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«Es ist wie ein Licht, das langsam ausgeht»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Stefan Goetz ist Chefarzt der Akutgeriatrie und der Rehabilitation im Spital Merlach. Er hat täglich mit Menschen zu tun, die an Alzheimer-Demenz erkrankt sind. Am Spitex-Tag in Kerzers (siehe Kasten) spricht er über Alltagsfragen rund um die Krankheit.

 

 Stefan Goetz, Alzheimer ist heute in aller Munde. Ist diese Krankheit häufiger geworden oder wird einfach mehr darüber gesprochen?

Es gibt heute mehr Fälle von Alzheimer-Demenz. Das liegt vor allem daran, dass wir immer älter werden und es damit mehr alte Menschen gibt. Dadurch steigt bei Krankheiten wie Alzheimer, die vor allem im Alter vorkommen, auch die Zahl der Erkrankungen.

 

 Die Begriffe Demenz und Alzheimer werden oft synonym verwendet. Was ist der Unterschied?

Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungen, die zu einem Abbau der Hirnleistung führen. Alzheimer ist die häufigste und bekannteste Form der Demenz.

 

 Wie ist eine Alzheimer- Erkrankung zu erkennen?

Klare Symptome sind Gedächtnis- und Orientierungsprobleme. Häufig erzählen Betroffene immer wieder die gleichen Dinge, ohne dass sie es merken. Da die Symptome meist schleichend kommen, ist es für das Umfeld schwierig, sie zu erkennen. Zudem entwickeln die Betroffenen oft Strategien, um die Anzeichen zu verstecken. Aber nicht alle, die im Alter vergesslich werden, leiden an Alzheimer. Vergesslichkeit ist auch eine normale Alterserscheinung.

 

 Was ist zu tun, wenn Anzeichen da sind?

 Dann sollte man auf jeden Fall beim Hausarzt oder im Spital einen Test machen.

Gibt es auch Selbsttests?

Ja, den Uhrentest. Wer aus dem Kopf eine Uhr mit Ziffern zeichnen und sie lesen kann, muss sich keine grossen Sorgen machen. Aber damit wird nur ein Teil der Hirnleistung geprüft, ein Alzheimer-Screening ist viel umfassender.

 

 Gibt es einen klassischen Krankheitsverlauf?

Der Krankheitsverlauf zieht sich meist über viele Jahre hin. Dabei verschwindet langsam die Persönlichkeit des Erkrankten; es ist wie ein Licht, das langsam ausgeht. In einem späten Stadium der Krankheit können wahnhafte Züge auftreten. Das kann zu Eifersucht, Verweigerung oder Aggression führen und macht die Betreuung oft schwierig. Es gibt aber auch zufriedene und pflegeleichte Patienten.

 

 Kann man sich vor Alzheimer schützen?

Es ist möglich, gewisse Risikofaktoren günstig zu beeinflussen. Einen sicheren Schutz gibt es aber nicht. Bezüglich der Ursachen von Alzheimer ist noch vieles ungewiss. Es gibt aber wie bei anderen Krankheiten eine erbliche Veranlagung.

 

 Wie kann der Einzelne das Risiko günstig beeinflussen?

Die Erfahrung zeigt, dass, wer wenig geistige Aktivität, wenig Austausch und wenig Kontakte hat, schneller abbaut. Das heisst umgekehrt, dass Menschen, die sich geistig fit halten, bessere Chancen haben, Demenz aufzuhalten oder zu verhindern. Neben geistiger Fitness ist auch körperliche Fitness ein Schutzfaktor.

 

 Wer also im Alter regelmässig Sport treibt und regelmässig Sudokus löst, verringert das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung ?

Man sollte nicht erst im Alter anfangen, sondern in jungen Jahren. Bezüglich körperlicher Aktivität liegt die Empfehlung bei 30 Minuten Sport pro Tag. Bei der geistigen Fitness ist der Effekt von Gedächtnistraining fraglich. Täglich Sudokus lösen ist sicher nicht schlecht, aber viel wichtiger ist es, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Kontakte zu pflegen.

Welche Auswirkungen hat die zunehmende Zahl an Alzheimer-Kranken auf das Gesundheitssystem?

Wenn es so weitergeht, wird es einen finanziellen Engpass und einen Mangel an spezifischen Angeboten wie Demenzstationen geben. Wenn das Gesundheitswesen finanzierbar bleiben soll, müssen wir ins Gesundsein investieren.

 

 Was meinen Sie damit?

Das Ziel muss sein, dass die Menschen gesund altern und lange zu Hause bleiben können. Dazu sollte man auf das Vorbeugen von Krankheiten und gute Betreuungsangebote für Angehörige setzen, damit die Patienten möglichst lange ihre Selbständigkeit wahren können. Da sie Mühe haben mit Veränderungen, geht es Alzheimer-Kranken zu Hause oft besser als in einem Heim.

 

 Gerade bei Demenzkranken ist eine Pflege zu Hause aber oft schwierig.

Ja, es besteht das Risiko einer Überforderung. Deshalb braucht es professionelle Unterstützung und Angebote wie Tageskliniken. Ab einem bestimmten Stadium ist die Pflege zu Hause fast unmöglich.

 

 Wie steht es mit Medikamenten gegen Alzheimer?

Mit den heutigen Medikamenten ist in gewissen Fällen eine Stabilisierung möglich, eine Heilung aber nicht. Es ist daher wichtig, dass auch in Zukunft intensiv nach neuen Möglichkeiten geforscht wird.

Spitex-Tag: Alzheimer und Palliativpflege

D er Spitex-Tag in Kerzers dreht sich um die Themen Alzheimer und Palliativpflege. Um 10 Uhr eröffnet Judith Giovanelli-Blocher den Tag mit dem Referat «Krank sein, alt sein, trotzdem als Mensch nicht überflüssig sein». Ab 10.45 Uhr geht es ums Thema «Altern und Alzheimer»: Psychologin Alexandra Hering von der Universität Genf erklärt, was man aus wissenschaftlicher Sicht unter «Altern» versteht und was es für Möglichkeiten für ein «erfolgreiches Altern» gibt. Danach spricht Stefan Goetz, Chefarzt Akutgeriatrie und Rehabilitation im Spital Merlach, über Alzheimer (siehe Interview), und die Alzheimervereinigung wird vorgestellt. Am Nachmittag stellt Spitex-Leiterin Heidi Dubler die Palliativpflege und das Projekt Voltigo vor, das Krebskranken und ihren Angehörigen Unterstützung bietet. luk

Seelandhalle, Kerzers. Sa., 15. September, 10 bis 16 Uhr.

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