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«Es war körperlich und mental schwierig»

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In der Nacht auf heute haben in der NHL die Playoffs begonnen – ohne Christoph Bertschy. Zwar sind die Minnesota Wild, bei denen der Düdinger unter Vertrag steht, nicht nur dabei, sondern als Qualifikations-Zweiter der Western Conference sogar einer der Mitfavoriten. Doch Bertschy hat es auch in seiner zweiten Saison in Nordamerika nicht geschafft, sich als NHL-Spieler zu etablieren. Dem 23-jährigen Stürmer bleibt deshalb in der entscheidenden Phase der Saison nur die Rolle des Zuschauers. «Natürlich ist das ein wenig deprimierend. Jeder will oben sein, auch ich», sagt Bertschy am Telefon gegenüber den FN. Oben, das ist die National Hockey League, die beste Liga der Welt – Glamour und fürstliche Saläre inklusive. Seit fünf Monaten ist Bertschy allerdings permanent unten: In der American Hockey League, dort wo die Farmteams der NHL-Organisationen spielen, der Glamour-Faktor tendiert gegen Null, die Löhne befinden sich weit unter dem Niveau der Schweizer NLA.

Der Schock vor Saisonstart

Die NHL und die AHL sind zwei unterschiedliche Welten. Unmittelbar vor Saisonbeginn sah es danach aus, als hätte es Bertschy in die obere Etage geschafft. Dank einem starken Trainingscamp überstand er bei Minnesota den letzten Kaderschnitt und schien für den Saisonstart im Team zu sein. Doch im letzten Moment verpflichtete Minnesota Teemu Pulkkinen. Detroit hatte den Finnen auf die sogenannte Waiverliste gesetzt. Wer auf dieser Liste steht, kann innert 24 Stunden von anderen NHL-Teams verpflichtet werden, ohne dass diese dafür eine Gegenleistung erbringen müssen. Minnesota griff zu – und Pulkkinen schnappte Bertschy den Platz weg. Zwar spielte der Finne später ebenfalls mehrheitlich in der AHL, mittlerweile ist er sogar bereits wieder zu Arizona weitertransferiert worden. Das heisst allerdings nicht, dass sich Bertschy den Platz wieder zurückerobert hat. Der Profisport ist besonders in Nordamerika ein schnelllebiges Geschäft. Mitunter geht es darum, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Die Stärke Minnesotas als Pech Bertschys

Bertschy war das in dieser Saison definitiv nicht. In den ersten Wochen lebte er aus dem Koffer, wurde immer und immer wieder zwischen dem NHL-Team Minnesota und dem AHL-Team Iowa hin und her geschoben. «Ich war zum Teil innert drei Tagen in drei Bundesstaaten», erinnert sich der Düdinger. In der NHL kam er zu fünf Einsätzen. Er machte seine Sache ganz gut, kam auf sieben bis neun Minuten Eiszeit pro Spiel, eine ausgeglichene Plus-Minus-Bilanz und einen Assist. Den letzten Match mit Minnesota bestritt Bertschy am 13. November in Ottawa.

Eines der Probleme: «Minnesota ist wirklich extrem gut dieses Jahr, da ist es sehr schwierig, ins Team zu kommen.» Im Dezember stellte das Team einen neuen Clubrekord auf, als es zwölf Mal hintereinander gewann. Klar, dass das die Situation für die zweite Garde nicht gerade verbessert. Kam hinzu, dass Bertschy sich bei seinen AHL-Einsätzen mit Iowa nicht für höhere Aufgaben aufdrängte. «Es war keine leichte Zeit. Ich war zu Beginn der Saison so nah dran, im Team zu sein. Ich dachte mir: Jetzt habe ich es geschafft – und fiel dann doch wieder raus. Das war frustrierend, und ich hatte unter diesen Umständen Mühe, gute Leistungen zu zeigen. Es war körperlich und mental schwierig.»

