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«Es macht mich melancholisch»

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Nur schon das Motto des 46. Internationalen Folkloretreffens Freiburg lud zum Träumen ein: Eine Reise zu den «Inseln der Welt» hätte es werden sollen – die nun dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist. Präsident Roland Bürgy sagt im Interview, worauf er sich besonders gefreut hatte, wie er die Zukunft sieht und warum Folklore ohne Berührungen undenkbar ist.

Roland Bürgy, zehn Folkloregruppen von verschiedenen Inseln der Welt hätten diese Woche im Rahmen des Internationalen Folkloretreffens in Freiburg auftreten sollen. Was verpasst das Publikum, nachdem das Festival wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde?

Es wäre ein sehr spannendes Programm gewesen, mit einem Thema, das ein ganz besonderes Feriengefühl vermittelt hätte. Zu den Aushängeschildern hätte eine Gruppe aus Kuba gezählt, doch auch Inseln wie Madagaskar oder die Kanaren wären vertreten gewesen. Aber wir geben das Programm nicht einfach auf, sondern verschieben es auf 2021, wenn das Folkloretreffen hoffentlich stattfinden kann. Das Thema wird dann sicher das gleiche sein, nach Möglichkeit auch mit den gleichen Gruppen. Die Hälfte von ihnen hat bereits zugesagt.

Für ein Festival wie das Folkloretreffen mit Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt ist die Pandemie-Situation besonders schwierig. Wann wurde Ihnen klar, dass der Anlass dieses Jahr nicht würde stattfinden können?

Wir konnten am 13.  März, kurz vor dem Lockdown, gerade noch unsere Generalversammlung durchführen. Da beschlossen wir, spätestens Ende April über die Durchführung zu entscheiden. Doch der Fall war eigentlich schon vorher klar. Bereits Anfang April kam eins zum anderen und liess die Hoffnung schwinden. Die Künstlerinnen und Künstler hätten ja nicht einmal nach Freiburg kommen können. Wir haben uns dann sehr schnell mit den finanziellen Folgen befasst und der Agglomeration Freiburg eine Berechnung unserer Fixkosten zukommen lassen. Die Agglomeration sicherte uns rasch ihre Unterstützung zu, so dass das Jahr 2020 für uns finanziell zum Nullsummenspiel wird. Wir werden also wenigstens keinen materiellen Schaden davontragen.

Trotz der frühen Absage stand das Programm bereits …

Ja, unsere Planung beginnt jeweils im September, direkt nach dem Ende des vorherigen Festivals. Dieses Jahr waren wir sogar besonders früh dran – 80 Prozent der Verträge waren Ende 2019 unter Dach und Fach. Lauriane Zosso, unsere neue künstlerische Leiterin, hat hervorragende Arbeit geleistet – für sie tut es mir besonders leid. Wir hatten auch einige besondere Programmpunkte geplant, auf die ich mich sehr gefreut hatte.

Woran denken Sie da?

Wir hatten zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit dem Open-Air-Kino Freiburg vereinbart, das einen Film geplant hatte, der perfekt zu unserem Programm gepasst hätte. Das wäre für beide Partner sehr spannend geworden. Und wir haben wichtige Schritte gemacht, um das Deutschfreiburger Publikum noch stärker anzusprechen. Es war eine schöne Zusammenarbeit mit der Gemeinde Düdingen vorgesehen, die uns für eine Gala-Vorstellung das Podium zur Verfügung gestellt hätte. Bei dieser Vorstellung hätte auch die Trachtengruppe Düdingen auftreten sollen, die so eine Brücke zu den internationalen Gruppen geschlagen hätte. In Murten wären unsere Ensem­bles im Rahmen der Reihe Musik im Stedtli aufgetreten. Auf diese Anlässe hatte ich mich persönlich sehr gefreut – nun freue ich mich halt auf das nächste Jahr.

Wenn Sie 2021 so vieles übernehmen können, geht Ihnen für das nächste Jahr ja fast die Arbeit aus …

Wir werden von dieser Situation profitieren, um gewisse Sachen zu optimieren und Abläufe zu verbessern. In der Transportlogistik liegt zum Beispiel noch einiges drin. Und ein ganz wichtiges Anliegen ist mir die Unterbringung der Künstlerinnen und Künstler. Wir wollen endlich raus aus den Zivilschutzanlagen und unsere Gäste in Hotels unterbringen, wie es international längst üblich ist. Dazu brauchen wir zusätzliche Mittel, um die wir uns schon dieses Jahr bemüht haben. Wir waren auf einem guten Weg. Vielleicht hätte es sogar dieses Jahr schon gereicht – im nächsten Jahr gelingt es dann hoffentlich!

