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Fantasma verwandelte den Tänzer aus Nova Friburgo in einen Freiburger

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Autor: URS HAENNI

Mit der «umwerfenden Musikkomödie» namens «Fantasma» war die Expo.02 am 18. Mai 2002 endgültig auf der Arteplage Murten angekommen. Bunte Gestalten, Lebewesen aus der Mythologie, Operndiven und geschmeidige Tänzer bevölkerten die Bühne auf der Pantschau. Unter den zehn Tänzern: Michel Schuenk aus Nova Friburgo.

Der damals 25-jährige Schuenk war für dieses Eröffnungsspektakel einen Monat vor und einen Monat nach der Eröffnung an der Expo. Auch nahm er an zwei Vorstellungen einer 120-köpfigen Delegation aus Nova Friburgo in Meyriez und Estavayer teil. Er liess sich anstecken von der Lebensfreude rund um die Expo, von der nahezu perfekten Organisation der Landesausstellung, von den vielen Kontakten und von der Vielfalt der Sprachen in Freiburg: «Wir wohnten zu zehnt im Justinuswerk in Freiburg, wo alle französisch sprachen. Dann fährt man fünf Minuten im Zug nach Düdingen, und alle sprechen deutsch. Das wollte mir als Brasilianer nicht in den Kopf.»

Dann war für Schuenk und seine Tänzertruppe der Moment gekommen, in die Heimat zurückzukehren. Aber es kam alles anders. «Ich war am Flughafen. Doch eine halbe Stunde vor dem Abflug entschied ich mich, in der Schweiz zu bleiben», erinnert sich Schuenk. Sylvana Schwartz, die Chefin der Tanzgruppe mit Greyerzer Wurzeln, sagte ihm, er sei verrückt, und fragte, wo er denn bleiben wolle. Eine Begleitperson sagte Schuenk, er könne 10 bis 15 Tage bei ihm bleiben.

Weiter mochte Schuenk damals nicht planen, erzählt er. «Wenn es nicht mehr weiterzugehen scheint, bin ich wie ein Wasserlauf. Der lässt sich nicht aufhalten.»

Ein halbes Jahr gefeiert

So genoss der Junge aus Nova Friburgo die ganze Expo in der Schweiz. Bisweilen kamen Ängste auf, vor allem, weil er noch kein Französisch sprach. Während der Expo kam er mit Gesten über die Runde. Und dann war die Expo auf einmal zu Ende. «Während der Expo haben mich alle Leute angesprochen, haben gegrüsst: Salut, ça va?», so Schuenk. «Und nach der Expo sind irgendwie alle einfach nach Hause gegangen.»

Der junge Brasilianer liess sich dadurch nicht irritieren. Er kehrte noch einmal ein halbes Jahr nach Nova Friburgo zurück, um sich psychologisch auf die Auswanderung vorzubereiten. Oder wie er es ausdrückt: «Ich habe ein halbes Jahr lang mit all meinen Freunden gefeiert.»

Schliesslich hat Michel Schuenk definitiv Nova Friburgo für Freiburg aufgegeben. Er hat sich mit verschiedenen Tätigkeiten durchgeschlagen (siehe Kasten), in Freiburg die Liebe gefunden und geheiratet. Schuenk ist nicht der Einzige, welcher den umgekehrten Weg seiner Vorvorfahren gegangen ist. Er kennt alleine in der Stadt Freiburg fünf Brasilianer aus Nova Friburgo.

Ein Zurück kann er sich nicht mehr vorstellen. Obwohl: Der letzte Besuch in seiner Heimat habe ihn berührt: «Ich habe gestaunt, wie Brasilien sich entwickelt hat. Sie trennen im Postbüro schon Plastik- von Papierabfall.»

Die Jacke seiner Tanzgruppe aus Nova Friburgo erinnert Michel Schuenk noch heute an die Landesausstellung.Bild Charles Ellena

Biografie: Capoeira-Tänzer wird Wirt

Als Michel Schuenk sich definitiv zur Auswanderung von Nova Friburgo nach Freiburg entschied, da mahnten ihn auch in seiner Heimat viele Bekannte. Der Jugendliche hatte sich in seiner Heimatstadt einen gewissen Bekanntheitsgrad aufgebaut und eine Ausbildung begonnen. Schuenk hatte einen Uni-Kurs in Sporterziehung begonnen, hatte für das Sportamt seiner Stadt sportliche Anlässe organisiert, wurde fast in das Parlament der 180000-Einwohner-Stadt Nova Friburgo gewählt, und im Tanz-Ensemble von Sylvana Schwartz betrieb er einen fast profimässigen Aufwand. Auch war Schuenk damals als Capoeira-Künstler bekannt, einer brasilianischen Mischung zwischen Kampfsport und Tanz. Auf Youtube findet man den Tänzer unter seinem Künstlernamen «Michelzinho.»

Nach Schuenks Auswanderung in die Schweiz musste er wieder fast von vorne beginnen. Wie er sagt, hat er nach Kartoffeln gegraben, Erdbeeren gepflückt und sonst bei Bauern auf dem Feld gearbeitet. Bald schon arbeitete Schuenk an einer Bar im Too-See-Club und schenkte an der Freiburger Messe Drinks aus. Der Brasilianer hatte die Begabung, schnell Kontakte zu knüpfen. Er begann, Events zu organisieren, holte brasilianische Musiker für Konzerte in die Schweiz, organisierte Car-Transporte zu den Konzerten. Und im Juni sticht er erneut mit dem «Hot Brasil Boat» auf den Murten- und Neuenburgersee. Zuletzt führte Schuenk im Beauregard-Quartier drei Jahre das Restaurant «Le Romantic». Nun hat er es aufgegeben und denkt über Neues nach. «Ich liebe das Leben», sagt er. «Man kann nicht immer nur arbeiten.»uh

 

Serie

Zehn Jahre Murtner Expo.02-Arteplage

Vom 15. Mai bis zum 20. Oktober 2002 fand in Murten, Biel, Neuenburg und Yverdon die sechste Schweizer Landesausstellung statt. Auf den Ausstellungsgeländen und Arteplages an den Seeufern wurden total über 10 Millionen Eintritte gezählt. Die FN blicken in einer Artikel-Serie auf das Grossereignis zurück, das vor zehn Jahren die Region Murten bewegte. mk

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