ParisNicolas Sarkozy hat gestern bei der französischen Präsidentschaftswahl eine herbe Schlappe eingefahren. Zwar verlor der Präsident nach Auszählung der Hälfte der Stimmen nur in einem Bereich von etwas mehr als einem Prozentpunkt – aber Sarkozy ist Frankreichs einziger amtierender Präsident, der den ersten Wahlgang einer Präsidentenwahl verloren hat.
François Hollande geht aus dem ersten Durchgang als Favorit. Trotz des knappen Vorsprungs attestieren ihm Experten beste Aussichten für die Stichwahl vom 6. Mai.
Es sind nicht nur die Umfragen, die dem Sozialisten den Sieg prophezeien. Dass sein Erfolg in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint, liegt auch daran, dass die ausgeschiedenen linken Kandidaten bereits andeuteten, Hollande zu unterstützen, während die Rechte schon vorpreschte und ankündigte, den Amtsinhaber im Regen stehen zu lassen.
Marine Le Pen hat für den Front National den bisher höchsten je erreichten Stimmenanteil von 19,74 Prozent gemacht. Le Pens Wahlkampfleiter Florian Philippot kündigte denn auch umgehend an, man werde den konservativen Amtsinhaber nicht unterstützen. «Nicolas Sarkozy ist schon erledigt», sagte er. Marine Le Pen werde nun zur Chefin der Opposition.
Stimmenreservoir grösser
Laut Wahlforschern kann Hollande auf die Stimmen des linken Lagers, aber auch auf Protestwähler Le Pens hoffen.
Hollande und Sarkozy hatten die Abstimmung zur Richtungswahl erklärt. Hollande kündigte am Sonntag an, er werde Frankreich bei seinem Sieg neuen Lebensatem geben und das Bekenntnis zu Europa erneuern. Er will den Sparkurs mildern und auf Wachstum setzen. Sarkozy dagegen warnte, das linke Programm Hollandes werde Frankreich in die Krise stürzen. sda
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