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«Freiburg ist eine faszinierende Kulisse»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Regisseurin Katharina Wyss ist in Freiburg aufgewachsen und hat hier ihren ersten Spielfilm «Sarah spielt einen Werwolf» gedreht. Heute Abend feiert der Film im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Freiburger Premiere.

 

Katharina Wyss, «Sarah spielt einen Werwolf» ist Ihr erster Langspielfilm. Wie gross war die Erleichterung, als er fertiggestellt war?

Das kam in Etappen. Zum ersten Mal war ich erleichtert, als der Film fertig gedreht war. Da das Drehen und auch die Vorbereitung sehr intensiv waren, konnte ich die Freude aber erst nach einer Weile realisieren. Die zweite grosse Erleichterung kam nach dem Schneiden. Bis dahin trug ich den Film ja ständig in meinem Kopf, er war auf mich angewiesen. Nachdem er geschnitten war, fühlte ich, dass er nun selbständig ist und ihm nichts mehr geschehen kann.

 

Sie sind in Freiburg aufgewachsen. Wie erlebten Sie Ihre Heimatstadt während Ihrer Arbeit am Film?

Es war ein anderes Freiburg während den sieben Jahren, die zwischen der ersten Idee und der Endfassung des Films vergingen. Als Schauplatz meiner Fiktion wurde die Stadt selbst teilweise imaginär. Freiburg kam mir beinahe wie ein grosses Filmstudio vor, Orte waren stark aufgeladen mit Bedeutungsebenen aus dem Film. Zur grossen Erleichterung nach dem Schneiden gehörte auch das Gefühl, Freiburg wieder als ein Zuhause, als etwas Privates zurückzuhaben.

 

Warum wollten Sie «Sarah spielt einen Werwolf» in Freiburg drehen?

Es hat vielleicht damit zu tun, dass ich mit 19 Jahren aus Freiburg weggezogen bin, um in Berlin zu studieren. Freiburg war dadurch stets ein starker Sehnsuchtsort für mich, zu dem ich zurückkehren wollte. Die visuelle und die akustische Auseinandersetzung mit dieser Stadt wurden fast zur Obsession. Beispielsweise war es mir extrem wichtig, die Glocken der verschiedenen Kirchen aufzunehmen und diesen Klang filmisch zu verwerten. Freiburg ist aus filmischer Sicht einfach eine faszinierende Kulisse.

 

Wie geht man als junge Regisseurin vor, wenn man zum ersten Mal einen Spielfilm drehen will?

Um überhaupt Förderanträge einreichen zu können, musste ich zuerst eine Produktionsfirma von meinem Filmprojekt überzeugen. Diese begleitete mich dann im Finanzierungsprozess. Im jetzigen Fördersystem wird sehr viel Wert auf das Drehbuch gelegt, das sehr ausführlich sein muss und entsprechend zeitaufwendig ist.

 

Wenn die Finanzierung steht, was sind die nächsten Schritte?

Da wir ein relativ grosses Team waren, lag die Verantwortung für finanzielle und administrative Dinge bei einem Produktionsleiter. Meine Aufgabe war vielmehr, mit den verschiedenen Kreativabteilungen wie Kamera, Licht oder Kostüme meine Visionen zu besprechen. Es braucht mehrere Etappen, bis alle Beteiligten die Schauplätze und Stimmungen so weit kennen, dass man eine gemeinsame Sprache hat. Diese Phase der künstlerischen Zusammenarbeit, wenn jeder sein Wissen und Können einbringt, ist wahnsinnig schön. Im dem Sinn ist ein Film extreme Teamarbeit.

 

Wie lief die Auswahl der Schauspielerinnen und Schauspieler?

Das Casting war eine riesige Aufgabe. Das Drehbuch liess offen, ob die Hauptsprache Französisch oder Deutsch ist. So besuchten wir Jugend­theatergruppen sowohl in der West- als auch in der Deutschschweiz. Insgesamt haben wir über 300 Castings durchgeführt und die Jugendlichen jeweils 15 Minuten lang gefilmt, was Monate dauerte. In einem nächsten Schritt bildeten wir eine erste Auswahl für die fiktive Theatergruppe des Films. Wir luden etwa 20 Jugendliche nach Freiburg ein und liessen sie eine Theatergruppe spielen. Dabei zeigte sich nach und nach, wer für welche Rolle infrage kommt. Es braucht Arbeit auf mehreren Ebenen, bis die Gruppe steht, mit der gedreht werden kann.

 

Wie haben Sie den Darstellern ihre Rollen nahegebracht?

Die jugendlichen Darsteller sind ja alles Laien. Da der Film auch in gewisse menschliche Abgründe führt, musste ich sie auch ein wenig beschützen und verhindern, dass sie ihre Rollen mit persönlichen Erfahrungen verbinden. Um die Filmcharaktere von den Darstellern selbst zu trennen, erfanden wir zu jeder Figur eine Vorgeschichte mit fiktiven Eltern, Wohnorten, besuchten Schulen und dergleichen. Die Darsteller erhielten so über die jeweilige Rolle hinaus eine komplette Figur, die sie spielen konnten.

Sie haben auch ein Philosophiestudium absolviert. Inwiefern wirkt sich das auf Ihr Filmschaffen aus?

Als ich nach dem Philosophiestudium an die Filmhochschule ging, musste ich das akademische Denken weglegen, weil es mir im Weg stand. Erst jetzt beginne ich, mögliche Zusammenhänge zu verstehen. Filmemachen ist das Konstruieren einer eigenen Wirklichkeit. Das heisst, worüber in der Philosophie nachgedacht wird – zum Beispiel, wie Wirklichkeit aufgebaut ist und wie sie wahrgenommen wird – findet im Filmemachen eine praktische Entsprechung. In beiden Tätigkeiten steckt die gleiche Neugier. Mich interessiert es, Wirklichkeit zu konstruieren und Wirklichkeitskonstruktionen sichtbar zu machen.

Der Film

Alleinsein in der Gruppe

«Sarah spielt einen Werwolf» handelt von einer Gymnasiastin, deren Weg zur erwachsenen Frau von viel Leid, Unsicherheit und anderen emotionalen Extremen geprägt ist. Das stösst nicht nur in Familie und Freundeskreis auf Unverständnis. Auch in der Theatergruppe, für die sich Sarah mit Leib und Seele engagiert und die dem komplizierten Leben einen gewissen Halt zu geben scheint, wird sie zunehmend als Fremdkörper wahrgenommen, bis sie daran zu zerbrechen droht.

Der erste Langspielfilm der Freiburgerin Katharina Wyss feierte im September 2017 am Filmfestival Venedig Premiere, wo er zusammen mit sechs weiteren Beiträgen aus aller Welt in einer Programmsektion mit vielversprechenden Debütfilmen gezeigt wurde.

fa

 

«Sarah spielt einen Werwolf» läuft heute Abend um 19.30 Uhr im Kino Arena 5

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