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«Flüssig Lesen ist eine Grundfertigkeit»

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 Hat ein Kind Mühe mit Lesen, hat es meist generell Schwierigkeiten, in der Schule mitzukommen: Lesen ist die Grundlage für alle Fächer. Mit dem Forschungsprojekt «LiT – Lesen im Tandem» der Pädagogischen Hochschulen Freiburg und Luzern sowie des Instituts für Logopädie der Universität Freiburg haben Forscher eine Methode getestet, die Kinder in ihrer Leseentwicklung unterstützen soll (die FN berichteten). 240 Drittklässler aus Luzern und Freiburg waren beteiligt, nun laufen die Auswertungen.

«Das Training richtet sich vor allem an Kinder, die noch Mühe mit dem flüssigen Lesen haben», sagt Caroline Villiger von der PH Freiburg, die das Projekt in Deutschfreiburg zusammen mit Silke Hauri und Alois Niggli betreut. Gerade diese Kinder bräuchten individuelle Unterstützung, um die Grundfertigkeiten des Lesens zu sichern. Der reguläre Unterricht biete dies aber ab der dritten Klasse kaum noch. «Mit der Zeit entwickeln die Kinder Techniken, das Lesen zu umgehen», sagt Hauri.Das Lesetraining sei deshalb ausserhalb der Schule durchgeführt worden.

Mit Eltern und Coaches

Die Forscher haben die Kinder in drei Gruppen unterteilt: In der einen Gruppe haben die Kinder mit einem Elternteil gelesen, in der zweiten Gruppe mit einem Coach und die dritte Gruppe diente als Wartekontrollgruppe–diese Kinder erhielten vorerst keine Leseförderung, nach der Trainingsphase konnten sie die Methode aber ebenfalls testen.

Die Coaches, welche die Kinder der zweiten Gruppe unterstützten, waren Leute aus dem Wohnort der Kinder: ehemalige Lehrpersonen oder einfach Erwachsene, die gerne lesen und mit Kindern arbeiten. «Die Schulleitungen haben uns Coaches vorgeschlagen. Es sind Leute, die in der Gemeinde als engagierte Personen bekannt sind», sagt Hauri. Im Training lasen die Kinder und Erwachsenen gemeinsam laut, das Textverständnis lag nicht im Zentrum (siehe Kasten). «Flüssig Lesen ist eine Grundfertigkeit», begründet Villiger. Erst wenn ein Kind sich diese angeeignet habe, könne es auch verstehen, was es lese. Das Training solle zudem motivierend wirken: «Die Kinder lesen ein ganzes Buch, was sie alleine kaum schaffen würden. Das ist ein Erfolgserlebnis», so Hauri.

Erstaunliche Unterschiede

Vor und nach dem Lesetraining, das circa fünf Monate dauerte, machten die Kinder Tests zu Lesefluss, Textverständnis, Wortschatz und Rechtschreibung. Sie konnten zudem angeben, wie oft sie lesen und ob sie gerne lesen.

Die ersten Ergebnisse zeigen: Kinder, die mit einem Coach gelesen haben, haben sich bei der Leseflüssigkeit signifikant verbessert. Zwischen den Kindern, die mit ihren Eltern das Training durchgeführt haben, und der Kontrollgruppe gab es im Schnitt allerdings keine signifikanten Unterschiede. «Das erstaunt uns und ist auch etwas ernüchternd», sagt Villiger. «Denn auch die Eltern und ihre Kinder haben fleissig trainiert.» Es gelte jetzt herauszufinden, weshalb das Training dort weniger wirksam sei. «Es zeigt sich zum Beispiel, dass das Training besser funktioniert, wenn die Eltern selbst auch gerne lesen».

Das Forschungsteam filmte die Tandems, diese füllten zudem ein Trainingsprotokoll aus. Beides soll nun Aufschluss darüber geben, was genau die Trainings erfolgreich macht. «Wir wollen herausfinden, welche Elemente der Tandem-Methode zentral sind», sagt Villiger.

Kinder trauen sich mehr zu

Ein Ergebnis freut Hauri und Villiger besonders: Alle Kinder, die beim Lesetraining mitmachten, sind nun überzeugt, dass sie besser lesen können. «Das ist enorm wichtig. So wagen sie sich auch an schwierige Texte, weil sie es sich zutrauen», so Hauri.

Beim Leseverständnis habe keine Gruppe signifikant zugelegt. «Dort könnte der Effekt verzögert sein, es kann sich also noch zeigen», sagt Villiger. Im vergangenen November, also ein halbes Jahr nach dem Lesetraining, haben die Kinder nochmals einen Test gemacht. Diese Auswertungen stehen nun an. «Wir hoffen natürlich, dass das Training langfristig wirkt», sagt Villiger.

Methode : Kind und Coach lesen gemeinsam laut

D as Lesetraining «Lesen im Tandem» fand von November 2014 bis April 2015 zwei- bis dreimal pro Woche statt. Mitgemacht haben Kinder aus ganz Deutschfreiburg und dem Kanton Luzern. Das Training verläuft nach einer simplen Methode: Das Kind und sein Lesetrainer oder seine Lesetrainerin lesen gemeinsam laut, der Trainer fährt mit dem Finger die Wörter nach. Dabei passt er Tempo und Lautstärke dem Kind an. Liest das Kind ein Wort falsch, stoppt der Trainer das Nachfahren mit dem Finger und gibt dem Kind einige Sekunden Zeit, um sich zu korrigieren. Kann sich das Kind nicht selbst korrigieren, liest der Erwachsene das Wort korrekt vor. «Durch die kontinuierliche Unterstützung eines kompetenten Lesers und das Korrigieren von Lesefehlern soll sich die Leseflüssigkeit der Kinder verbessern», sagt Caroline Villiger von der PH Freiburg.

Es sei wichtig, dass eine gute Atmosphäre entstehe, denn die Kinder sollten Spass am Lesen haben, führt Villiger aus. Der Fokus liege bei dem, was die Kinder könnten. «Macht ein Kind viele Fehler, dann ist es besser, ein einfacheres Buch zu nehmen», so Villiger. Auch sollten die Kinder nicht nach dem Inhalt abgefragt werden. Gespräche über die Bücher hätten sich aber natürlich ergeben. Den Tandems standen Bücher in vier Schwierigkeitsgraden zur Verfügung.

Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützt, die Finanzierung läuft bis Januar 2017. mir

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