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«Es ist wie das Zusammenstellen eines Puzzles»

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«Es ist wie das Zusammenstellen eines Puzzles»

Ein Blick hinter die Kulissen des Museums für Kunst und Geschichte

Eines der wertvollsten Bilder in
der «Sankt Nikolaus»-Ausstellung wurde in Grandvillard gestohlen und vor 15 Jahren in einem Gen-
fer Antiquitätenladen wiedergefunden: Ein Gespräch mit Verena Villiger, stellvertretende Direktorin am Museum für Kunst und Geschichte Freiburg, über die Arbeit hinter den Kulissen.

Von IRMGARD LEHMANN

Zum 100. Mal besuchte dieses Jahr Sankt Niklolaus die Stadt Freiburg. 1906 haben die Studierenden des Kollegiums Sankt Michael die mittelalterliche Tradition wieder aufgenommen und einen Umzug durch die Stadt organisiert. Rund 30 000 Menschen waren heuer mit dabei.

Das Jubiläum gab dem Museum für Kunst und Geschichte den Anstoss, um die Ausstellung «100 X Sankt Nikolaus» zu realisieren. Rund 150 Objekte hat Verena Villiger, stellvertretende Direktorin, mit ihrem Team zusammengetragen: Skulpturen, Bilder, Glasgemälde, Buchmalerei, Fotografie sowie die jährlich vom Kollegium herausgegebenen Karten (Sammlung von Louis Dietrich, ehemaliger Geschichtslehrer am Kollegium).
Die wichtigsten Leihgaben stammen aus der Kathedrale, aber auch von Pfarreien und aus Privatsammlungen. Etwa 30 Prozent der ausgestellten Werke gehören zum Museumsbestand.

Verena Villiger, rund ein Jahr haben Sie an der Ausstellung gearbeitet. Wo und wie findet man die Objekte?

Wir suchen im Inventar der Kunstdenkmäler, beim Kulturgüterdienst und in Kunstführern. Ich kontaktierte zudem einen Volkskundler vom Museum der Kulturen in Basel, der dieses Jahr ebenfalls eine Sankt-Nikolaus-Ausstellung organisiert hat.

Ausstellen ist wie das Zusammenstellen eines Puzzles. Zum Erfolg braucht es eine Menge von Details. Bei den Recherchen komme ich mir manchmal vor wie ein Detektiv oder ein Jagdhund.

In einer Vitrine liegen zwei Bücher. Es sind Theaterstücke über den St. Nikolaus, die im 16./17. Jh. von Jesuiten geschrieben wurden. Zwei besonders wertvolle Stücke, die dementsprechend versichert sind.
Ein heikler Punkt für jedes Museum.

Für jedes Original müssen wir einen Leihvertrag abschliessen. Darin sind u.a. Versicherungssumme und Details zum Transport festgelegt. Die erwähnten Bücher kommen aus Deutschland und allein ihr Transport kostete fast 3000 Franken. Die Versicherungssumme wiederum wird auf Grund des geschätzten Wertes festgelegt.

Die grossen Museen schicken oft einen Kurier mit, wenn es um den Transport von besonders wertvollen Objekten geht. Flugreisen und Hotelkosten führen so zu erheblichen Mehrkosten einer Ausstellung.

Erhalten die Leihgeber einen Betrag?

Das ist nicht üblich und gilt gar als unelegant. Bei prekären finanziellen Verhältnissen – wie etwa bei Leihgaben aus Ostländern – übernehmen westliche Museen als Gegenleistung Restaurierungskosten.

Sie sind Kunsthistorikerin mit Leib und Seele und haben wohl einen geschärften Blick für alles. Auch auf der Strasse.

Es stimmt. Ich bin ein stark visu-
eller Mensch und schau nicht nur Kunstdenkmäler, sondern auch die Menschen auf der Strasse mit Won-ne an. Ich schaue, wie sie sich bewegen, wie sie sich kleiden . . .

. . . Und denken dabei Ihre Sache.

Um diesen Beruf auszuüben, muss man ein neugieriger Mensch sein. Die zentrale Frage bleibt dabei die gleiche: Warum hat der Künstler das Bild überhaupt gemalt und warum hat er es so und nicht andes gestaltet. Warum die drei Kugeln in der Hand des St. Nikolaus, warum die drei Buben im Bottich?

Bei dem enormen Angebot muss heutzutage ein Museum auf Publikumsfang gehen. Macht Ihnen das Mühe?

Tatsächlich war das früher einfacher. Heute braucht es ein abwechslungsreiches Begleitprogramm, um die Menschen ins Museum zu locken. Man macht Führungen (Museumspädagogik ist heute ein eigener Beruf), erstellt Kataloge. Und Museen, die über viel Geld verfügen, stellen z.B. «Audioguides» zur Verfügung. Unser Museum ist eine Institution mittlerer Grösse; für Ausstellungen verfügen wir jährlich über rund 400 000 Franken.

Wegbestimmend ist also die Frage: Wie bringe ich den interessierten Normalverbraucher ins Museum ?

Danach richten wir uns aus und
versuchen zwischen Ausstellungen, die Zeitgenössisches und Historisches zeigen, eine Balance zu fin-
den. Zudem sollte womöglich ein
Bezug zu Freiburg hergestellt werden.

Welches war Ihre schönste Ausstellung?

Die Ausstellung «Hans Fries» vor drei Jahren.

Die Kunsthistorikerin und ausgebildete
Restauratorin Dr. Verena Villiger ist Zürcherin und arbeitet seit 1991 am Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg. Seit kurzem ist sie mit dem Freiburger Historiker und Journalisten Jean Steinauer verheiratet.
Interessantes über Nikolaus

l Münzen um 1500 zeigen das Abbild von Sankt Nikolaus.

l 1512 gelangte ein Knochenteil des Heiligen in die Kathedrale von Freiburg. Man schuf hiefür das Armreliquiar.

l In Griechenland wird Nikolaus als Heiliger des Meeres verehrt.

l Die Darstellungen sind unterschiedlich: einmal zeigen sie einen zarten Jüngling, ein andermal
einen gutbetuchten Bischof mit Handschuhen und beringten Fingern.
l Aus dem Freiburger Rathaus stammt eine gusseiserne Ofenplatte, die St. Nikolaus und die drei Mädchen zeigt (1540).

l Das wertvollste Bild (1508) stammt aus der Kirche Attalens: ein Altarflügel, gemalt von Hans Fries. Es wird zuzeit auf den Turm der Kathedrale projiziert. il

Die Ausstellung für Kinder und Erwachsene dauert bis Ende Januar: Schulen
sind willkommen. Pädagogische Arbeitsblätter können im Internet bezogen
werden. Führungen für Lehrpersonen: Dienstag, 3., und Montag, 9. Januar 17 Uhr;www.fr.ch/mahf;Tel. 026 305 51 40.

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