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Freiburg braucht neuen Wohnraum

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Kürzlich präsentierte die Stadt Freiburg zusammen mit Grundstückbesitzern und Architekten den Detailbebauungsplan für den Sektor Gachoud im Freiburger Perolles-Quartier: Wo heute ein Parkplatz und einige alte Gebäude das Bild prägen, soll bis Ende 2017 ein Block mit 300 neuen Wohnungen stehen (die FN berichteten).

Diese Verdichtung hat ihren Grund: Bis ins Jahr 2030 rechnet die Agglomeration mit rund 11 000 zusätzlichen Einwohnern in der Stadt Freiburg. Dies ist rund ein Drittel mehr als heute, denn Ende 2012 lebten gut 36 600 Personen in der Stadt Freiburg. Da stellt sich die Frage: Ist es realistisch, dass in der Stadt in den nächsten fünfzehn Jahren die nötigen Wohnungen erstellt werden können, um diesen Zuwachs aufzunehmen?

Den Charakter wahren

«Das Timing ist gut», sagt Stadtarchitekt Thierry Bruttin. Denn: Zurzeit wird der Ortsplan revidiert. Ende Jahr muss die Stadt diesen beim Kanton einreichen (FN vom Samstag). «Wir können einschätzen, was auf uns zukommt, und dies in die strategische Planung einbeziehen», erklärt Bruttin, räumt aber ein: «Es ist keine leichte Aufgabe.»

Neue Wohnungen in einem bereits bebauten Gebiet zu schaffen, sei komplex. «Man riskiert, aufgrund der Dichte das Zusammenleben zu erschweren», sagt Bruttin. Deshalb sei es wichtig, bei neuen Bauten nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität zu beachten. So müsse auch zwischen den Gebäuden genügend öffentlicher Raum bestehen bleiben. Eine weitere Herausforderung sei es, den Charakter eines Quartiers zu wahren. «Das Beaumont-Quartier prägen Türme, das Jura-Quartier die Arbeiterhäuser, den Schönberg die Hochhäuser aus den 60er- und 70er-Jahren und das Gambach-Quartier die Herrenhäuser. Wollen wir ein Quartier verdichten, müssen wir uns den dortigen Gegebenheiten anpassen.»

Dies sei in der Vergangenheit nicht immer so gehandhabt worden, sagt der Architekt Robert Walker, der seit Jahren die Entwicklung in der Stadt Freiburg beobachtet. Insbesondere im Perolles-Quartier seien viele Gebäude aus dem 20. Jahrhundert verschwunden, «die man mit ein bisschen Willen und Fantasie in die Neubauten hätte integrieren können». So beispielsweise der «lustige Kiosk» der ehemaligen Tankstelle an der Wilhelm-Kaiser-Strasse. «Dort wurde jedoch auch Tabula rasa gemacht.» Die Stadt habe in der Vergangenheit einige Fehler begangen, räumt Thierry Bruttin ein. Mittlerweile sei aber das Bewusstsein auch für Gebäude aus der jüngeren Vergangenheit gestiegen. So erarbeitet das kantonale Kulturgüteramt eine Liste mit schützenswerten Bauten.

Trotzdem betont Bruttin: «Alles zu erhalten ist nicht möglich. Wir müssen stets abwägen zwischen dem Willen, unsere Kulturgüter zu schützen, und dem Druck, neuen Wohnraum zu schaffen.»

Kapazitäten schwinden

Von den städtischen Quartieren habe der Schönberg noch grosses Entwicklungspotenzial, auch auf dem Torryhügel gebe es noch einige unbebaute Flecken, sagt Thierry Bruttin. Im Stadtzentrum hingegen gebe es nicht mehr allzu viel unbebauten Platz. «Dank dem Wegzug der Industrie haben wir vor allem im Perolles-Quartier noch einige Brachen.» Mit der geplanten Überbauung der Gebiete Gachoud und Les Pilettes würden jedoch auch diese nach und nach weniger. Dann gelte es, nach anderen Möglichkeiten zu suchen.

In grösstenteils überbauten Stadtteilen wie dem Jura- oder dem Gambach-Quartier werde die Verdichtung daher eher innerhalb der bestehenden Bauten vorangetrieben, so der Stadtarchitekt.

Dichte gehört zur Stadt

«Das ist überhaupt kein Problem», sagt Christoph Allenspach zur Frage, ob es in der Stadt Freiburg noch genügend Platz hat für neuen Wohnraum. Der SP-Politiker ist Professor an der Zürcher Hochschule der Künste, Publizist auf dem Gebiet der Architektur und der Raumplanung, Vizepräsident der Baukommission des Freiburger Generalrats und Präsident der Kommission für Raumplanung, Mobilität und Umwelt der Agglomeration.

