Expo-Nostalgie in Murten
Murten-Tourismus blickt aufs Expo-Jahr zurück
Die Nach-Expo-Zeit ist schwierig für die Tourismus-Branche. Wenn keine neuen Geldquellen gefunden werden, ist Murten-Tourismus 2006 pleite, wurde gestern an der GV bekannt gegeben.
Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN
Monika Schneeberger, Geschäftsführerin von Murten-Tourismus, präsentierte an der Generalversammlung den Jahresbericht des Expo-Jahres und sagte: «Wir erzielten ein Traumresultat in den Logiernächten. In der Hotellerie verzeichneten wir ein Plus von 48,7 Prozent oder rund 85 000 Übernachtungen und in der Parahotellerie ein Plus von 29,2 Prozent oder rund 58 000 Übernachtungen.» Dieses gute Resultat sei nur dank der Landesausstellung möglich geworden, erklärte Schneeberger.
Murten-Tourismus erzielte 2002 total rund 370 000 Franken Ertrag, davon waren rund 68 000 Franken Expo-Beiträge der Gemeinde, des Gewerbes und des Regionalverbands See. Der Aufwand belief sich 2002 auf rund 358 000 Franken, es resultierte ein Gewinn von rund 13 000 Franken. Die Aufenthalts-Taxenrechnung schliesst mit einem Gewinn von rund 7000 Franken. Das Budget für 2003 sieht ein Defizit von 35 000 Franken vor.
Zu den Trends in der Tourismus-Forschung erklärte Schneeberger: «Wir sollten das Paradies Schweiz nie billig verkaufen, ein Paradies ist nie billig. Wir sollten vielmehr unvergessliche Erlebnisse für unsere Touristen schaffen.»
Katzenjammer nach Traumresultat
Der Finanzchef von Murten-Tourismus, Armin Durand, rechnete den Mitgliedern vor, dass die Vereinskasse im Jahre 2006 leer sein werde, falls bis dahin keine neuen Geldquellen gefunden würden. Handeln müsse man aber schon vor Abschluss des Jahres 2004, meinte Schneeberger. Sollte sich die Finanzlage bis dann nicht ändern, wäre ein drastischer Personalabbau nötig, die Dienstleistungen würden damit stark abgebaut, erklärte sie.
Der Hotelier Pierre Lehmann schlug darauf vor, künftig 20 Prozent der Parkgebühr-Einnahmen direkt an Murten-Tourismus zu leiten. Dieser Vorschlag werde ebenfalls im Gemeinderat diskutiert. Im Übrigen bedauerte er es ausserordentlich, dass man den Monolithen habe entfernen lassen, der wäre doch ein idealer Werbeträger auf Jahre hinaus für Murten gewesen.
Für Gilbert Montani war die Stadt nicht visionär genug, man setzte lieber Hunderttausende in den Bau eines Jugendzentrums, als dass man endlich eine Mehrzweckhalle plane.
Bernhard Aebersold, Präsident des Detaillistenvereins, plädierte für eine Abgabe aus den Bussen-Einnahmen an Murten-Tourismus. Er sei zwar nicht dafür, dass man Touristen mit Bussen abschrecke, aber wenn man schon solche verteile, solle der Ertrag teilweise dem Tourismus zugute kommen. «Eine Stadt, die Gäste haben will, muss lächeln, eine Stadt, die Bussen verteilt, fletscht die Zähne», meinte Aeberhard.
Die Stadtpräsidentin Christiane Feldmann gab zu bedenken, dass die Parkgebühren-Verwendung für den Tourismus eine Reglements-Änderung bedinge. Sie bestätigte, dass man im Gemeinderat nochmals über diesen Vorschlag diskutieren werde.
Ziele für 2003
Monika Schneeberger gab die Pläne für 2003 bekannt: die Nachbearbeitung der Expo.02 in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband See und dem Freiburgerland-Tourismus und das Durchführen einer kleinen Kampagne sowie die Sicherung der
Vereinsfinanzen für die künftigen Jahre.
Bereits in Arbeit oder in konkreter Planung bleiben: erweitertes Besucherprogramm für Individualreisende, Spezialführungen im Unesco-Jahr des Wassers, Q-Label 1 im Tourismus, Saisonmailings an Carhalter und Bahnhöfe.