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Fast die Hälfte der Poststellen geht zu

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«Das Kommunikationsverhalten der Leute verändert sich rasant», sagt Markus Werner, Sprecher der Post. Im Vergleich zum Jahr 2000 haben die Postkundinnen und -kunden letztes Jahr 65 Prozent weniger Briefe aufgegeben, 46 Prozent weniger Pakete verschickt und 40 Prozent weniger Einzahlungen am Schalter erledigt. «Das sind drastische Veränderungen», sagt Werner. Darum ist die Post daran, in der gesamten Schweiz das Poststellennetz zu überprüfen. Gestern gab sie ihre Pläne für den Kanton Freiburg bekannt: 24 von 56 Poststellen sollen zugehen. 32 Postämter sind laut Post bis Ende 2020 gesichert (siehe auch Kasten).

Die Post gibt damit nur eine Garantie auf dreieinhalb Jahre hinaus ab. «Gerade weil sich das Kommunikationsverhalten so schnell ändert, wäre es nicht seriös, wenn wir eine Garantie auf eine längere Frist hinaus abgeben würden», sagt Markus Werner. «Das heisst aber auch nicht, dass wir am 1. Januar 2021 die nächsten Schliessungen bekannt geben.»

Diskussionen mit Gemeinden

Definitiv entschieden sind die 24 Schliessungen im Kanton Freiburg noch nicht. «Wir werden mit den Gemeinden Kontakt aufnehmen und nach neuen Lösungen suchen», sagt der Postsprecher. In der Vergangenheit haben sich Gemeinderäte oft darüber beklagt, dass es in diesen Gesprächen gar keinen Verhandlungsspielraum gebe. «Wir gehen nicht mit einer strikten Meinung in die Diskussion», sagt Markus Werner. «Wir hören die Gemeinden an.» Könne sie zum Beispiel belegen, dass sich die Gemeinde in den kommenden Jahren weiterentwickeln werde, sei es möglich, dass die Post auf ihren Entscheid zurückkomme. «Gleichzeitig ist klar, dass die Post als Unternehmen einen wirtschaftlichen Entscheid fällen muss.» Doch sei es der Post wichtig, dass sie die Poststellen nicht ersatzlos streiche, sondern Lösungen mit Postagenturen anstrebe – also mit Filialen im Dorflädeli oder auf der Gemeindeverwaltung mit einem kleineren Dienstleistungsangebot.

Der Freiburger Staatsrat bedauert laut einer Mitteilung den Verlust von Arbeitsplätzen: «Der Entscheid der Post, im Kanton Freiburg 24 Poststellen durch Postagenturen zu ersetzen, bedeutet den Verlust von 21,3 Vollzeitstellen.» Insgesamt seien 31 Personen betroffen. Postsprecher Markus Werner betont, dass die Post versucht, allen Betroffenen eine neue Stelle anzubieten. «Trotzdem sind Entlassungen nicht ausgeschlossen, wenn wir für jemanden keine geeignete Stelle finden.»

«Die Postkommission des Bundes kann sich gegen den Entscheid der Postdirektion aussprechen.»

Olivier Curty

Freiburger Staatsrat

«Zuerst wollte die Post nur 27 Poststellen erhalten», sagt Staatsrat Olivier Curty (CVP) den FN. Doch der Staatsrat habe sich gegen diesen Abbau gewehrt und verlangt, dass weniger Poststellen geschlossen werden. «Wir sind ein ländlicher Kanton», sagt Curty. «Zudem ist die demografische Entwicklung im Kanton Freiburg stark.» Das spreche für ein dichteres Poststellennetz, gerade auch im Vergleich mit anderen Kantonen.

Der Staatsrat habe aber keine Verhandlungen mit der Post geführt, betont Curty: «Wir wurden aus Gründen der Transparenz informiert und haben dann eine Stellungnahme abgegeben.» Darauf habe die Post offensichtlich reagiert, da nun fünf Poststellen mehr erhalten würden als zuerst geplant.

Der Staatsrat weist die Gemeinden daraufhin, dass sie sich gegen die Schliessungen auch bei der Postkommission des Bundes, der Postcom, wehren können. «Die Postcom kann sich gegen den Entscheid der Postdirektion aussprechen, falls sie das für begründet und nötig hält», sagt Curty.

Der Staatsrat betont zudem, dass das Thema der Post­schlies­sungen auch die Politik beschäftige: So hätten mehrere Grossrätinnen und Grossräte in Vorstössen gegen die Abbauabsichten der Post protestiert. Ob das die Post beeindruckt, ist eine andere Frage: Vor einer Woche hatte der Nationalrat sich mit 172 zu 13 Stimmen gegen den aktuellen Abbau ausgeprochen – trotzdem setzt die Post ihr Programm fort, nun mit den Abbauaussichten für den Kanton Freiburg.