Im Perolles-Quartier gebe es noch einige Brachen, und auch der Schönberg habe noch Kapazitäten, sagt Allenspach. Dass diese beiden Quartiere bereits jetzt zu den relativ dicht besiedelten gehören, stellt für ihn kein Problem dar. Die Stadt selber sei ein relativ kleines Territorium, darum herum gebe es viel Natur. Zudem biete auch die Stadt viele Grünflächen. «Wer in einer urbanen Umgebung wohnt, kann nicht einen Garten erwarten, in dem er seine drei Kühe grasen lassen kann.»

Auch für Robert Walker stellt eine grosse Dichte nicht zwangsweise ein Problem dar. Die Unterstadt sei eines der am dichtesten besiedelten Gebiete. «Trotzdem empfindet es dort niemand als zu eng. Es kommt also auch stark auf die Architektur und die Organisation des Quartiers an.»

Die Infrastruktur anpassen

Als grösste Herausforderung sieht Christoph Allenspach nicht die Verdichtung an sich an, sondern deren Folgen: «Wir müssen auch die Infrastrukturen anpassen.» Mit dem neuen Richtplan für die Schulen und den Ausbauprojekten für die nächsten Jahre habe die Stadt Freiburg schon einen wichtigen Schritt getan. Ein weiteres Problem sei der Verkehr–der öffentliche wie der private.

Gerade im Perolles-Quartier, das nicht nur eine hohe Dichte an Bewohnern, sondern auch an Aktivitäten aufweist, müsse der öffentliche Verkehr verstärkt werden, sagt Allenspach. «Wegen der Schulen verkehren hier jeden Tag extrem viele Leute. Da braucht es bessere Verbindungen.» Den privaten Verkehr hingegen möchte er reduziert sehen. «Je dichter eine Stadt ist, desto weniger Privatverkehr sollte sie aufweisen.»

Diese Einschätzung teilt auch Stadtarchitekt Thierry Bruttin. «Ideal wäre es, wenn wir den privaten Verkehr auf die grossen Achsen beschränken und von den Wohnquartieren fernhalten könnten.» Um einen Verkehrskollaps zu vermeiden, seien im überarbeiteten Ortsplan einige Regeln und Visionen festgehalten, so Bruttin.

In Verkehrsfragen sei die Stadt auf dem richtigen Weg, meint Allenspach, der über den künftigen Ortsplan informiert ist. Er sieht jedoch nicht nur bei rollenden, sondern auch bei stehenden Autos Handlungsbedarf: «In der Stadt sind so viele Flächen zugeparkt. Würden diese Autos ausserhalb der Stadt stehen oder in den Untergrund verlegt, gäbe dies viel Raum–auf diesem hätten wiederum einige neue Gebäude Platz.»

«Wir müssen stets abwägen zwischen dem Willen, unsere Kulturgüter zu schützen, und dem Druck, neuen Wohnraum zu schaffen.»

Thierry Bruttin

Stadtarchitekt Freiburg

«Je dichter eine Stadt ist, desto weniger Privatverkehr sollte sie aufweisen.»

Christoph Allenspach

SP-Generalrat und Publizist im Bereich Architektur und Raumplanung

Quartiere: Dichte Gebiete werden noch dichter

G enaue Zahlen zur Dichte in der Stadt Freiburg und der künftigen Entwicklung könne er keine liefern, sagt Michael Güller vom Architekturbüro Güller und Güller aus Zürich. Im Rahmen der Ortsplanungsrevision habe er jedoch einige Schätzungen gemacht.

200 Einwohner pro Hektar

Neben der Unterstadt und dem Burg-Quartier gehörten das Perolles- und das Beaumont-Quartier sowie der Schönberg zu den Quartieren mit der höchsten Dichte. Im Perolles-Quartier schätzt Güller eine Dichte von 200 Einwohnern pro Hektar, im Beaumont-Quartier und im Schönberg seien es wohl 150. Im Vergleich mit anderen Städten wie Zürich oder Genf habe Freiburg noch Verdichtungskapazitäten: In dicht besiedelten Gebieten in Zürich leben 300, in Genf 400 Personen pro Hektar.

Auch in der Stadt Freiburg wird die maximale Dichte in den kommenden Jahren ansteigen. «Paradoxerweise sind Verdichtungen vor allem in denjenigen Gebieten vorgesehen, die schon relativ dicht besiedelt sind», sagt Michael Güller. In diesen Gebieten bestehe schon die entsprechende Typologie. Gemäss groben Schätzungen sollen sowohl im Bereich Perolles-Cardinal-Beaumont bis 2030 bis zu 3500 Leute mehr wohnen – heute seien es um die 12 000. Auch im Schönberg ist zusätzliche Wohnfläche für rund 3500 Personen vorgesehen, momentan leben dort rund 9000 Leute.

Gebäude abreissen?

Neben der Überbauung noch leerer Flächen sei auch der Abbruch älterer Gebäude eine Möglichkeit. «Wohnblöcke aus den 60er-Jahren sind energietechnisch noch schlimmer als Gebäude aus dem Mittelalter», sagt Güller. Mit einer höheren Ausnützungsziffer als Anreiz liessen sich vielleicht einige Besitzer überzeugen, die Gebäude frühzeitig zu ersetzen. rb

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