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«Feuerwehrübungen gibt es dauernd»

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Seit 13 Jahren hält sie die Fäden zusammen, rennt, wenn eine Katze unter der Bühne im Schlosshof miaut, ist zur Stelle, wenn ein Musiker im Hotel Wasserschaden verursacht, und antwortet freundlich, auch wenn das Handy zum 100. Mal klingelt. Jacqueline Keller ist nach wie vor begeistert von ihrem Beruf, auch wenn nicht alle Tage Idylle ist.

Vor dem Konzert huschen Sie im Festkleid über die Bühne des Schlosshofs in Murten, machen eine frohe Miene, haben aber ganz anderes im Kopf.

Es ist der letzte Moment, um noch Dinge zurechtzurücken, und wenn es auch nur ein Stuhl ist. Auch während des Konzerts bin ich im Alarmzustand. So musste ich am letzten Samstag zwei junge Katzen unter der Bühne hervorholen. Das Miauen hätte sich mit dem Violine-Solo kaum vertragen.

Und manchmal sind Sie auch Notenständerin?

Einmal spielte der künstlerische Leiter Kaspar Zehnder Querflöte auf der Treppe, als plötzlich ein kräftiger Windstoss die Notenblätter wegfegte. Ich sammelte sie ein, kniete zu Füssen des Maestro und hielt sie bis zum Schluss fest.

Wenn das Festival beginnt, haben Sie einen grossen Teil der Arbeit bereits erledigt?

Rund 300 Orchestermusiker, 90 Solisten und Ensemblemusiker müssen untergebracht werden. Die Orchester wohnen im Autobahnhotel Rose de la Broye bei Estavayer, wo es 60 Einzelzimmer gibt. Für die Solisten hingegen suche ich für 40 Nächte Privatzimmer. Aber das klappt gut. Viele Privatpersonen freuen sich jedes Jahr auf die Gäste. Daraus haben sich auch Freundschaften entwickelt. Die Gastgeber sind vielfach auch bereit, die Künstler herumzukutschieren. Die Mahlzeiten wiederum servieren wir im Beaulieu oder in Löwenberg. Einige Gastgeber stellen gar ihre privaten Räume für Proben zur Verfügung: Die Pianistin Judith Jauregui, dieses Jahr Artist in Residence, darf in einem Privathaus am Steinwayflügel üben und gleich noch den Swimmingpool benutzen. Die Orchester hingegen üben im Prehlschulhaus oder in der Seelandhalle in Kerzers. Trotzdem, dass vieles aufgegleist ist, bekomme ich während des Festivals täglich rund 150 Anrufe und Mails.

Organisationstalent scheint ein Vorteil zu sein.

Feuerwehrübungen gibt es dauernd. Wenn zum Beispiel Kaspar Zehnder in Bratislava übt und mir telefonisch durchgibt, dass die örtlichen Hornisten nicht nach Murten mitreisen können, muss ich mit ihm zusammen innert ein paar Stunden zwei neue Hornisten finden. Für jedes Instrument habe ich eine Liste mit rund 30 Musikerinnen und Musiker, die ich mobilisieren kann.

Gibt es ein Ereignis, das Sie nicht so schnell vergessen werden?

Vor zwei Jahren hat ein Musiker im Hotel einen argen Schaden verursacht. Er wollte nach dem Konzert sein kaltes Bier geniessen und stellte die Flaschen ins Lavabo unter laufendes Wasser. Der Musiker verliess das Zimmer, ohne das Wasser abzustellen, die Etikette löste sich und verstopfte den Abfluss. Nach dem Konzert wurden wir vom Hotel informiert, dass, die erste Etage überschwemmt sei. Das Wasser drang durch das Erdgeschoss und die Elektrizität fiel aus. Zum Glück hatte der Mann eine Privatversicherung.

Rund 200 Freiwillige arbeiten mit. Was bedeutet das?

Ohne die Freiwilligen könnte das Festival nicht existieren. Schon allein die 20 Minuten Pause verlangen den Einsatz von 20 Leuten. Auch der Umzug vom Schlosshof in die Kirche braucht ein gut funktionierendes Team, das kurzfristig mit dem Bus die Instrumente zügeln kann. Nur Kaspar Zehnder und ich sind im Mandat angestellt, alle andern arbeiten freiwillig.

Und die Musiker werden gehegt und gepflegt. Und dafür gibt es tiefere Gagen?

Die Solisten schätzen das persönliche Umfeld und sind daher auch bereit, über Gagen zu reden. Das Persönliche ist uns wichtig. Präsident Daniel Lehmann lädt zum Beispiel die Solisten nach dem Konzert auf sein Schiff ein. Bei Mondschein eine Runde auf dem See kann Begeisterung auslösen.

Murten Classics ist eine 80-Prozent- Anstellung. Was nimmt am meisten Zeit in Anspruch?

Das Sponsoring, das immer schwieriger geworden ist. Früher gab es noch das echte Mäzenentum, heute erwarten die jungen Manager eine Gegenleistung. So haben wir das Model «Hospitality» eingeführt, das ab 14 Personen gebucht werden kann. Inbegriffen ist der beste Platz im Konzert, plus Apéro riche, Getränke und Nachspeise. Es kommt gut an. Mit dem Sponsoring machen wir ja letztlich Kulturförderung. Firmen laden Kunden und Mitarbeiter ein, die oft zum ersten Mal ein klassisches Konzert hören und dann begeistert nach Hause gehen.

Jacqueline Keller ist in Gossau/SG aufgewachsen, ausgebildete Opernsängerin und Kulturmanagerin. Sie wohnt heute im solothurnischen Unterramsern.

«Ich musste am letzten Samstag zwei junge Katzen unter der Bühne hervorholen.»

Jacqueline Keller

Direktorin Murten Classics

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