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FDP sieht sich nun als Partei der KMU

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An der FDP-Delegierten­versammlung heute Abend übergibt Didier Castella das Präsidium an den designierten Nachfolger Sébastien Dorthe. Gegenüber den FN zog Castella Bilanz über seine Amtszeit.

Die Freiburger FDP will mit ihrem Kartenspiel «Plenum» Politkenntnisse testen und verbessern. Eine Frage betrifft Sie: Wie viele Kantonalpräsidenten hatte die FDP Freiburg im neuen Jahrtausend?

Mein Vorgänger war Jean-Pierre Thürler, vorher waren Charly Haenni, Claudia Cotting. Mit mir würde ich sagen vier.

Korrekt. Welche dieser Personen war am längsten im Amt?

Wahrscheinlich Claudia Cotting mit sechs Jahren, und ich mit fünf am zweitlängsten.

Alles richtig. Seit 1983 amtierte kein FDP-Präsident länger als sechs Jahre. Hatten Sie keine Ambitionen, diesen Rekord zu schlagen?

Die meisten Präsidenten waren maximal eine Legislatur im Amt, früher dauerte diese sogar nur vier Jahre. Trotz ein bisschen Wehmut bestätigt es doch, dass mein Rücktritt zum richtigen Zeitpunkt kommt. Es erlaubt den Neuen im Vorstand, sich vor den nächsten Wahlen richtig einzuarbeiten. Sonst hätte ich zwei Legislaturen machen müssen, und das wäre zu lange. Es braucht in einer Partei immer wieder Erneuerung.

Sie haben gleich nach dem Superwahljahr 2011 begonnen. Sie fanden also für Ihre Arbeit ein freies Feld vor?

Tatsächlich. Das war für mich eine Schwierigkeit, aber auch eine Chance. Die Partei hatte ein wenig Terrain verloren und befand sich etwas in Schwierigkeiten. Dann wurde der Vorstand fast vollständig erneuert. Wir haben für uns einen Leitfaden vorgegeben. Es war eine Mini-Reform der Partei, und wir hatten drei Jahre, um die nächsten Wahlen richtig vorzubereiten. Das ist nicht oft der Fall. So konnten wir entlang unserer definierten Achsen arbeiten: der Organisation, die Werte und das Programm der Partei. Entlang dieser drei Achsen haben wir 43 Punkte gesetzt. In der letzten Legislatur haben wir versucht, diese umzusetzen.

Bei den Wahlen 2011 hatte die FDP Wähleranteile verloren. War das der Auslöser für diese Mini-Reform?

Es war der richtige Zeitpunkt. Auch deswegen habe ich für das Amt als Präsident zugesagt. Es herrschte ein klarer Wille, voranzukommen, Dinge etwas anders anzugehen und Partei einen neuen Schwung zu geben.

Warum waren Sie der Mann für diese Aufgabe?

Ich war damals ganz frisch im Grossen Rat. Ich dachte eigentlich, ich würde das Amt ablehnen. Aus Höflichkeit traf ich mich aber doch zu Gesprächen, und da kam das Projekt der Erneuerung zur Sprache. Das entsprach genau meinem Charakter: neue Ideen, eine neue Art der Kommunikation, eine neue Art, die Partei zusammenbringen. Da sagte ich zu.

Was drückt Ihre Bilanz besser aus: Zahlen oder Ereignisse?

Ich wollte meine Ziele nicht in Zahlen ausdrücken, sondern allgemein die Partei voranbringen. Heute kann ich sagen, dass die Hauptziele erreicht wurden: Fortschritte bei den Mitgliederzahlen, Gewinne bei den Wahlen auf kommunaler, kantonaler und eidgenössischer Ebene. Für mich fällt die positive Bilanz eher qualitativ aus, aber auch über die Zahlen bin ich stolz. Wenn man mir diese Zahlen beim Amtsantritt angeboten hätte: Ich hätte sofort dafür unterschrieben.

Welches Zahlen im ­Besonderen?

Bei den Grossratswahlen: Von 17 auf 21 Sitze, das sind fast 25 Prozent. Wir hatten Gewinne in allen Bezirken.

Bei den Staatsratswahlen blieb es beim einen FDP-Sitz.

Das stimmt. Aber trotzdem war es das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein FDP-Staatsrat im ersten Wahlgang gewählt wurde. Das einzige Ziel, das während meiner Amtszeit nicht erreicht wurde, war der fünfte Staatsrat für das bürgerliche Bündnis. Trotzdem ist die Rechte dank dem Bündnis stärker geworden. Ohne das Bündnis hätte die Linke wohl eine Mehrheit in der Regierung.

Die FDP ist auch in dieser Legislatur mit ihrem Kandidaten Jacques Bourgeois bei den Ständeratswahlen gescheitert?

Das stimmt. Als sich Jacques Bourgeois für den zweiten Wahlgang zurückzog: Das war wohl der schwierigste Moment meiner Amtszeit. Da hat das bürgerliche Bündnis nicht gespielt. Es hätte für 2016 Schwung bringen können.

Von verschiedener Seite wurde Kritik am bürgerlichen Bündnis laut.

