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«Frauen politisieren realistischer»

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Autor: karin aebischer

Blanca Jungo war erst 27 Jahre alt, als sie 1974 als erste Frau in der Geschichte Bösingens in den Gemeinerat gewählt wurde. «Die CVP fragte mich an und liess nicht locker. Schliesslich stellte ich mich als Kandidatin zur Verfügung. Ich ging nicht davon aus, dass ich gewählt werden würde», erzählt Blanca Jungo. Doch es kam anders. «Ich habe sogar einige Männer ausgebootet», erinnert sich die 64-Jährige, die damals als Parteilose in der Exekutive politisierte. Die Dorfbevölkerung habe mit Freude und Sympathiebekundungen auf ihre Wahl reagiert. «Als erste Frau im Gemeinderat durfte ich Vorschusslorbeeren ernten.» Auch im Rat sei sie gut aufgenommen worden. «Meine Ratskollegen waren hilfsbereit. Sie waren sich aber wohl nicht sicher, ob ich das wirklich kann», sagt sie mit einem Schmunzeln. Sie habe dies jedoch gut annehmen können.

Auch Neid war spürbar

Insgesamt vier Frauen wurden 1974 im Sensebezirk als erste Frauen überhaupt in die Gemeindeexekutive gewählt. Auch Yvette Kaeser aus Düdingen war nebst Anny Raemy aus St. Antoni und Dorli Zbinden aus Plaffeien eine von ihnen. Nach ihrer Wahl zur CSP-Gemeinderätin habe Yvette Kaeser ein wenig den Neid der anderen Parteien gespürt und auch auf der Strasse habe sie die eine oder andere Frau schief angeschaut. «Doch im Grossen und Ganzen waren die Reaktionen positiv. Viele haben mir gratuliert und ich hatte das Gefühl, das meine Arbeit in der Bevölkerung geschätzt wird», erzählt die 75-Jährige. Ihr Anliegen sei es stets gewesen, gerecht zu sein. «Ich habe gespürt, dass viele Ratsmitglieder einfach ihre Eigeninteressen vertreten wollten», erinnert sie sich.

Geschichte geschrieben

In Bösingen war Blanca Jungo damals für das Ressort Schulen verantwortlich. «Wir haben in dieser Legislatur Geschichte geschrieben», erzählt die pensionierte Kindergärtnerin. So wurde die Schule in Bösingen mit jener in Fendringen zusammengelegt und die Familienhilfe Bösingen wurde gegründet. In die Zeit von 1974 bis 1978 fiel, ebenfalls die grosse Grenzbereinigung zwischen Bösingen, Wünnewil-Flamatt und Überstorf sowie die Entstehung der Ara-Anschlüsse. «Wir waren ständig in wichtigen Verhandlungen, es ist viel passiert damals.» Für sie persönlich sei es neben ihrem 100-Prozent-Pensum als Kindergärtnerin eine strenge Zeit gewesen. «Doch ich konnte viel fürs Leben mitnehmen.» So habe sie zum Beispiel gelernt, hinzustehen und die Meinung des Gemeinderates zu vertreten, auch wenn diese in den verschiedenen Kommissionen nicht immer diskussionslos angenommen wurde.

Ein heikles Ressort

Yvette Kaeser übernahm das Ressort Soziales und Friedhof. «Niemand sonst wollte dieses Ressort. Der Friedhof war ein heikles Thema», sagt die ausgebildete Krankenschwester. Sie konnte erreichen, dass in Düdingen erstmals Urnengräber erstellt wurden. «Es war nicht einfach, dieses Projekt durchzubringen.» Sie habe jedoch auf eine gut zusammengesetzte Friedhofskommission zählen können. Gerne erinnert sich Yvette Kaeser auch an das Uno-Jahr der Frau von 1975. Es habe sie sehr stolz gemacht, dass sie in diesem Jahr die 1.-August-Rede halten durfte. Auch ein zweites und noch ein drittes Mal wurde Yvette Kaeser in den Düdinger Gemeinderat gewählt. Sie blieb stets die einzige Frau. Im Herbst 1982 – ein halbes Jahr nach den Neuwahlen – verliess sie die Exekutive. Streitereien um das Altersheim St. Wolfgang hatten ihr zu stark zugesetzt.

Realistischere Politik

«Frauen politisieren feinfühliger und realistischer», findet Yvette Kaeser. Wie Blanca Jungo ist auch sie überzeugt, dass damals auch viele andere Frauen die Voraussetzungen zur Gemeinderätin gehabt hätten. «Viele haben es sich wohl nicht zugetraut oder hatten die Erlaubnis vom Mann nicht», so Blanca Jungo. Sie selbst zog sich nach einer Legislaturperiode aus dem Gemeindegremium zurück und setzte sich fortan gewerkschaftlich ein. In einem «langen und harten Kampf», wie sie es beschreibt, setzte sie sich für die Gleichberechtigung von Kindergarten-Lehrpersonen und Primarlehrpersonen ein. Erst vor wenigen Jahren konnte dieses Ziel erreicht werden.

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