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«Fall von nacktem Elend»

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«Fall von nacktem Elend»

Strafgericht Murten befasst sich mit Kindsmisshandlung

Die Liste der Delikte war lang, welche den beiden Angeschuldigten zur Last gelegt wurde, die sich gestern vor dem Strafgericht in Murten verantworten mussten. Sie stritten fast alle Vorwürfe ab.

Von CORINNE AEBERHARD

Als das Gericht gestern Abend kurz nach 20.00 Uhr seine Verhandlungen schloss, lag zwar vieles auf dem Tisch, aber bei den meisten Punkten, die im Laufe des Tages behandelt wurden, stand Aussage gegen Aussage.

Anwalt Theo Studer, der die Interessen der angeschuldigten Frau vertrat, sprach in seinem Plädoyer von einem «Fall von nacktem Elend». Sein Kollege Daniel Zbinden nannte es «einen schlimmen Fall» und eine Zeugin zeigte sich «erschüttert», als sie vom Zustand eines Kindes sprach, um das es unter anderem ging.
Der Fall, über den das Strafgericht am Freitagnachmittag sein Urteil fällen wird, ist komplex. Ein Mann und eine Frau werden beschuldigt der einfachen Körperverletzung an Kindern, Vernachlässigung der Fürsorgepflicht, Verabreichung gesundheitsgefährdender Stoffe an ein Kind, Tätlichkeiten sowie Ehrverletzung und Drohung. Dem Mann werden zusätzlich Vergewaltigung und sexuelle Nötigung an Kindern zur Last gelegt. Dieses Beweisverfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Montag statt (siehe FN vom Dienstag, 13. Januar). Weiter hat er angeblich gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie gegen das Transportmittelgesetz verstossen.
Am gestrigen Verhandlungstag ging es vor allem um die beiden Kinder des Paares, die mittlerweile in einer Pflegefamilie untergebracht sind. Das ältere Kind stammt aus einer früheren Ehe der Angeschuldigten. Zusammen hatte das Paar eine Tochter. Mit der Beziehung des Paares stand es nicht zum Besten, wie beide bestätigten. Es gab häufig Streit und es kam auch zu Gewaltanwendungen. Einmal musste die Frau deswegen ins Spital. Dies belegten auch Aussagen von Zeugen. Sie sei ihm hörig gewesen, sagte die angeschuldigte Frau gestern vor Gericht. Die Atmosphäre im Haushalt der beiden sei «nicht sehr kinderfreundlich» gewesen, sagten Zeuginnen, die früher oft mit dem Paar verkehrt hatten, und eindeutig habe der Mann das Sagen gehabt im Haus.

Drohungen und Drogen

Übereinstimmend sagten die Zeugen auch, dass besonders das Verhalten des älteren Kindes auffällig war. Es bewegte sich wenig und sprach kaum. Dies bestätigte auch ein später durchgeführtes Gutachten. Seine Entwicklung entsprach in vielen Bereichen nicht seinem Alter. Schwierigkeiten bereiteten jeweils auch die Besuche bei seinem leiblichen Vater. Es kam regelmässig zu Drohungen.

Das Paar konsumierte auch Drogen, und dies in Gegenwart der Kinder. Laut einer Zeugin soll der Mann den damals gut zweijährigen Buben einmal gezwungen haben, aus einer Haschischpfeife zu rauchen. Diesen Vorwurf stritt das Paar, das mittlerweile getrennt lebt, ab.

Die Situation spitzte sich noch zu, als die Tochter im Dezember 1998 geboren wurde. Beide Elternteile waren oft gereizt, zudem fehlte es an Geld, da beide arbeitslos waren.
Als das Kind notfallmässig wegen vereiterten Wunden am Hals ins Inselspital eingeliefert werden musste, stellte man zudem fest, dass es unterernährt war. Laut einem Gutachten könnten die Wunden mit einem brennenden Gegenstand zugefügt worden sein. Gegen diesen Vorwurf wehrten sich die Eltern massiv. Beide sagten, das Kind habe sich selber gekratzt, man habe die Wunde erst mit Salbe behandelt und auf Anraten der Hebamme mit einer speziellen Flüssigkeit. Diese hätte dann «Löcher» in den Hals des Kindes gebrannt.
Die Kinder wurden daraufhin den Eltern weggenommen. Beide bestritten gestern, dass sie die Kinder misshandelt oder vernachlässigt hätten. Die Frau bereute lediglich, dass sie mit der Tochter nicht viel früher zum Arzt gegangen sei. Der Mann sagte, er hätte darauf bestehen sollen, dass die Mutter das Kind länger stille, dann wäre das mit der Unterernährung wohl nicht passiert.

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