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«Es gibt eine halbe Million inkontinente Frauen und Männer in der Schweiz»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Pascale Hofmeier

Wer über körperliche Funktionen die Kontrolle verliert, schämt sich. Das gilt besonders für die Urin-Inkontinenz – ein Leiden, das Frauen häufiger trifft als Männer. Dass nicht über das Problem geredet werde, sei ein Fehler, sagt Verena Geissbühler, Leiterin der Gynäkologie am Kantonsspital Freiburg. Sie wird unter dem Titel «Blasentee statt operieren: Blasenbeschwerden bei Frauen – eine Volkskrankheit?» in St. Antoni einen Vortrag über Blasenbeschwerden bei Frauen halten (vgl. Kasten).

Sind Blasenbeschwerden eine Volkskrankheit, wie der Titel Ihres Vortrages vermuten lässt?

Ja. In der Schweiz gibt es eine halbe Million inkontinente Frauen und Männer. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Es stört nicht alle in gleichem Masse, ist aber ein häufiges Problem, das die Lebensqualität einschränkt. Besonders häufig kommt es in Pflegeheimen vor.

Warum trifft es öfter Frauen?

Das hat anatomische Gründe. Der Beckenboden ist grossen Belastungen ausgesetzt, zum Beispiel bei Schwangerschaften und Geburten, aber auch bei körperlicher Aktivität, im Beruf oder beim Sport. In der Menopause verliert er mit dem Ausbleiben der Hormone zusätzlich an Elastizität. Weitere Gründe für einen schwachen Beckenboden ist Übergewicht. Auch häufige Verstopfung hat einen Einfluss, wenn beim Stuhlgang stark gepresst wird. Hinzu kommen Alterskrankheiten. Die Menschen werden immer älter, besonders die Frauen.

Was ist die häufigste Ursache für Inkontinenz?

Am häufigsten ist die Belastungs-Inkontinenz, zum Beispiel beim Sport. Bei jeder körperlichen Aktivität, aber auch beim Husten und Niesen, verlieren diese Frauen Urin. Viele – zum Teil auch junge Frauen – leiden unter diesem schwachen Harnröhrenverschluss. Mit einem konsequenten Beckenbodentraining von mindestens drei Monaten kann dieser verbessert werden. Das ist ähnlich wie eine Sportart zu treiben und braucht Disziplin.

Hilft denn Tee trinken gegen Blasenprobleme?

Das steht im Titel zum Vortrag, weil ich aufzeigen werde, dass es andere Möglichkeiten gibt, als sein Schicksal zu erdulden oder sofort zu operieren. Zuerst muss man sicher sein, was die Ursache der Inkontinenz ist. Dann kommt zuerst ein Beckenboden- und Trinktraining. Viele der Frauen gehen prophylaktisch auf die Toilette und wissen an jedem Ort, wo die öffentlichen Toiletten sind. Mit Medikamenten kann man zusätzlich unterstützen, dass sich die Blase beruhigt.

Sie verordnen Trinktrainings?

Viele Frauen trinken zu wenig aus Angst, Urin zu verlieren. Sie müssen wieder lernen, mehr zu trinken, die Kapazität der Blase zu erhöhen und nicht zu häufig auf die Toilette zu gehen. Das Trinken hilft Entzündungen vorzubeugen. Zusätzlich wird beispielsweise bei einer Belastungsinkontinenz mit einem Pessar oder einem Tampon der Verschluss der Harnröhre unterstützt.

Wie funktioniert das?

Ein Pessar aus Silikon oder ein Tampon, der in die Scheide eingeführt wird, drückt die Harnröhre ab. Wasser lassen ist aber weiterhin möglich, die Kontrolle wird einfach besser. Das benutzen auch jüngere Frauen, die zum Beispiel beim Sport Urin verlieren.

Ist das eine neue Therapie?

Nein, die Pessare wurden schon vor über 100 Jahren eingesetzt. Damals waren Operationen noch gefährlicher. Als die chirurgischen Eingriffe sicherer wurden, gingen sie aber vergessen. Dabei eignen sie sich für Frauen, die sich vor einer Operation fürchten oder die Zeit bis zum Eingriff überbrücken wollen. Der Nachteil ist, dass man ausprobieren muss, bis eine Frau die richtige Grösse gefunden hat.

Sie könnten auch Einlagen verwenden?

Das ist nicht unbedingt die richtige Lösung. Gerade bei jüngeren Frauen. Sie fühlen sich unwohl und genieren sich womöglich, aus dem Haus zu gehen. Die Inkontinenz kann so einen grossen Einfluss auf das Sozialleben und auch auf die Sexualität haben.

Oft wird gesagt, dass jemand die Blase aufhängen müsse.

Das macht man heute nicht mehr so. Es werden zur Verstärkung des Harnröhrenverschlusses kleine Bändchen, «Netze», eingelegt, das gleiche Material, das für Leistenbrüche verwendet wird.

Und jetzt noch etwas für jüngere Frauen …

Das betrifft auch jüngere Frauen …

… Blasenentzündung. Was kann man dagegen tun?

Frauen haben eine kürzere Harnröhre als Männer, darum gelangen Keime schneller in die Blase. Da hilft spülen, also viel Tee trinken und wenn nötig Antibiotika. Wer empfindlich ist, sollte nicht mit einer nassen Badehose auf einen warmen Stein sitzen, zum Beispiel in der Sauna oder im Hamam. Und wichtig ist auch, sich nicht überhygienisch zu verhalten. Es werden viele Seifen, Lotionen oder Reinigungstücher für den Intimbereich verwendet, die die Schleimhäute austrocknen. Das macht es für die Bakterien einfacher. Es ist also wichtig, es mit den Produkten zur Intimpflege nicht zu übertreiben. Aber schreiben Sie jetzt bloss nicht, ich hätte gesagt, man soll sich nicht mehr waschen.

Wir unterhalten uns über ein Tabuthema. Warum ist das im Jahr 2011 noch immer so?

Die Betroffenen genieren sich und denken, es dürfe niemand davon wissen. Auch, weil viele nicht wissen, dass man etwas dagegen machen kann und sich nicht unbedingt unters Messer legen muss. Viele Frauen kommen auch mit der Haltung zu mir «Das ist jetzt halt so, da kann ich nichts dagegen tun.» Gegen dieses Vorurteil möchte ich ankämpfen, schliesslich geht es um die Lebensqualität der Betroffenen.

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