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Flüchtige Momente in der Grossstadt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Jahr 1914 wurde Rudy Burckhardt in Basel geboren, als Sohn einer alteingesessenen Patrizierfamilie. Doch in dem gesellschaftlichen Milieu fühlte er sich nie richtig wohl. Was ihn schon früh interessierte, war die Fotografie, die um 1930 auch im kunstbegeisterten Basel Beachtung fand. Dem jungen Rudy Burckhardt eröffnete sie einen neuen Zugang zur Welt, befreit von Familienzwängen und Traditionen.

So war seine Kamera auch dabei, als er 1933 nach London ging, um Medizin zu studieren. Das Studium brach er rasch ab, um stattdessen auf ausgedehnten Spaziergängen die Grossstadt mit dem Fotoapparat zu entdecken. Eine «Offenbarung» sei es gewesen, sagte er später über diese Zeit: «Meine erste Grossstadt mit Elendsvierteln und Sachen ausser Kontrolle. Schlafende Menschen auf der Strasse. Der Geruch von Urin. Es war grossartig.»

Überwältigt von New York

Zwar kehrte Burckhardt später nach Basel zurück und betrieb dort für kurze Zeit ein Fotoatelier, doch lange hielt es ihn nicht in der Heimat. Er begegnete dem amerikanischen Tänzer, Dichter und späteren Tanzkritiker Edwin Denby, der zu einem lebenslangen Freund wurde. 1935 folgte Burckhardt Denby nach New York–und erlebte dort eine weitere Offenbarung. Die Grösse der Metropole, die Vielfalt der Architektur und die lebendige Hektik in den Strassen überwältigten ihn, und er begann, seine Eindrücke fotografisch und filmisch zu verarbeiten.

Was dabei herauskam, ist bis Mitte Februar in einer Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu sehen. Unter dem Titel «Im Dickicht der Grossstadt» vereint sie über hundert Fotografien, die grösstenteils zwischen den späten Dreissiger- und den frühen Fünfzigerjahren in New York entstanden sind. Für Kurator Martin Gasser sind diese Bilder das fotografische Hauptwerk Burckhardts. «Es lebt vom Kontrast zwischen einem filmischen Blick auf die Hektik des Lebens und dem forschenden Blick eines Stadtingenieurs, es oszilliert zwischen flaneurhafter Poesie und formaler Strenge», schreibt Gasser zur Ausstellung. Burckhardts Arbeiten seien weder der dokumentarischen noch der sozialkritischen Fotografie zuzuordnen, weder der Reportage- noch der Sachfotografie. «Vielmehr eröffnen die Bilder eine unvoreingenommene und höchst persönliche Sicht auf die moderne Grossstadt, eine Sicht, die auch heute noch überrascht und fasziniert.»

 Dabei haben Burckhardts Fotografien auf den ersten Blick nichts Spektakuläres. Er war nicht wie andere an der imposanten Skyline interessiert, sondern richtete seinen Blick nach unten: Hydranten und Kanalisationsdeckel, Schaufenster und immer wieder die Füsse von Passanten, das waren, zumindest in den ersten Jahren, seine liebsten Motive.

Dinge zeigen, wie sie sind

Erst später rückte der Fokus höher. Burckhardt begann, Menschen, vor allem Menschenmengen, zu fotografieren: Passanten, die unbemerkt aneinander vorbeihasten, vom Zufall für einen flüchtigen Moment zusammengeführt. In diesen Aufnahmen wird auch der Mensch hinter der Kamera spürbar: der zurückhaltende Fotograf Rudy Burckhardt, der sich viel Zeit liess, wenn er sich unter die Leute mischte, so lange, bis diese ihn nicht mehr beachteten und er ungestört seine Bilder machen konnte. Ohne dokumentarischen oder sozialkritischen Anspruch wollte Burckhardt die Dinge einfach so zeigen, wie sie waren, dieses Grossstadtleben, das sich so sehr unterschied von den beengten Verhältnissen in Basel. Er beschönigte nichts, und er dramatisierte nichts. Er mied das Rampenlicht, und er zeigte seine Bilder nur im Bekanntenkreis. So erhielt Burckhardts Werk lange wenig Beachtung, ganz im Gegensatz etwas zu jenem des Zürchers Robert Frank, der zehn Jahre nach Burckhardt nach New York kam. Die beiden Fotografen kannten sich persönlich, doch selbst Frank wusste lange nichts von Burckhardts Fotografie. Pünktlich zum 100. Geburtstag Burckhardts leistet die Fotostiftung Schweiz mit ihrer Retrospektive nun ihren Beitrag zur späten Würdigung des stillen Baslers.

Fotostiftung Schweiz,Grüzenstrasse 45, Winterthur. Bis zum 15. Februar. Di. bis So. 11 bis 18 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Die Ausstellung: Fotografien und Kurzfilme

D ie Ausstellung «Im Dickicht der Grossstadt» legt den Schwerpunkt auf Rudy Burckhardts New Yorker Fotografien von den späten Dreissiger- bis in die frühen Fünfzigerjahre. Dazu kommen einige Bilder, die nach 1945 auf Reisen in Europa entstanden, etwa in Neapel, wo Burckhardt 1950/51 an der Kunstakademie studierte. Die ausgestellten Abzüge stammen aus dem Nachlass des Fotografen, von der Tibor de Nagy Gallery in New York und aus der Sammlung der Freunde der Fotostiftung Schweiz.

In einem separaten Raum sind ausserdem ausgewählte 16-mm-Kurzfilme aus den Jahren 1937 bis 1959 zum Thema New York zu sehen. cs

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