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FIFF: Hausmeister-Träume und Neon-Revolution

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Das Internationale Filmfestival Freiburg (FIFF) räumt dem postapokalyptischen Kino Extraraum ein. Wo bleiben die Wünsche und Utopien? Eine Suche im Programm und eine Umfrage bei Filmschaffenden von Luanda bis Zürich.

Wo der Blick auch hinfällt, überall geht die Welt unter. Das diesjährige Internationale Filmfestival Freiburg (FIFF) präsentiert Apokalypse allenthalben, so scheint es. Eine Sektion ist speziell dem postapokalyptischen Kino gewidmet. Diese zeigt Filme von den 50er-Jahren bis heute, darunter den Science-Fiction-Thriller «Tides» des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum (Sa, 26.3.).

Doch dann sind da auch Filme wie «Neptune Frost», die den Aufstand wagen gegen das allgemeine Übel und den Pessimismus. Das Cyber-Revoluzzer-Musical mit ruandisch-burundischem Cast überreizt unsere Neuronen gewollt. Erzählt wird zwar so etwas wie eine Liebesgeschichte, jedoch eher verpixelt. Die Hauptrolle spielt vielmehr die Grundsatzkritik der Kreateure Saul Williams und Anisia Uzeyman: am globalen Rohstoffhandel, an Diktaturen und Gewalt gegen non-binäre Menschen, am Tech-Kapitalismus.

Visuell zieht das Künstlerpaar elektrisierend-eigenwillige Register. In «Neptune Frost» (Mi und Do, 23. und 24.3.) taucht das Publikum langsam in eine neonfarbene bessere Welt ein – bevor sie zerstört wird. Und die Rebellen reimen mit dem Wind des Dschungels: «Solution: none! Conclusion: war!» Die Utopie währte kurz, aber sie war da.

In weiteren Beiträgen finden sich am FIFF Kontraste zum Untergangs-Programm des Festivals, das insbesondere aktuellem Filmschaffen aus Asien, Afrika, Südamerika und Osteuropa eine Plattform gibt. Etwa im poetischen Alltagsmärchen «Ar Condicionado» aus Angola oder im Dokumentarfilm «Esther» über eine junge Feministin in der Innerschweiz.

Was für Hoffnungen, Wünsche und Zukunftsentwürfe bringen also die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler nach Freiburg mit? Wir haben vier von ihnen gefragt.

Ana Scheu Amigo, 26, Regisseurin, Zürich:

«Zuerst wollte ich Ethnologin werden. Aber als Regisseurin hoffe ich, mehr bewirken zu können. An der Filmhochschule wurden wir von drei politischen Bewegungen geprägt: dem Frauenstreik, den Black Lives Matter- und den Klima-Protesten. Mein Abschlussfilm ‹Esther› zeigt die Auseinandersetzung einer Freundin von mir, die urbane und feministische Ideale lebt, mit den katholisch-konservativen Vorstellungen ihrer Eltern. Einige Szenen bei Dreh auf dem Hof in Nidwalden waren sehr emotional, auch für uns hinter der Kamera. Bei Esther und ihrer Familie hat der Film einen Prozess ins Rollen gebracht. Sie fühlt sich jetzt mehr gehört.»

«Esther»: Do, 24.3. (im Block «Foreign Visa Award»)

Jorge Cohen, 35, Produzent des Kollektivs Geração 80 aus Luanda, Kurator der Sektion «Nouveau territoire: Angola», Juror internationaler Wettbewerb:

«Das erste, was ich am FIFF in einem Interview hörte, war: Wenn man ‹angolanisches Kino› bei Google eingebe, erscheine ‹fehlende Finanzierung›. Ich würde mir wünschen, dass es das nächste Mal heisst: ‹Das angolanische Filmschaffen ist lebendig und aufregend!› In unserem neuen Film ‹Ar Condicionado› fallen in der 7-Millionen-Stadt Luanda auf mysteriöse Weise Klimaanlagen von den Häusern. Niemand weiss, wie das Problem gelöst werden kann. Die einen Bewohner und Arbeiter des Gebäudes, in dem wir drehten, gehen weiter ihrer Routine nach. Andere wie der alte Hausmeister flüchten sich in ihre imaginären Welten. Dabei ist die Grenze zwischen Fiktion und Realität schmal. Nur die Hauptdarsteller sind Schauspieler. Bei vielen sind die Erinnerungen an Angolas langen Bürgerkrieg noch sehr präsent. Die fragmentierte Gesellschaft muss das Zusammenleben neu lernen. Mein Mittel dazu sind Filme. Ich hoffe, dass sie bei den Festivalgästen Interesse am Austausch oder auch an Kooperationen wecken. Kommt doch mal vorbei in unsere Stadt, unser Studio.»

«Ar Condicionado»: Sa, 26.3.

Marion Savoy, 34, Fotografin, Waadt:

«Ich versuche als Fotografin oft, optimistische, humane Momente festzuhalten. Beim Porträtieren von Afghaninnen und Afghanen in Freiburg für eine Ausstellung am FIFF habe ich viel Empathie und Wille, nach vorn zu blicken, gesehen. Etwa beim 24-jährigen Farid, der über die Organisation ParMi eine Gastfamilie gefunden hat. Er schreibt im Text zu den Bildern, dass er hier glücklich sei und zugleich traurig, weil er seine zurückgelassene Familie vermisse. Viele der Porträtierten haben, obwohl sie jahrelang in der Schweiz wohnen, arbeiten, integriert sind, weiterhin nur den Ausweis F für ‹vorläufig aufgenommene Ausländer›. Ihre Utopie ist es, sich vollständig willkommen und als Person anerkannt zu fühlen, und nicht mehr mit dieser rechtlichen Unsicherheit zu leben.»

Ausstellung im Ancien Gare FR: bis 20.4.

Granaz Moussavi, 48, Regisseurin aus Teheran, lebt im australischen Exil:

«Ich suche nach unerzählten Geschichten. Im Mittelpunkt von ‹When Pomegranates Howl› stehen Kinder mit ihren Hoffnungen und Träumen, sie könnten in Zukunft eine bessere Welt erschaffen. Die Szenen, in denen Zivilisten versehentlich durch Bombardierungen getötet werden, beruhen auf wahren Ereignissen. Es ist ein Antikriegsfilm, der lokale, international oft übersehene Erzählungen und Charaktere, auf die ich während Reisen im Land gestossen bin, auf die grosse Leinwand bringt.»

«When Pomegranates Howl»: Do und Fr, 24. und 25.3.

*Dieser Text von Céline Graf, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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