Von unserer Seite waren wir vor allem 2015 enttäuscht, nicht 2016. Natürlich war es für uns schwierig, Peter Wüth­rich im zweiten Wahlgang zurückzuziehen. Wenn man ein Bündnis hat, so bleiben wir doch konkurrierende Parteien. Spannungen gibt es auch innerhalb eines linken Bündnisses. Wenn das Einvernehmen perfekt wäre, bräuchte es kein Bündnis, sondern eine bürgerliche Einheitspartei. Das wäre ein Verlust für die Demokratie.

Hat sich das Verhältnis zur CVP und zur SVP geändert?

Ja, ganz klar. Man sieht es im Grossen Rat, wo wir viel mehr zusammenarbeiten. Der Dialog ist viel angenehmer als vorher, trotz unterschiedlicher Ansichten. Durch das Bündnis hat die FDP innerhalb dieser Rechten die Rolle eines Vermittlers eingenommen.

Inwiefern waren die Wahl­erfolge in Freiburg ein Resultat des Aufschwungs der FDP Schweiz?

Das ist sehr schwierig zu beurteilen. Es gibt diesen Trend auf nationaler Ebene. Aber es gab auch die neue Positionierung auf kantonaler Ebene. Dann spielen auch die Kandidaten eine Rolle. Eine Liste mit guten Kandidaten ist ein Erfolgsfaktor. Für gute Kandidaten braucht es wiederum ein attraktives Programm und eine Dynamik innerhalb der Partei. Das Erfolgsrezept besteht nicht nur aus einer Zutat; alle Zutaten müssen zusammenpassen. Philippe Müller hat als Parteichef der FDP gutgetan. Ich teilte seine Vision, dass man die Partei demokratisieren musste. Wir mussten diese elitäre Vision aufgeben und die Nähe zu den Bürgern suchen.

Ist die FDP deshalb heute bei den Jungen wieder «sexy»?

Man darf nicht vergessen, dass wir vor zehn Jahren stark gelitten haben unter den Problemen der Swissair und der Banken. Dieses Image der Bankiers hat unserer Partei angehaftet. Heute hat sich die Partei etwas von dieser Zürcher Elite entsolidarisiert; sie ist viel mehr zur Partei der KMU geworden. Das entspricht auch dem Kanton Freiburg besser.

Gibt es aus den 43 Punkten ihres Parteiprogramms auch solche, die Sie nicht erreicht haben?

Sicher gibt es Dinge, die wir noch verbessern müssen. Heikel bleibt für mich immer noch die Zusammenarbeit mit den Bezirks- und Lokalsektionen, insbesondere die Übermittlung der Daten und der Namen der Mitglieder. Bei meinem Amtsantritt war das ein Tabu. Wir haben seither Fortschritte gemacht, aber immer noch Verbesserungspotenzial. Gerade im Sensebezirk.

Sie haben angekündigt, dass im neuen Vorstand beide Sprachregionen gut vertreten sein werden.

Ja, wir werden mehr Deutsch­sprachige im Vorstand haben. Das wollte ich verbessern, und das habe ich dank meinem Abgang auch erreicht. Wir brauchen diesen Austausch: Die Mentalitäten sind doch etwas verschieden.

Sie sind ein junger zurücktretender Parteipräsident und weiterhin Grossrat. Wohin gehen Ihre zukünftigen politischen Ambitionen?

Ich werde nicht verschwinden und auch die Partei nicht verlassen. Die Zukunft wird es zeigen: Vielleicht interessiere ich mich in Zukunft einmal dafür, für ein höheres Amt zu kandidieren. Heute gibt es keinen definitiven Plan dazu. Ich denke, in den kommenden Monaten werden Sie noch von mir hören.

Es stehen keine Wahlen an.

Es wird eher in der Organisation der Partei sein. Aber zuerst will ich etwas Atem holen, bevor ich politisch noch mehr Gas gebe.

«Gute Kandidaten sind ein Faktor zum Erfolg. Für gute Kandidaten braucht es ein Programm und Dynamik in der Partei.»

Didier Castella

abtretender FDP-Präsident

Wählerschaft

Potenzial bei Kleinparteien und Wählern ohne Partei

Die Freiburger BDP hatte erwogen, mit der FDP zu fusionieren, zuletzt aber einen Rückzieher gemacht. FDP-Präsident Didier Castella meint dazu: «Wenn von ihrer Seite der Willen dazu da gewesen wäre, hätten wir gerne Gespräche aufgenommen und sie bedingungslos integriert. Jetzt haben sie sich anders entschieden, das respektiere ich.» Es habe keine Annäherung der FDP gegenüber der BDP gegeben. Im Gegenteil: Die BDP sei auf die FDP zugekommen. «Die BDP hat uns in der Wahlkampagne unterstützt. Das schätzten wir», so Castella.

Er sieht bei diesen kleinen Parteien wie BDP und GLP ein Potenzial für die FDP: «Diese neuen Parteien haben vor rund zehn Jahren frischen Wind gebracht. Sie hatten aber Mühe, eine klare Linie zu finden. Wir bieten eine solche Linie und eine Dynamik, die für diese Leute interessant sein kann.

Ansonsten sieht Castella eher Potenzial bei den Wählern, die keiner Partei angehören: «Wir müssen eine lösungsorientierte, liberale und konstruktive Partei sein, die keine Opposition betreibt. Die Leute werden der systematischen Opposition überdrüssig.»

uh

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