Wir sprechen vom nächsten Jahr in einer Zeit, in der niemand weiss, wie sich die Lage entwickeln wird. Wie gehen Sie mit dieser Unsicherheit um?

Wir gehen davon aus, dass das Folkloretreffen im August 2021 stattfinden kann, daran halten wir uns fest. Anfang September haben wir die erste Vorstandssitzung für die nächste Ausgabe – wie in jedem Jahr. Wir werden möglichst bald mit den Gruppen Kontakt aufnehmen und Verträge abschliessen. Vieles ist abhängig von der internationalen Lage und von anderen europäischen Festivals. Viele unserer Gruppen kommen im Rahmen einer Europa-Tour nach Freiburg, darum könnte es noch Verschiebungen geben. Wir haben regelmässig Kontakt mit anderen Organisatoren und tauschen uns aus: Die Folkloreszene ist wie eine grosse Familie, in der man zusammenarbeitet und sich gegenseitig hilft.

Machen Sie sich auch Gedanken darüber, was wäre, wenn die Pandemie in einem Jahr noch nicht vorbei ist?

Ja, wir machen uns schon Gedanken und hoffen sehr, dass die Normalität zurückkehrt. Für die Folklore ist das besonders wichtig, denn sie lebt ja von der Berührung. Der Grundgedanke der meisten Folkloretänze ist die Partnersuche: Man tanzt mit wechselnden Partnern zu einfachen Rhythmen. Die Berührung ist ein elementarer Bestandteil davon. Distanzregeln lassen sich da nicht durchsetzen. Was das Publikum angeht, könnten wir unsere Galavorstellungen in der Mehrsporthalle St. Leonhard vermutlich durchführen, da hat es genug Platz. Schwierig wäre es hingegen für das Dorf der Nationen auf dem Georges-Python-Platz. Wenn ich an die Menschenmenge denke, die sich da gewöhnlich an einem schönen Sommerabend versammelt, kommt mir das mittlerweile schon ganz komisch vor …

Wie geht es Ihnen, wenn Sie an solche Momente zurückdenken – in diesen Tagen, in denen das Folkloretreffen stattfinden sollte?

Es macht mich schon ein bisschen melancholisch. Die besondere Atmosphäre an einem lauen Sommerabend auf dem Python-Platz, die magischen Momente bei den kleinen, dezentralisierten Konzerten, der Zauber der Galavorstellungen: Das alles fehlt mir. Wir versuchen, mit Bildern aus den letzten Jahren auf unserer Homepage und in den sozialen Medien ein bisschen etwas von der Stimmung aufleben zu lassen.

Und wie verbringen Sie sonst die Festivalwoche?

Normalerweise nehme ich mir während des Festivals immer nachmittags frei, weil es da immer etwas zu tun gibt. Dieses Jahr arbeite ich normal. Wir haben bewusst nichts Grosses geplant, treffen uns aber einmal mit dem Vorstand. Das machen übrigens auch einige der langjährigen Helferinnen und Helfer: Sie treffen sich privat im kleinen Rahmen, um das Folkloretreffen zu feiern. Das zeigt, wie viel Herzblut alle Beteiligten in dieses Festival stecken.

Die FN lassen den abgesagten Festivalsommer trotzdem stattfinden und geben den Veranstaltern im Verlauf des Sommers das Wort.

«Wir haben wichtige Schritte gemacht, um das Deutschfreiburger Publikum noch stärker anzusprechen.»

«Wir versuchen, mit Bildern aus den letzten Jahren auf unserer Homepage ein bisschen Stimmung aufkommen zu lassen.»

«Wir gehen davon aus, dass das Folkloretreffen im August 2021 stattfinden kann, daran halten wir uns fest.»

«Die Berührung ist ein elementarer Bestandteil der Folklore. Distanzregeln lassen sich da nicht durchsetzen.»

Zahlen und Fakten

Bis zu 35 000 Besucher in acht Tagen

Das Internationale Folkloretreffen Freiburg fand 1975 zum ersten Mal statt – mit sieben Folkloregruppen an vier Tagen. Das Festival stiess beim Publikum sofort auf grosses Interesse und entwickelte sich rasch weiter. In den Rekordjahren dauerte es zehn Tage und vereinte vierzehn Ensembles aus aller Welt. Insgesamt nahmen seit der Gründung 450 Gruppen aus über hundert Ländern teil. Heute findet das Folkloretreffen jeweils während acht Tagen am Ende der Sommerferien statt und lockt 30 000 bis 35 000 Besucherinnen und Besucher an. Rund 300  ehrenamtliche Helfer stehen jedes Jahr für das Festival im Einsatz. Das Budget der Veranstaltung beläuft sich auf rund 600 000 Franken.

cs

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