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Fleisch ist mein Gemüse

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken, dieser tolle Kolumnentitel ist nicht von mir, sondern von Heinz Strunk, alias Jürgen Dose, alias Mathias Hafpape, deutscher Autor, Gelegenheitsschauspieler, Musiker und Satiriker. Heikles Terrain heutzutage, aber dieser Hamburger Querulant macht das einfach gut. Ich bin von fast niemandem und von wenigem Fan. Aber Heinz Strunk find ich grandios. Zudem ist Strunk Mitglied der «Partei», einer von den Redaktoren des deutschen Satiremagazins «Titanic» gegründeten deutschen Partei, die sich grobschlächtig lustig über Politik und andere Parteien macht – mit Erfolg. Erstens wurde (noch) keiner in der Partei erschossen, und zweitens hat man den ehemaligen Chefredaktor Martin Sonneborn 2014 als Spitzenkandidat der «Partei» ins Europäische Parlament gewählt.

 

Strunks dünnes Büchlein «Fleisch ist mein Gemüse» steht seit Jahren zehnfach gelesen in meinem Bücherregal, und jedes Mal, wenn ich das Regal nach ungelesenen Büchern durchforste, bleibe ich bei diesem Titel hängen. Muss kurz schmunzeln. Es erinnert mich daran, dass ich unbedingt etwas weniger fressen sollte – weniger Tiere, dafür leckeres Gemüse aus dem Reformhaus. Diese verdammten Festtage haben sich wie jedes Jahr an meinem Ranzen festgekrallt und wollen einfach nicht mehr weg. Erinnern tut mich das pop-literarische Meisterwerk leider auch an die dunklen Seiten des Musiker-Daseins. Nun, ich will hier eigentlich nicht wehklagen und auch keine Werbung für ein Buch oder für Diätkost machen. Klar, man sollte es lesen, wie viele Bücher dieser Welt (und lesend Diät machen), aber da gibt es sicher weitaus bessere Literatur als jene von Strunk. Sein Debütroman erzählt von seiner Zeit als Saxofonist in einer miesen Party-Band, die Ende der Achtzigerjahre durch ganz Norddeutschland tingelt. Seine Erlebnisse sprechen mir derart stark aus der Seele, dass ich in ihm so etwas wie einen Seelenverwandten gefunden habe.

 

Keiner da draussen weiss, wie es sich anfühlt, vor tausend Topmanagern und Staatsmännern den Affen zu machen, und plötzlich steigt das Mikrofon aus, und man steht da vor dieser glotzenden Menge, die auf die grosse Blamage wartet, während der Veranstalter sich in die Hand beisst und die Tontechniker einander leise anbrüllen. Heinz und ich haben es erlebt. Niemand von euch weiss, wie es sich anfühlt, wenn dich eine Horde schwer erziehbarer Kids mit schwer behandelbarer Akne während einer sehr erschwerten Schulshow ausbuht und mit Papier (oder Salami) bewirft, während die Lehrer zuschauen und mit den Achseln zucken und nach dem Auftritt lediglich sagen, das war nicht einfach für dich, gell? Heinz und ich haben es erfahren. Es gibt wenige, die mit Blick von der Bühne gesehen haben, wie bescheuert es aussieht, wenn sehr stark betrunkene Schluckspecht-Onkel mit ihren adoleszenten Nichten tanzen, als ob sie gerade aus der Defibrillator-Ayurveda-Kur zurückgekommen wären, wie zu Kennedys Zeiten die jungen schlanken Mädchen an den Hüften im Kreis herumdrehen und in der Besoffenheit die verstörten Tanzgefährtinnen beinahe ans Schinkenbuffet knallen. Keiner von euch hat mit tausend Asiaten einen Song von DJ Bobo gesungen. Heinz und ich … gut, Heinz nicht, aber ich habe mich zu so was erniedrigen lassen. Diese Liste könnte ich seitenlang weiterführen. Zum Glück überwiegen bei mir die guten Erlebnisse. Nicht so bei Heinz. Der hat nach einigen Jahren erfolglosen Muckemachens schlussendlich das Saxofon an den Nagel gehängt oder besser gesagt eingeschmolzen – vielleicht lag es auch am krächzenden Instrument. Er schreibt seither Bücher. Das mache ich nun auch.

Es erscheint im März.

Pascal Vonlanthen alias Gustav ist Musiker und lebt in Freiburg. Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

«Keiner von euch hat mit tausend Asiaten einen Song von DJ Bobo gesungen.»

 

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