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«Es ist jeden Tag aufs Neue faszinierend, mit Pferden zu arbeiten»

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Im Sattel von No Mercy gehörte Christina Liebherr im Reitsport einst zur Weltspitze. Nun orientiert sich die Freiburger Amazone neu.

An Pfingsten gab Christina Liebherr ihren Rücktritt vom Wettkampfsport bekannt. Die 43-jährige Greyerzerin blickt auf drei Jahrzehnte Reitsport zurück, die sie bis zum Gewinn einer olympischen Medaille führten – die bisher letzte einer Freiburgerin an Sommerspielen. Im Interview mit den FN blickt Liebherr auf ihre sportliche Laufbahn zurück und erklärt die Symbiose zwischen Pferd und Mensch.

Christina Liebherr, nach 30 Jahren im aktiven Reitsport ziehen Sie einen Schlussstrich unter Ihre Karriere. Wie lange ist diese Entscheidung in Ihnen gereift?

Es dauerte einige Monate, bis ich mir darüber im Klaren war, dass ich bereit bin zum Rücktritt. Seit Anfang Jahr war ich am Überlegen und wollte schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt. In dieser Zeit hatte ich auch Kontakt zu einem Netzwerk ehemaliger Spitzensportler, um mich mit ihnen über den Übergang in die Karriere nach dem Sport auszutauschen. Diese Gespräche gaben mir Selbstvertrauen. Zu hören, wie andere den Sprung geschafft haben, war sehr interessant.

Forciert wurde Ihr Rücktritt dadurch, dass sich der Besitzer Ihrer Pferde zurückzieht und die Pferdesportanlage La Baumetta, auf der Sie die letzten 22 Jahre gelebt und gearbeitet haben, ebenfalls verkauft wird.

Unter Berücksichtigung meines Alters und der Erfolgsaussichten kam ich deshalb zum Schluss, dass es der richtige Moment ist, um etwas anderes zu machen.

Sie gewannen 2008 an den Olympischen Spielen in Peking mit dem Team die Bronzemedaille und feierten weitere grosse Erfolge. Mit der Verletzung Ihres Ausnahme-Pferds No Mercy im Jahr 2009 wurde es dann etwas ruhiger um Sie…

Ich habe versucht, wieder junge Pferde aufzubauen und auszubilden. Man weiss nie, ob sie den Sprung auf die ganz grosse Bühne schaffen. Zudem muss die Kombination Reiter/Pferd passen. Mit Callas Sitte und Eagle Eye hatte ich dann wieder zwei ganz tolle Pferde, und ich war für die EM 2013 noch einmal Ersatzreiterin. Aber es dauert eben, bis die Pferde bereit sind für den ganz grossen Sport. Während dieser Zeit verliert man Weltranglistenpunkte und kann dadurch nicht an grossen Turnieren teilnehmen. Dieser Kreislauf macht es schwierig, wieder nach oben zu kommen.

War es für Sie problematisch, mit dieser Situation umzugehen? Oder war die Ausbildung der Pferde genauso befriedigend?

Für eine Reiterin oder einen Reiter ist das Gefühl, mit einem Pferd zu springen und zu arbeiten, die grösste Motivation. Es ist ein Geschenk, wenn alle Komponenten beisammen sind und du mit der Weltspitze mithalten kannst. Kann man ein Pferd eine Weile auf diesem Niveau reiten, dann hat man schon sehr viel erreicht.

2020 meldeten Sie sich mit dem Sieg beim CS Humlikon, wo Sie unter anderen Martin Fuchs hinter sich liessen, zurück.

Dieser Sieg mit Fun Again war sehr schön, er war hart erkämpft. Im letzten Jahr konnte ich dann noch einen Wettkampf in Verbier gewinnen. Nach Corona und dem Lockdown war das eine grosse Befriedigung. Ich befand mich wieder auf einem aufsteigenden Ast und bewegte mich in Richtung Spitzensport.

Welche Momente der Karriere bleiben Ihnen in besonderer Erinnerung?

Meine ersten Olympischen Spiele 2004 in Athen. Jeder Sportler träumt davon, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Schön war auch, als wir im Rahmen des CHI Genf die Bronzemedaille der Spiele 2008 erhielten (die Schweiz bekam die Medaille erst nachträglich, nachdem der Norweger Tony André Hansen disqualifiziert worden war, weil er sein Pferd gedopt hatte – Red.). Nach der Enttäuschung mit Rang 4 war es für uns wichtig, die Medaille vor Zuschauern zu erhalten. Und ich denke natürlich an die EM 2005, als ich Silber im Einzel und mit dem Team geholt habe.

Im Reitsport ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier essenziell. Wie beschreiben Sie diese Symbiose?