Deutlich weniger Skorerpunkte

Mit den körperlichen Schwierigkeiten spricht der Stürmer die Strapazen an, die mit dem ständigen Hin und Her und den damit verbundenen Reisen einhergehen. «Ich habe mich in dieser Zeit nie richtig erholt, so dass mir danach die letzte Energie fehlte. Mein Spiel ist allerdings stark auf Energie angewiesen. Ich muss auch einmal einen Gegenspieler überlaufen können.» Das schaffte er zu selten. In 64 Spielen erzielte er elf Tore und zwölf Assists. Das sind satte zwölf Punkte weniger als in den 72 Partien in seiner ersten AHL-Saison.

In der teaminternen Skorerliste von Iowa belegt Bertschy damit nur den siebten Rang. «Mit meiner Punkteausbeute bin ich nicht zufrieden», sagt der Sensler, der dennoch glaubt, einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. «Vor allem mein Defensivspiel konnte ich verbessern. Ausserdem habe ich mich besser an die kleineren Eisfelder gewöhnt, auch wenn dieser Prozess immer noch im Gang ist.» Was ihm in erster Linie noch fehlt, um ein gestandener NHL-Spieler zu sein? «Im Spiel ohne Scheibe muss ich mich verbessern. Und ich muss mich noch mehr an das US-Spiel gewöhnen, vor allem daran, für alles viel weniger Zeit zu haben.»

Saisonende, erweitertes Playoff-Kader oder WM?

In dieser Saison bleibt ihm dafür keine Zeit mehr. Mit Iowa stehen diese Woche noch die letzten drei Meisterschaftsspiele an, dann ist die Saison vorbei. Auf eine Playoff-Qualifikation hat die Mannschaft keine Chance mehr. Gut möglich, dass Bertschy danach zu den Spielern gehört, die es noch in das erweiterte Playoff-Kader von Minnesota schaffen. Playoffs können lang und intensiv sein, jedes Team muss deshalb Verletzungen einkalkulieren. Dennoch erscheint es im Moment unwahrscheinlich, dass der Stürmer in dieser Saison zu weiteren NHL-Einsätzen kommt, auch wenn er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat. «Bisher weiss ich aber noch nichts, Minnesota hat noch nicht mit mir gesprochen. Aber ich bin zuversichtlich, zumindest in der ersten Woche dabei zu sein.» Auch weil er zuletzt wieder besser in Form kam. In den letzten drei Partien spielte er in der Toplinie, schoss ein Tor und gab zwei Assists.

Wenn die Saison für ihn in Nordamerika dann einmal definitiv vorbei ist, hofft er, auch noch auf dem Zettel des Schweizer Nationaltrainers Patrick Fischer zu stehen. «Die Nati ist natürlich immer ein Thema, und an einer WM teilzunehmen, wäre fantastisch», sagt Bertschy. «Das Schlimmste wäre, wenn Minnesota mich nicht im erweiterten Kader möchte und ich bei Patrick Fischer nicht auf dem Zettel stehe.» Dann nämlich droht Bertschy nach dem letzten Spiel mit Iowa am Samstagabend das Saisonende. Und über frühe Sommerferien freuen sich Eishockeyspieler in der Regel nie …

Leben in den USA

«Des Moines hat man in zwei, drei Wochen entdeckt»

Eishockeyprofi in Nordamerika zu sein, klingt furchtbar aufregend. In Wirklichkeit besteht das Leben von Professionals allerdings in erster Linie aus einem anstrengenden Mix aus Trainings, Matches und teils langen Reisen. Wie viel ist bei Christoph Bertschy von der Anfangseuphorie für sein Nordamerika-Abenteuer noch übrig geblieben? «Die Euphorie bezog sich schon immer in erster Linie auf die Möglichkeit, zu NHL-Spielen zu kommen. Die ist immer noch da.» In Sachen Lebensstil hatte sich der Sensler keine Illusionen gemacht, er wusste bereits von anderen Nordamerika-Profis, was ihn erwartet. Er wusste auch, dass die Stadt Des Moines, in der das AHL-Team Iowa Wild beheimatet ist, keine allzu spektakuläre ist. «Des Moines ist in zwei, drei Wochen entdeckt», sagt Bertschy über die 200 000-Einwohner-Stadt im Mittleren Westen der USA, die gleichzeitig die Hauptstadt des Bundesstaates Iowa ist.

