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«Es war ein unbeschreibliches Gefühl»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Handschlag von Michel Fornasier ist kräftig. Würde man seine rechte Hand nicht sehen, käme der Gedanke nicht auf, eine künstliche Hand zu schütteln. Der Blick darauf zeigt: Hier ist ein Hightechteil im Einsatz. Es handelt sich um die «iLimb Ultra Revolution»-Handprothese, eine Entwicklung des britischen Start-up-Unternehmens Touch Bionics, das eng mit der Firma Balgrist Tec in Zürich zusammenarbeitet. Seit Michel Fornasier vor einem Jahr diese neuartige Prothese erhalten hat, hat sich sein Leben verändert. «Dies war einer der emotionalsten Momente meines Lebens.»

Ein Fremdkörper

Michel Fornasier hat schon früh gelernt, das Meiste mit Links zu erledigen, da er ohne rechte Hand zur Welt kam. Als er etwa sieben Jahre alt war, hat er seine erste Prothese erhalten, die er aber nicht gerne getragen hat. «Sie sah zwar rein optisch schön aus, aber ihre Einsatzmöglichkeiten waren doch sehr begrenzt», erzählt er. «Es fühlte sich wie ein Fremdkörper an.» Seine Eltern ermutigten ihn, die Handprothese zur Entlastung und Stabilisierung der Rückensymmetrie täglich zu tragen. Eine fehlende Hand kann zu erheblichen orthopädischen Problemen führen.

Diskret versteckt

Er habe sich nie für sein Handicap geschämt, sagt Michel Fornasier. «Ich wurde zum Glück in der Schule auch nie gemobbt.» Trotzdem habe er stets den Drang verspürt, seinen Arm diskret zu verstecken oder zumindest die Aufmerksamkeit der Leute nicht darauf zu lenken. «Weder wollte ich zum Gesprächsthema werden, noch wollte ich Mitleid erregen.» Er habe auch nie mit seinem Schicksal gehadert, sondern Dank der positiven Einstellung seiner Eltern gelernt, die Situation zu akzeptieren, sagt er.

Sein Ehrgeiz hat ihn dazu angespornt, die Grenzen, die ihm das Handicap setzte, zu überwinden, etwa im Turnunterricht, beim Klettern oder am Schlagzeug, wo er sich den Stock mit Klebeband am Unterarm befestigte. Er entwickelte eine eigene Technik, die Schuhe zu binden oder den Reissverschluss seiner Winterjacke zu schliessen. Dies kostete ihn viele Stunden an Übung, was er jedoch gerne in Kauf nahm. «Es war ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit, das ich mir erkämpft habe.»

Feine Impulse

In einer Fernsehsendung hat Michel Fornasier von der «iLimb Ultra Revolution»- Handprothese erfahren. Dank modernster Technik bietet diese Möglichkeiten, die dem Gebrauch einer menschlichen Hand viel näher kommen, als dies bisher mit anderen Prothesen der Fall war. Zum Beispiel kann mittels einer Spezialbeschichtung am Zeigefinger der Touchscreen eines Smartphones bedient werden.

Jeder Finger dieser Roboterhand wird durch einen eigenständigen Minimotor angetrieben. Zwei Elektroden liegen auf dem Armstumpf, sie messen die elektrische Spannung an der Hautoberfläche, welche abhängig von der Muskelanspannung ist. Bei dieser Prothese benutzt Michel Fornasier den Muskel, der das Handgelenk anwinkelt. Die Prothese registriert diesen Muskelimpuls und setzt sich in Bewegung: Sie öffnet und schliesst sich. «Weil dies aber etwas wenig ist, gibt es ein paar Tricks, damit die Hand mehrere Bewegungsmuster ausführen kann», erklärt Michel Fornasier. Die Elektroden «lauschen» quasi die ganze Zeit über auf bestimmte Steuerungsimpulse–wie bei einem Doppelklick mit der Computermaus, nur dass der Träger es mit den Muskeln im Arm macht.