Bei mir muss man sich die Liebe zu den Pferden so vorstellen wie ein Virus: Ist man einmal von ihm befallen, wird man es nicht mehr los. Auch wenn sie nicht selbst im Sattel sitzen, so haben doch viele Menschen eine Verbindung zu Pferden. Es sind sehr sensible und schlaue Wesen. Es ist jeden Tag aufs Neue faszinierend, mit Pferden zu arbeiten und das Beste aus ihnen herauszukitzeln. Jedes Pferd hat einen anderen Charakter und erfordert eine andere Strategie. Das geht nur mit Erfahrung. Und trotzdem glaubt man nach Monaten, jetzt habe man die Lösung für dieses Pferd – und am nächsten Tag sieht es wieder ganz anders aus. Das kann auch frustrierend sein, so wie es bei allen Berufen Komponenten gibt, die schwierig sind. Wenn man mit Lebewesen arbeitet, gilt es, sich permanent auf neue Situationen einzustellen. Du musst lösungsorientiert denken.

No Mercy, mit dem Sie Ihre grössten Erfolge feiern konnten, ist für Sie zweifelsohne ein ganz spezielles Pferd. Gibt es eine solche Kombination nur einmal in einer Karriere?

Nicht unbedingt. Auch ein Martin Fuchs oder Steve Guerdat können drei oder vier Pferde benennen, die für sie speziell waren. Natürlich, No Mercy war aussergewöhnlich, ein verrücktes Genie. Aber auch mein allererstes Pferd Mogli war ganz besonders. Ich ritt es bis zur höchsten nationalen Klasse, und das war mit vielen Emotionen verbunden. Ich war damals 12 oder 13 Jahre alt und hatte noch nicht mehrere Pferde. Mogli hat mich durch meine Teenagerzeit gebracht. Wir hatten sehr grosses Vertrauen zueinander.

Die Liebe zu den Tieren ist das eine, das Geld im Reitsport das andere. Sie haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass die finanziellen Mittel eine wichtige Rolle spielen.

Es ist bekannt, dass der Reitsport – speziell auf einem hohen Niveau – sehr kostspielig ist. Wenn man seine Projekte und Ziele formuliert, dann muss das Drumherum organisiert werden. Das kostet.

Während einigen Jahren waren Sie Präsidentin des International Jumping Riders Club. In dieser Funktion war es Ihnen ein Anliegen, für mehr Chancengleichheit zwischen finanzkräftigen Reitern und solchen mit weniger grossen Sponsoren zu sorgen. Können Sie das ein wenig ausführen?

Konkret ging es beispielsweise darum, dass die Weltranglistenpunkte gerecht vergeben werden. An einigen Turnieren mit wenig Konkurrenz haben sich Reiter eingekauft, um Punkte zu holen, während andere gute Reiter nicht eingeladen wurden und keinen Platz hatten. Wir haben versucht, dieses Problem ein Stück weit zu regeln, indem einige Plätze fix für Reiter freigehalten werden, die nicht über grosse Sponsoren und Züchter verfügen.

Das Leben als Turnierreiterin ist für Sie nun passé. Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?

Ich muss mich nun zuerst einmal neu aufstellen. Bisher waren meine Tage durchgetaktet. Ich muss etwas finden, das mir genauso gefällt und mich genauso begeistert wie der Reitsport. Es gibt viele Dinge, die mich interessieren, und ich bin offen für etwas ganz Neues – im Wissen, dass ich immer wieder etwas im Reitsport machen kann. Zudem besitze ich noch zwei dreijährige Pferde, die noch zu jung sind, um sie zu reiten. Der Kontakt zum Reitsport bricht jetzt nicht plötzlich ab.

Was nehmen Sie vom Reitsport mit in Ihren neuen Lebensabschnitt?

Dass man sich nie auf den Lorbeeren ausruhen darf. Und ich habe von den Pferden gelernt, dass man sich an jede neue Situation anpassen kann. Solange die Gesundheit da ist, muss man keine Angst vor der Zukunft haben. Dir steht nichts im Weg, ausser du selbst vielleicht.

Zur Person

Christina Liebherr wurde am 16. März 1979 in Stuttgart geboren. Sie ist die Enkelin von Hans Liebherr, dem Gründer des Baumaschinenkonzerns Liebherr. Seit 1994 besitzt sie die Schweizer Staatsbürgerschaft. Die ausgebildete Tourismusfachfrau lebt in Riaz. 

Grösste Erfolge. Olympische Spiele: 5. Platz mit dem Team und 14. Platz im Einzel 2004 in Athen. 3. Platz mit dem Team 2008 in Peking. Weltreiterspiele: 5. Platz mit dem Team und 11. Platz im Einzel im Jahr 2006. Europameisterschaften: 2. Platz mit dem Team und 2. Platz im Einzel 2005 in San Patrignano. Junge Reiter-Europameisterschaften: 1. Platz mit dem Team 1988. Junioren-Europameisterschaften: 3. Platz im Einzel und 3. Platz mit dem Team im Jahr 1997, 3. Platz mit dem Team im Jahr 1996. Weitere Erfolge: 1. Platz CSIO St. Gallen (2008), 2. Platz CSIO St. Gallen (2007), 1. Platz Nationenpreis CSIO Zagreb (2004).

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