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«Es waren richtige Detonationen»

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Das Hochzeitsschiessen ist ein alter Brauch mit langer Tradition. Aus Aberglaube wurde Lärm gemacht, um die bösen Geister zu vertreiben – früher nicht nur bei Hochzeiten, sondern auch bei anderen Festen (siehe auch Kasten). In St. Ursen ist Anfang September ein Hochzeitsschiessen offenbar ein wenig ausser Kontrolle geraten. «Es war ausserordentlich laut», sagt Esther Diezig, die wie ihr Mann am besagten Morgen um fünf Uhr unsanft aus den Träumen gerissen wurde. Es habe geklungen wie der Endknall eines Silvesterfeuerwerks. «Wesentlich lauter als Schüsse, es waren richtige Detonationen.»

Anzeige erstattet

Esther Diezig wohnt mit ihrer Familie seit 1988 in St. Ursen am Juraweg und kennt den Brauch des Hochzeitsschiessens. «Ich habe absolut nichts gegen diese Tradition», betont sie. «Aber das war einfach zu laut.» Innerhalb von wenigen Minuten knallte es etwa sieben Mal so überlaut. «Weil sie so nah am Haus erfolgten, haben wir sogar die Blitze dazu gesehen.» Die St. Ursnerin hat bei der Polizei angerufen und sich schliesslich für eine Anzeige wegen Nachtruhestörung entschieden. «Wir haben ein Recht darauf, in Ruhe schlafen zu können, Tradition hin oder her.» Der Lärm sei so laut gewesen, dass sie – anders als bei sonstigen Hochzeitsschiessen – nicht wieder einschlafen konnte.

Die Anzeige von Esther Diezig ist bei Nicolas Bürgisser, Oberamtmann des Sensebezirks, gelandet. «Wir haben pro Jahre mehrere Beschwerden bezüglich Ruhestörung», sagt er. «Dies ist jedoch die erste Anzeige.» Die Angelegenheit geht nun an den Staatsanwalt. Dieser entscheidet, ob er die Sache weiterverfolgt und entweder die Polizei oder das Oberamt mit weiteren Ermittlungen beauftragt.

Eine zweite Intervention

Es ist noch nicht klar, ob–und wenn ja – mit welchen Konsequenzen die Verursacher des unüblichen Hochzeitsschiessens rechnen müssen. Dass es sicher lauter war als sonst, beweist ein zweites Schreiben an das Oberamt. Eine weitere Bewohnerin aus St. Ursen berichtet darin von «extrem lauten Böllerschüssen». Sie sei im Kanton Freiburg aufgewachsen und erinnere sich gut an den Brauch, den Hochzeitstag mit Schüssen einzuläuten. «In den vergangenen Jahren habe ich dies relativ selten gehört – in dieser Lautstärke noch nie», heisst es im Brief der Frau, die lieber anonym bleiben will. Sie hat keine Klage eingereicht, will jedoch vom Oberamtmann wissen: «Ist es zulässig, x-hundert Menschen bei ihrem wohlverdienten Schlaf in Angst und Schrecken zu versetzen, die Grundmauern der Häuser vibrieren zu lassen …?»

Legal oder illegal

Vom Gesetz her ist das Hochzeitsschiessen an sich nicht verboten. «Es kommt aber darauf an, womit geschossen wird», sagt Josef Brügger, Leiter des Büros Waffen und Sprengstoff bei der Kantonspolizei Freiburg. Normale Feuerwerkskörper wie sie am 1. August oder an Silvester verwendet werden, dürfen im Kanton Freiburg nur während der Saison verkauft werden. Doch gelten in anderen Kantonen andere Bestimmungen, so dass es in der Regel kein Problem ist, Material zu besorgen. «Heute wird aber auch viel improvisiert, zum Beispiel mit Schwarzpulver», sagt Josef Brügger. Dafür müssten die Benützer bei einer Kontrolle den Nachweis vorlegen können, woher sie das Material bezogen haben.

Immer wieder Verletzte

«Klar verboten ist der Umgang mit Sprengstoff oder der Gebrauch von Schusswaffen», sagt Josef Brügger. Dies verstosse gegen das Sprengstoff- und Waffengesetz. Ein Verstoss wird geahndet und mit einer Busse bestraft.

 Einige der Geschosse sind selbst gebastelt oder aufgemotzt, und es ist in der Vergangenheit auch schon öfters zu Verletzungen gekommen. «Wir bekommen jedes Jahr Meldungen von solchen Verletzungen, allerdings eher an Silvester oder am 1. August», sagt der Oberamtmann. Das gehe von Brandverletzungen bis zu Gehörschäden.

Appell zur Rücksichtnahme

«Es geht niemandem von uns darum, die alte Tradition des Hochzeitsschiessens schlechtzumachen», betont der Sensler Oberamtmann Nicolas Bürgisser. Er ruft aber zu mehr Rücksichtnahme auf und erinnert daran, dass gerade kleine Kinder und auch Tiere sehr unter lauten Knallen leiden. Für Esther Diezig wäre das Hochzeitsschiessen kein Thema, wenn es weiter entfernt von den Wohnhäusern geschehen würde und wenn in normaler Lautstärke geschossen würde.

«Wir haben ein Recht darauf, in Ruhe schlafen zu können, Tradition hin oder her.»

Esther Diezig

Einwohnerin von St. Ursen

Tradition: Mit dem Lärm die bösen Geister verjagen

W ie lange es den Brauch des Hochzeitsschiessens schon gibt, ist kaum mehr zu ermitteln. Er wird heute im oberen und mittleren Sensebezirk öfters ausgeübt als im unteren, wie eine Umfrage des Oberamtmannes bei den Ammännern ergab.

Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens steht, dass Schiessen zu bestimmten Jahreszeiten oder besonderen Festen eine lange Tradition hat. Ursprünglich sei es darum gegangen, mit dem Lärm die bösen Geister von Haus und Hof, Menschen und Vieh und so weiter fernzuhalten. Wörtlich heisst es: «Auch das Schiessen bei Geburt, Taufe, Verlobung und noch mehr bei Hochzeit hat zum Grund die uralte Abwehr schädigender Dämonen, besonders der Hexen, und ist, eine nicht mehr verstandene Zauberhandlung, zum freudigen Ausdruck der Ehrung geworden.» Beim Kapitel Hochzeit steht, dass diese eine willkommener Anlass zum Schiessen sei. «Beim Gang zur Kirche und ins Hochzeitshaus, auch schon während des Tages, aber besonders bei einbrechender Nacht.» im

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