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«Es fehlt eine koordinierende Hand»

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Autor: Carolin Foehr

Doppelte Bahnhofsschilder, zweisprachiger Unterricht, neue Gassennamen und kostspielige Übersetzungen – das Thema Zweisprachigkeit ist wie ein Vulkan, der ständig unterirdisch brodelt und in regelmässigen Abständen Feuer und Asche auf unseren Alltag spuckt.

Doch spricht man die Freiburgerinnen und Freiburger darauf an, wecken der Kampf für die Gleichberechtigung und den Erhalt der deutschen Sprachkultur bei vielen kaum mehr als ein Schulterzucken – von einem Feuer ganz zu schweigen. Reden also Politiker, Sprachenverfechter und Journalisten an der Bevölkerung vorbei?

Das Interesse verloren

Für den Historiker und Stadtfreiburger Bernhard Altermatt hat sich nicht so sehr das Reformbedürfnis, sondern mehr die Ausrichtung der Sprachenproblematik geändert. «Heute setzen sich die Menschen für den Austausch zwischen den beiden Sprachgruppen ein – und das sowohl auf deutschsprachiger wie auf frankophoner Seite.»

Altermatt schreibt zurzeit seine Doktorarbeit über die Schweizer Sprachenpolitik seit 1945. Die Sprachenfrage, sagt er, habe sich im Kanton Freiburg seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stark verändert. «Die Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft setzte sich ab 1959 für die Gleichberechtigung beider Sprachen ein. Weil die deutsche Sprache diskriminiert wurde, war es nur natürlich, dass die DFAG nicht nur auf Zweisprachigkeit pochte, sondern in erster Linie auf den Erhalt der eigenen Sprache.»

Mit den Verfassungsrevisionen von 1990 und 2004 hat die DFAG ihr Ziel erreicht. «Das ist der Hauptgrund, warum die Arbeitsgemeinschaft fast ein wenig eingeschlafen ist», so Altermatt. War die Gleichberechtigung einmal erreicht, hat der Druck der DFAG in der Sprachenpolitik abgenommen – an ihre Stelle treten nun andere Vereinigungen.

Ohne Vorurteile

Das jüngste Beispiel ist die Vereinigung «Murten Morat Bilingue», die 2011 gegründet wurde. Mit ihren 65 Mitgliedern und verschiedenen Aktivitäten hat sich die Organisation in ihrer Region bereits einen Namen gemacht. «Wir haben 28 Familien als Mitglieder», sagt die Präsidentin Corinne Fankhauser; «ihre Ansprüche, besonders an die Schulbildung in der Partnersprache, haben wir an die Behörden weitergeleitet».

Obwohl die Vereinigung nicht zuletzt auf Initiative der frankophonen Minderheit gegründet wurde, setzt sie sich klar für die Zweisprachigkeit ein. «Wir wollen Brücken schlagen und das Thema ohne Vorurteile angehen», so die Präsidentin.

Darum will ihr Verein eine kantonale Strategie erreichen, die die in der Kantonsverfassung festgelegte «Förderung der Zweisprachigkeit und der Beziehung zwischen den Sprachgemeinschaften» umsetzt.

Dieses Ziel hat auch das «Forum Partnersprachen» in Freiburg, das alle zwei Jahre ein «Rendez-vous bilingue» veranstaltet. «Zuerst war das Forum ein Zirkel von Stadtpolitikern, die sich für die Zweisprachigkeit einsetzten», erklärt Bernhard Altermatt, der selber Mitglied des Forums ist. Mittlerweile habe sich das geändert. Neben dem «Rendez-vous bilingue» finden jährliche Podiumsgespräche zur Mehrsprachigkeit statt.

«Beide sind wichtig»

Glaubt man den Vertretern beider Vereinigungen, besteht somit nach wie vor ein grosses Interesse an Sprachenpolitik im Kanton Freiburg. Wie behauptet sich aber die Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft im heutigen Sprachenalltag? Hat sie den Zug der Zweisprachigkeit verpasst? «Das kann man so nicht sagen», so Bernhard Altermatt. «Beide Vereinstypen stehen für Bedürfnisse der Bevölkerung.»

Der Präsident der DFAG selbst, Josef Vaucher, wollte sich zu Fragen über seine Vereinigung mit Hinweis auf die nächste Generalversammlung im Juni nicht äussern. Er verweist jedoch auf den seit 1999 verliehenen Preis für Zweisprachigkeit. Auch in Murten soll demnächst ein solcher Preis verliehen werden. Eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinigungen gibt es bislang nicht.

Gerade hier sieht Altermatt Verbesserungsbedarf. «Die Vereine tauschen sich bislang zu wenig aus – es braucht eine bessere Vernetzung.» Er würde die Gründung einer Stiftung für Zweisprachigkeit in Freiburg unterstützen – ähnlich dem Bieler Forum. «Die aktuelle Vereinsvielfalt funktioniert gut, sie ist lokal verankert – aber eine koordinierende Hand brächte ebenso Vorteile», so der Dozent, der auch CVP-Mitglied ist.

Mit einer Stiftung erhielten die betroffenen Gemeinden, der Kanton und nicht zuletzt der Bund einen offiziellen Ansprechpartner und die Initiativen aus der Bevölkerung dadurch mehr Gewicht. «Auch könnte sich der Kanton nicht mehr hinter der Ausrede verstecken, die Vereinigungen setzten sich sowieso für die Umsetzung der Zweisprachigkeit ein», so Altermatt.

Dossier Zweisprachigkeit: www.freiburger-nachrichten.ch

Das «Forum Partnersprachen» organisiert alle zwei Jahre in Freiburg ein «Rendez-vous bilingue».Bild Corinne Aeberhard

Agenda

Die Zweisprachigkeit im Kanton Freiburg

Das planen die Vereinigungen in den kommenden Monaten:

Murten Morat Bilingue: Vortrag des Genfer Professors François Grin, «Economie du multilinguisme» (Ende Juni); Preis und Label für Zwei- sprachigkeit. Schüler-Theater Ende 2012.

DFAG: Generalversammlung im Juni. Vorlesewettbewerb für Fünftklässler im Februar 2013.

Forum Partnersprachen: Podiumsgespräch «Das zweisprachige Freiburg in der Hauptstadtregion Schweiz». Juni 2013: drittes «Rendez-vous bilingue». cf

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