Wenn die Prothese den Doppelklick spürt, wechselt sie den Modus zum Beispiel von Greifen zu Drehen, greift mit drei Fingern statt mit fünf oder parkt den Daumen. «Diese ganzen Abläufe benötigen Training und eine eiserne Disziplin. Es bedarf einer Menge an Übung, bis diese Feinmotorik stimmt, denn es sind nur feine Unterschiede in der Anspannung des Arms, welche die Bewegung der Roboterhand steuern», erklärt Michel Fornasier. Mittels einer App auf dem Smartphone kann er die Hand programmieren und aus 25 verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten auswählen. Drei davon kann er als Grundmuster definieren, etwa den Pinzettengriff, um etwas zu ergreifen, den Indexfinger, um die Tastatur zu bedienen, oder den Handshake, um zur Begrüssung die Hand zu schütteln.

An die Anpassung der neuen Handprothese erinnert sich Michel Fornasier, als wäre es gestern gewesen. Er sei gespannt gewesen, ob das in der Fernsehsendung Gesehene auch an seinem Arm funktionieren würde. «Das Gefühl, als sich die künstlichen Finger durch Anspannen meiner Unterarmmuskeln bewegten, war überwältigend.»

Der Prothesenschaft besteht aus Karbon, die Hand ist mit einem schützenden Silikonhandschuh überzogen. Beeindruckt von der Feinmotorik der bionischen Hand, hat er sich für ein durchsichtiges Design entschieden. «Ich finde es faszinierend zu sehen, wie die fünf Motoren unabhängig von einander funktionieren, vergleichbar mit der Komplexität eines Schweizer Uhrwerks.»

Eine Metamorphose

Es sei ein unvergesslicher Moment gewesen, als er das erste Mal mit der neuen Hand vor die Haustüre getreten sei, «ein unbeschreibliches Erlebnis». «Seitdem habe ich eine ganz neue Körperhaltung eingenommen», sagt er. Er sei offener geworden, habe seinen unterbewussten Versteckreflex abgelegt. «Heute bin ich angekommen und akzeptiere meine fehlende rechte Hand als Teil meines Lebens und stehe dazu.» Da er seit Anfang des Jahres ehrenamtlicher Botschafter der neuartigen Handprothese ist, gibt er gerne Auskunft und erklärt die Funktionen sowie die Möglichkeiten der «iLimb Ultra Revolution»- Handprothese. «Es ist mir ein persönliches Anliegen, den Bekanntheitsgrad dieses Hilfsmittels zu steigern, um so viele Menschen mit dem gleichen Handicap zu erreichen und ihr Leben zu erleichtern», sagt Michel Fornasier. «Medizintechnisch ist in Zukunft einiges möglich», sagte er und erzählt von einem Forschungsprojekt einer renommierten amerikanischen Universität. «Das Problem ist, dass solche Prothesen auch bezahlbar sein müssen.»

Mut machen

Im Zug seiner Aufklärungsarbeit in den Medien gibt er viel Persönliches preis, bekommt dafür jedoch zahlreiche positive Rückmeldungen. «Dies ist eine Herzensangelegenheit.» So entstand der Kontakt zu anderen Betroffenen, wie etwa zu den Eltern von Kindern mit ähnlichen Geburtsgebrechen. «Ich versuche ihnen Mut zu machen, Tabus zu brechen und aufzuzeigen, was heute in der Robotik möglich ist», sagt er. «Es geht hierbei nicht um meine Person, ich bin nur das Gesicht dahinter.» Anfang des Jahres erhielt er gar eine Einladung, in der Talkshow von Markus Lanz über seine Erfahrungen mit der Handprothese zu berichten.

Zur Person

Von der Bank zu Amnesty

Michel Fornasier ist in Düdingen aufgewachsen und lebt heute im Kanton Zürich. «Im Herzen bin ich ein Sensler, das ist meine Heimat», sagt der 37-Jährige. Er hat eine Ausbildung im Bankenwesen absolviert und über zehn Jahre im Bereich Private- und Investmentbanking gearbeitet. Michel Fornasier lebte einige Zeit in den Vereinigten Staaten. Seit Mai 2014 arbeitet er in Bern bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, im Bereich der Major Donor Betreuung.im

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