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Flüchtlingsdrama jenseits der Aktualität

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«Wir haben das Stück nicht aus aktuellem Anlass gewählt.» Seltsam mutet diese Aussage an, wenn es in diesen Zeiten ausgerechnet um ein Flüchtlingsdrama geht: Ab morgen Freitag führt die Theatergruppe L’ Auftritt im Kellerpoche in Freiburg das Stück «Mit der Faust ins offene Messer» des brasilianischen Regisseurs und Autors Augusto Boal auf. Das Bühnendrama aus dem Jahr 1977 ist zwar im lateinamerikanischen Kontext der Siebzigerjahre angesiedelt, als die Menschen gegen die Diktaturen in Chile, Brasilien, Argentinien, Paraguay und Bolivien aufbegehrten–doch es ist längst zum exemplarischen Stück über das Schicksal politischer Flüchtlinge geworden.

Und dennoch: Kein aktueller Anlass für die jungen Schauspieler von L’ Auftritt, obwohl gerade Millionen von Menschen auf der Flucht sind und Hunderttausende von Asylbewerbern Europa vor ungeahnte Herausforderungen stellen? «Wir haben das Stück gewählt, nicht das Thema», sagt Thomas Aeppli dazu. Und Oliver Staerkle ergänzt: «Nachdem wir letztes Jahr eine Komödie gespielt hatten, suchten wir dieses Mal ein nahrhafteres Thema.» Zudem sollte es ein Stück für sechs Personen sein, mit sechs gleichwertigen Rollen und viel gemeinsamer Bühnenzeit. «Mit der Faust ins offene Messer» habe sich da angeboten, so die Truppe.

Intensives Zusammensein

Mit der aktuellen Flüchtlingskrise hat sich die Gruppe natürlich trotzdem auseinandergesetzt: etwa bei einem Simulationsspiel anlässlich des nationalen Flüchtlingstags im Juni oder im Gespräch mit Flüchtlingen. Das Stück selbst hat sie von den aktuellen Bezügen seiner Entstehungszeit befreit und geografisch und zeitlich neutralisiert. «Wir haben uns auch überlegt, es der aktuellen Situation anzupassen», sagt Schauspielerin Rachel Müller, «doch wir wussten nicht, ob wir das Thema so hätten meistern können.»

Das Ziel sei nicht, die Flüchtlingsproblematik zu erklären, so Thomas Aeppli. «Wir wollen zum Nachdenken anregen und die persönlichen Geschichten hinter den Statistiken und politischen Entscheiden zeigen.» Letztlich sei «Mit der Faust ins offene Messer» vor allem ein Stück über die sozialen Interaktionen in einer Zwangsgemeinschaft, sagt Oliver Staerkle. «Es geht um ein intensives Zusammensein und darum, wie man sich gegenseitig aushält. Es ist, in der ganzen Tragödie, ein sehr menschliches Stück.»

 Diese Menschlichkeit wird auch in den einzelnen Charakteren deutlich, die zeigen, dass nicht alle Flüchtlinge gleich sind. «Nicht jeder, der auf der Flucht ist, ist politisch aktiv oder vertritt pointierte Meinungen», sagt Rachel Müller. Im Stück treffen drei Paare aufeinander, sechs Menschen, die sich im Laufe der Flucht verändern und deren Beziehungen zu bröckeln anfangen. Da ist der «Doktor», ein Bildungsbürger, der alles unter Kontrolle haben will. Seine politisch uninteressierte Frau Marga trauert dem verlorenen Wohlstand hinterher und ist vor allem auf das eigene Überleben aus. Der Musiker Paul hingegen hat sich einst an politischen Kundgebungen beteiligt, doch allmählich geraten seine Ideale ins Schwanken, während seine Freundin Maria an ihren Erinnerungen an Gewalt und Tod zu zerbrechen droht. Als etwas naiver Einfaltspinsel ist der ehemalige Seemann Vergil angelegt, dessen Frau Funke wiederum eine radikale politische Aktivistin ist.

Wie eine Patchwork-Familie

 «Die sechs sind wie eine Patchwork-Familie, deren Mitglieder sich manchmal hassen und manchmal lieben», sagt Sven Jungo, der den Vergil spielt. Und Fabienne Keller, welche die Marga verkörpert, fügt an: «Darum passt das Stück auch so gut zu unserer Gruppe: Wir kennen uns schon sehr lange und haben viel miteinander erlebt–und obwohl es immer wieder Auseinandersetzungen gab, sind wir immer noch zusammen.»

Kellerpoche,Samaritergasse 3, Freiburg. Premiere: Fr., 2. Oktober, 20.15 Uhr. Weitere Aufführungen: Sa., 3. Oktober, Fr., 9. Oktober, und Sa., 10. Oktober, jeweils 20.15 Uhr; So., 4. Oktober, 17 Uhr. Reservation: www.kellerpoche.ch

Die Gruppe: Anfänge im Kollegium

M it der Faust ins offene Messer» ist die fünfte Produktion der Freiburger Theatergruppe L’ Auftritt. Ihre Anfänge finden sich allerdings vor über zehn Jahren in der Theatergruppe des Kollegiums St. Michael. Dort begannen die Gründungsmitglieder von L’ Auftritt, zusammen Theater zu spielen. Während ihrer Studentenzeit führten sie ihr Hobby als eigenständige Theatergruppe weiter. Im aktuellen Stück spielen mit: Rachel Müller (26), Elvira Fasel (27), Fabienne Keller (28), Thomas Aeppli (28), Sven Jungo (29) und Oliver Staerkle (33). Und auch wenn die Gruppe nicht gerne weit vorausplant, stehen die Chancen gut, dass es weitere Produktionen von L’ Auftritt geben wird. Die Freude am Theatermachen sei ungebrochen, sagt Elvira Fasel. «Es dauert meistens nicht lange, bis jemand aus der Gruppe kommt und ein neues Projekt vorschlägt.» cs

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