Allein in Wohnung

Um sich neben dem Eis «eine neue Herausforderung» zu gönnen, entschied sich der Freiburger dafür, in dieser Saison alleine zu wohnen. Das wäre nun auch geschafft. Die nächsten Herausforderungen wird Bertschy deshalb nun wohl oder übel wieder auf dem Eis suchen müssen.

fm

 

Zukunft

Nordamerika? Oder doch Lausanne?

Als Christoph Bertschy 2015 den SC Bern in Richtung Nordamerika verliess, betonte er stets, er werde sich mindestens zwei Jahre Zeit geben, um sich in Übersee durchzusetzen. Zwei Saisons sind nun vorbei – richtig durchgesetzt hat sich Bertschy bisher nicht. In zwei Saisons bestritt er gerade einmal acht NHL-Spiele.

Da stellt sich die Frage, wie es um die Geduld des mittlerweile 23-jährigen Stürmers steht. «Ich habe noch ein Jahr Vertrag mit der Organisation der Minnesota Wild. Da ich zu Beginn der Saison so nah dran war, werde ich mich im Sommer noch einmal voll auf das Ziel NHL fokussieren», sagt Bertschy. «Ich werde in den Trainingscamps alles daran setzen, mich durchzusetzen.» Was aber, wenn das nicht klappt? Will sich der Sensler dann ein weiteres Jahr in der sowohl spielerisch als auch finanziell unattraktiven AHL antun? «Ehrlich gesagt, habe ich mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht. Ich will mich wirklich voll auf Nordamerika fokussieren.»

Sommertraining mit Vermin

Dass sich Bertschy noch nicht viele Gedanken darüber gemacht hat, ist zu bezweifeln. Die Zeitung «Le Matin» schrieb im März, der Stürmer wechsle, sollte er in die Schweiz zurückkehren, nächste Saison zum HC Lausanne. Bertschy hat keine Lust, darüber zu sprechen. «Vielleicht, vielleicht nicht», antwortet er schmunzelnd auf die Frage, ob er in Lausanne unterschrieben habe. Keine Option dürfte eine Rückkehr zu seinem früheren Ausbildungsverein Freiburg-Gottéron sein, auch wenn der Düdinger auch hier bloss mit «vielleicht, vielleicht nicht» antwortet.

Sicher ist, dass Bertschy das Sommertraining in der Schweiz absolvieren wird. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird er sich gemeinsam mit Joël Vermin bei Konditionstrainer Roland Fuchs in Interlaken in Form bringen. Wohnen wird er dabei wie üblich bei seiner Familie in Düdingen. Vermin befindet sich übrigens in einer ähnlichen Situation wie Bertschy: Der 25-jährige Berner versucht sein Glück sogar schon seit drei Saisons in Nordamerika, spielt aber nur selten mit Tampa Bay in der NHL, sondern meist mit Syracuse in der AHL. Auch bei ihm steht deshalb eine Rückkehr in die Schweiz im Raum. Auch er soll gemäss Medienberichten für diesen Fall bereits bei einem NLA-Team unterschrieben haben, und zwar beim … HC Lausanne. Zumindest für Bertschy gilt allerdings: Den Saisonstart in der Schweiz dürfte er kaum miterleben. Die Trainingscamps der NHL, in denen er sich unbedingt aufdrängen will, finden nach dem NLA-Start im September statt.

fm

 

 

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