Hier geht’s zur Medienmitteilung der Post.

Vorwurf des Lohndumpings

Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert dies in einer Mitteilung. Der Nationalrat bestehe auf ein volles Serviceangebot und ein gut ausgebautes Netz, doch schere sich die Postführung «keinen Deut um den Willen der Politik». Die Gewerkschaft betont, dass sie nicht per se gegen Postagenturen ist: «Sie kommen allerdings nur dann infrage, wenn sie das volle Service-Angebot abdecken und die Mitarbeitenden zu Löhnen angestellt sind, die dem Post-Gesamtarbeitsvertrag entsprechen.» Alles andere sei Lohndumping seitens der Post.

«Es ist klar, dass die Post als Unternehmen einen wirtschaftlichen Entscheid fällen muss.»

Markus Werner

Mediensprecher der Post

Reaktionen

«Die Nachricht kam völlig überraschend»

«Das löst bei mir gar keine Freude aus»: Othmar Neuhaus, Ammann von Giffers, reagiert ungehalten auf den Entscheid der Post, die Poststelle in Giffers zu schliessen. Der Gemeinderat werde das Problem analysieren und entscheiden, «welche Schritte wir nun einleiten und ob wir selber aktiv werden». Eine Postagentur in Giffers könne er sich heute nicht vorstellen. «Wir bilden mit Tentlingen ein interkommunales Zentrum, da hat eine Poststelle ihre Berechtigung.»

Auch der Ammann von Gurmels zeigt sich wenig begeistert: «Wir wollen sicher keine Schliessung», sagt Daniel Riedo den FN. Der Gemeinderat warte nun aber einmal die Gespräche mit der Post ab, um zu sehen, welche Möglichkeiten diese für Gurmels vorsehe. Er selber finde, eine Gemeinde mit rund 4200 Einwohnerinnen und Einwohnern –mit jenen von Kleinbösingen seien es sogar knapp 5000 – brauche eigentlich eine Postfiliale.

«Giffers bildet mit Tentlingen ein interkommunales Zentrum, da hat eine Poststelle ihre Berechtigung.»

Othmar Neuhaus

Ammann von Giffers

Auch die Poststelle in St. Antoni soll zugehen. «Die Post nimmt mit uns nach den Sommerferien Kontakt auf, um zu schauen, welche Lösungen es gibt», sagt Ammann Ernst Leiser. «Doch wir müssen realistisch sein und können nicht davon ausgehen, dass die Post offen bleibt.» Ihm sei es aber wichtig, dass stattdessen eine Agentur entstehe. Die biete zwar weniger Dienstleistungen an als ein traditionelles Postamt, «dafür hat sie längere Öffnungszeiten».

njb

 

Zahlen und Fakten

Das sind die Pläne der Post

Die Post will im Kanton Freiburg 24 Poststellen schliessen. Es sind dies: Bossonnens, Bulle 1, La Tour-de-Trême, Corminboeuf, Cugy, Freiburg 2 Burg, Giffers, Gletterens, Grandvillard, Epa­gny, Gurmels, Posieux, Montet, Marsens, Cousset, Neyruz, Avry-devant-Pont, Prez-vers-Noréaz, Riaz, St. Antoni, Treyvaux, Villars-sur-Glâne 2 Les Dailles, Villaz-St-Pierre, Vuisternens-devant-Romont. Bei folgenden vier Poststellen ist die Umwandlung zu einer Postagentur bereits im Gange: Albeuve, La Roche, Matran und Rechthalten. Eigenständig werden folgende 32 Poststellen erhalten, zumindest bis Ende 2020: Attalens, Avry-Centre, Belfaux, Domdidier, Broc, Bulle 2, Châtel-St-Denis, Courtepin, Düdingen, Estavayer-le-Lac, Freiburg 1 Depot, Freiburg 5 Perolles, Freiburg 7 Schönberg, Farvagny, Givisiez, Grolley, Greyerz, Kerzers, Le Mouret, Marly 1, Sugiez, Murten, Plaffeien, Romont, St-Aubin, Schmitten, Tafers, Ursy, Charmey, Villars-sur-Glâne 1, Vuadens, Flamatt. Weitere 36 Dörfer haben bereits heute eine Postagentur anstelle einer traditionellen Poststelle: Diese befinden sich in Lebensmittelgeschäften, Tourismusbüros, Bäckereien oder in Gemeindeverwaltungen. Dabei betreiben Partner das Postgeschäft im Auftrag der Post. Briefe und Pakete können aufgegeben, Sendungen abgeholt und Briefmarken gekauft werden. Einzahlungen mit Bargeld sind nicht möglich. Weitere 94 Freiburger Dörfer werden nach Plänen der Post über einen Hausservice verfügen: Kundinnen und Kunden erledigen die gängigsten Postgeschäfte von Montag bis Freitag direkt mit dem Postboten.

njb

 

 

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