden Mädchen aus Tentlingen unterwegs. Mal fahren sie ein Stück auf dem Velo, mal schieben sie es zum nächsten Haus. Kurz nach 14 Uhr nachmittags haben die beiden fleissigen Sängerinnen schon rund 60 Franken zusammengegebracht. Soeben haben sie einen Moment angehalten, um den Inhalt des Portemonnaies etwas genauer zu untersuchen.

Es sei aber nur ein kleiner Zwischenhalt, meinen die beiden Neunjährigen, sie wollen mindestens noch bis 17 Uhr weitermachen.

Oft vor verschlossenen Türen

Zumreta und Samira haben die Lieder, die sie vortragen, in der Schule gelernt. Zuhause haben sie dann noch ein wenig geübt, denn schliesslich will man die Lieder dann auch gut können. Je nachdem, wo man anklopft, gibt es zwischen 20 und 50 Rappen pro Auftritt, bei Verwandten und guten Bekannten wird ihnen schon mal ein Zweifränkler in die Hand gedrückt. Am liebsten singen die beiden die deutsche Version des Beatles-Songs «Yellow Submarine». Nicht immer ist aber jemand zuhause, um das gelbe Unterseeboot auch zu würdigen. Manchmal klebt zwar ein Zettel an der Tür «Bitte nicht singen», oft stehen die beiden aber auch vor verschlossenen Türen.

Das musste auch Yvan erfahren, der mit Rollerblades allein von Haus zu Haus zog und oftmals vergeblich zum Spiel ansetzte. Sein Spiel scheint aber bei den Daheimgebliebenen gut anzukommen, der fleissige Flötenspieler hatte nachmittags um 15 Uhr schon rund 120 Franken zusammen.

Neue und alte Lieder

Eine, die sicher sein wollte, dass niemand vergeblich singt, ist Edwina Bächler aus Rechthalten. Sie ist extra zuhause geblieben, um die Leistung der Kinder und Jugendlichen zu würdigen. Und es hat sich gelohnt: Nachmittags kurz vor 15 Uhr wies ihre Statistik schon über 70 Sängerinnen und Sänger aus – wesentlich mehr als im letzten Jahr, wo der 1. Mai auf einen Samstag fiel und Edwine Bächler knapp 40 Maisinger gezählt hatte.

Es gebe allerlei Qualitäten von Gesang, führt die Rechthaltnerin weiter aus. Manche geben sich mehr Mühe als andere, einige singen alle Strophen auswendig und andere brauchen immer noch ihr Notenblatt. Edwine Bächler ist bereit, für gute Darbietungen etwas mehr springen zu lassen, und natürlich werden ihre Enkelkinder grosszügig bedacht.

Fünf Rappen, ein Ei
oder ein Lebkuchen

Sie habe sich gefreut, dass nicht nur neue Lieder gesungen werden, sondern auch alte. Das eine oder andere habe sogar sie selbst damals beim Mai-Singen vorgetragen, erinnert sich die 68-Jährige.

Sie weiss, dass diese Tradition in den letzten Jahren etwas verloren ging. «Damals war es das einzige Geld, das wir Kinder selbst verdienen konnten. Heute haben die Kinder sonst schon Geld», meint sie.
Natürlich ist auch der Lohn für das Singen nicht mehr der gleiche. Etwa fünf Rappen bekam man früher, auch mal ein Ei oder aber die beliebten Maisinger-Lebkuchen, die bei den Kindern sehr geschätzt waren. Edwina Bächler weiss heute noch ganz genau, dass sie und ihre Kameradinnen damals schon früh am Morgen – gleich nach dem Kirchgang – losgezogen waren und kein Haus im Dorf und in der Umgebung ausliessen. Wenn es gut lief, hatte man am Abend etwa zehn Franken im Säcklein.

Cool oder weniger cool

Ob zu Fuss, mit dem Velo, dem Mofa oder eben mit Rollerblades – gestern waren viele Kinder in den Sensler Gemeinden und in Teilen der Stadt und Umgebung unterwegs. Je höher die Altersstufe, desto weniger Interesse am Maisingen, scheint die Regel zu sein.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Sissy und Isabelle zum Beispiel sind 15 Jahre alt und finden das Maisingen noch witzig. Sie singen vor allem «Amazing Grace» und bekommen für ihren sehr melodiösen zweistimmigen Vortrag nicht selten zwei Franken. «Es fägt, von Haus zu Haus zu ziehen», meinen sie, wissen aber auch, dass viele ihrer Altergenossen es weniger cool, ja kindisch finden, von Haus zu Haus zu ziehen und Lieder zu singen.

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