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Es geht zu Ende …, oder doch nicht?

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Wort zum Sonntag

Autor: Hildegard Schmittfull

Es geht zu Ende …, oder doch nicht?

Morgen feiern wir den vorletzten Sonntag im Jahreskreis. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wie gehen wir mit unserer Zeit um, wie damit, dass etwas zu Ende geht?

«Immer ist alles dem Wandel und Wechsel verschrieben; / Überall, sei es aussen, sei es innen; / Kommen, Stehen, Steigen, Fallen, dann / Entgleiten und verrinnen … / Vergehen – muss geschehn / Es trägt durch die Furt – in die neue Geburt.»

Die Benediktinerin und Schriftstellerin Silja Walter schreibt diese Zeilen. Sie sieht das «zu Ende gehen» als ein Geschehen im Wandel. Und wenn wir den fallenden Blättern in den letzten Wochen zugeschaut haben, dann dürfen wir aus dem Buch der Natur lesen, dass sie loslässt, um sich ganz nach innen zurückzuziehen.

Eine Zeit der Leere steht an, die, wie wir wissen, geheimnisvoll und unsichtbar das neue Leben vorbereitet. Der Jahreskreis sagt uns, es geht etwas zu Ende, aber wir können wieder von vorne anfangen.

Im kirchlichen Jahreskreis wird unser Jahr strukturiert. Das gibt Ordnung. Unsere religiösen Feste heiligen die Zeit, indem sie jeweils ein Ereignis aus der Vergangenheit aktualisieren. Insofern kann die heilige Zeit ihrem Wesen nach immer wieder gegenwärtig gemacht werden. Im rituellen Fest finden wir die heilige Dimension des Lebens in ihrer Fülle wieder, und wir erfahren die Heiligkeit unserer menschlichen Existenz.

Letztlich drückt sich im gottesdienstlichen Feiern der Wunsch nach der ursprünglichen Zeit aus, eine Sehnsucht nach dem eigentlichen Sein und der Gegenwart Gottes. Diese, wenn wir sie erfahren, ist Fülle der Zeit. In ihr – so Meister Eckehart – ist Zeit überschritten.

Die «Zeit» ist auch Thema in den Lesungen des morgigen Sonntags, verbunden mit Gerichtsworten. Mala-chia verheisst: «Seht der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen und wird die Frevler zu Spreu verbrennen. Für die Treuen wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und Heilung bringen.»

Und im Lukasevangelium werden Phänomene von Übergängen geschildert, in denen alles aus dem Ruder läuft. «Es wird eine Zeit kommen, wo kein Stein auf dem anderen bleibt, irreführende Zeichen auftauchen, Kriege, Erdbeben, Hungersnöte stattfinden.» Hallo! Ist da nicht die Rede von unserer Zeit?

Im Kontext dieser Lesungen könnten wir den Ruf von Katharina von Siena neu hören: «Wartet nicht auf die Zeit, denn die Zeit wartet nicht auf euch! – Es ist Zeit vom Schlafe aufzustehen!» Es scheint, als ob auch die Deutsche Bischofskonferenz diesen Ruf gehört hätte. Jedenfalls kommt die Rede des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zur Eröffnung der Herbst-Vollversammlung im September 2010 wie ein frischer Herbst- und Frühlingswind zugleich daher:

Erzbischof Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg i. Br., plädiert für eine «Zukunft der Kirche – Kirche für die Zukunft», die pilgernd, hörend und dienend sein will. Seine Zukunftsvision beginnt er mit einer Gewissenserforschung und der Einladung, in die Tiefe zu gehen, nach Wegen zu suchen, wie die Kirche ihrer Sendung auch in gewandelter Zeit gerecht wird, und den Aufbruch bei sich selbst zu beginnen.

«Recht so!», sagt mein Herz und wills ganz konkret: Ist das zu Ende gehende Kirchenjahr nicht eine Einladung für eine Zeit nach innen, ganz bewusst zurückzuschauen, zu prüfen, was losgelassen werden will, sich neu auszurichten und darauf zu vertrauen, dass Gott uns auch in Übergängen begleitet?

Hildegard Schmittfull ist Theologin und Kontemplationslehrerin und lebt in Teufen AR.

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