Autor: Imelda Ruffieux
Kevin Moser ist 20 Jahre alt, Milchtechnologe von Beruf und seit neuestem auch Fotomodell. An diesem Wochenende finden am Schwarzsee die Fotoshootings für die Ausgabe 2012 des Bauernkalenders statt. Kevin Moser ist einer von 150 jungen Männern, die sich für den Kalender angemeldet haben, und einer von 40, die vor einigen Wochen zum Casting eingeladen worden sind.
Eine Idee der Mutter
Nicht er selbst sei auf die Idee gekommen, sich zu bewerben, sagt Kevin Moser im Gespräch. «Es war meine Mutter, die eigentlich meine Schwester dazu animieren wollte, für den Girls-Bauernkalender mitzumachen.» Diese habe so zum Spass gesagt, dass sie höchstens mitmache, wenn auch ihr Bruder dabei sei. «So kam es zur Bewerbung.»
Wie der Name des Endprodukts schon sagt, steht die Landwirtschaft im Mittelpunkt, doch müssen die Teilnehmer nicht unbedingt Landwirte sein, sondern lediglich mit dem bäuerlichen Leben verbunden sein. Kevin Mosers Grosseltern sind vor 30 Jahren nach Kanada ausgewandert, wo sie eine grosse Farm bewirtschaften. Auch auf dem elterlichen Hof werden Mutterkühe gehalten. «Ich bin mit diesem Leben verbunden, doch mein Beruf als Käser gefällt mir auch sehr gut.»
Casting auf dem Bauernhof
Für seine Schwester waren die Aufnahmen schliesslich zu freizügig, und sie ist wieder ausgestiegen, während Kevin Moser die Bewerbung mit zwei Gesichts- und zwei Körperfotos abgeschickt hat. «Die Überraschung war gross, als ich zum Casting eingeladen wurde.»
Dieses fand im Juni auf einem Show-Bauernhof in Pfäffikon statt. Etwas abgeschirmt von den Touristen wurden die Jungs zu ihrer Person befragt, der Brustumfang vermessen und dann mit typischen landwirtschaftlichen Utensilien (von der Ziege über eine Heugabel bis zur Milchkanne) fotografiert – natürlich mit nacktem Oberkörper
Chancen abchecken
Er sei sich dabei schon etwas seltsam vorgekommen, erzählt Kevin Moser. «Es schien mir sehr oberflächlich, nur aufs Äussere konzentriert.» Er habe sich vorher nicht gross Gedanken über ein spezielles Styling oder Kleider gemacht, sondern sei das Ganze locker angegangen. «Ich wollte mal schauen, wie das so vor sich geht, und ob ich Chancen habe, weiterzukommen.»
Offen für Neues
Und er ist weitergekommen. «Okay, dachte ich, jetzt werden einige Leute meine Fotos zu Gesicht bekommen», erzählt er seine Reaktion. Vor dem Fotoshooting an diesem Wochenende ist er schon recht nervös. «Ich weiss überhaupt nicht, was mich erwartet.» Aber er sei auch bereit, offen auf das Neue zuzugehen.»
Die Jungs werden mit freiem Oberkörper von Fotograf Michael Steiner in verschiedenen Posen geknipst. Wie die Produktionsfirma mitteilt, orientieren sich die Bilder an klassischen Gemälden von Anker, Koller und Hodler. Nackt würde sich Kevin Moser nicht abknipsen lassen. «Oder höchstens gegen eine kräftige Zusatzgage.» Einige seiner Mitstreiter haben sich bereits beim Casting recht freizügig gezeigt. Kevin würde gerne «Mister Mai» werden, weil er in diesem Monat Geburtstag hat. «Oder gleich das Titelblatt!» Eine Modelkarriere fasst er momentan nicht ins Auge. «Ich bin aber offen für Neues.» Wichtiger ist ihm, das Ganze zu geniessen. «Es ist eine einmalige Chance und eine Erfahrung, die man wohl nicht jeden Tag macht.»
Kevin Moser aus Brünisried (l.) mit dem Foto vom Casting und David Marro aus Tentlingen, der über Umwege zum Bauernkalender gekommen ist.Bilder zvg
David Marro: Von der Chefin vorgeschlagen
Auch David Marro ist auf dem Bauernkalender 2012 zu sehen. Er ist auf einem ganz anderen Weg zum Projekt gekommen. Das Produktionsteam war in der Region Schwarzsee unterwegs, um die Plätze für das Fotoshooting auszuwählen, und kam dafür auch auf die Alp Hubel Rippa. Als die Fotoleute gegenüber der Alphirtin Therese Bapst erwähnten, dass noch ein Kandidat gesucht wird, weil ein anderer abgesprungen ist, schlug diese ihren Mitarbeiter David Marro vor.
Der 18-jährige angehende Landwirt musste recht überredet werden. «Ich hätte mich nie für so etwas beworben. Das wäre mir nicht in den Sinn gekommen.» Gespannt erwartet er nun die Dinge, die da kommen. Das Posieren stellt er sich recht schwierig vor. «Am liebsten würde ich mit einer Kuh fotografiert werden.» Er werde das Ganze jetzt einfach mal nehmen, wies kommt. «Man kann immer etwas lernen.» Eine Karriere als Fotomodell strebt er nicht an. «Das ist eine einmalige Sache.»im
Zahlen und Fakten
Erfolgreich und preisgekrönt
Der Bauernkalender 2012 erscheint in einer Auflage von 20000 Stück und ist damit nach Angaben der Organisatoren der erfolgreichste Kalender der Schweiz. Seit sieben Jahren posieren junge Frauen für den Kalender, seit drei Jahren Männer. 2009, 2010 und 2011 gewann der Bauernkalender in den USA Gold- und Silbermedaillen der «Calendar Marketing Association», und zwar unter anderem in der Kategorie «Best Glamour Photography». Die Models erhalten für ihre Teilnahme eine Gage von 350 Franken (Männer) und 400 Franken (Frauen). Die Models beim Girls-Kalender müssen (oder dürfen) sich um einiges freizügiger zeigen als die Jungs. Für dieses Shooting ist eine junge Frau aus Forel (Broye) ausgewählt worden. Der Kalender kostet im Handel 38.50 Franken. im