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Freiburg ist Filmkulisse für Judenmord

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Am Fasnachtsumzug im Februar 2009 in Payerne prangt der Name Jacques Chessex auf einer Milchkanne, die auf einem Wagen steht. Die Milchkanne soll einen Grabstein darstellen, versehen ist er mit der Rune der Nazi-Truppe SS. Der Autor Chessex selbst wird kritisiert, beleidigt. Der Grund dafür: Mit seinem kurz davor erschienenen Roman «Un juif pour l’exemple» (Ein Jude als Exempel) hat er ein dunkles Kapitel der Geschichte Payernes wieder geöffnet. Im Roman verarbeitet er den Mord am Juden Arthur Bloch, den Chessex als achtjähriger Knabe miterlebt hat. Der jüdische Viehhändler Bloch wurde 1942 von antisemitischen jungen Männern, unter Anleitung eines konservativen Pfarrers, brutal getötet. Ein Ereignis, über das Payerne auch heute noch am liebsten schweigt.

Film in Freiburg

Am Samstagabend auf dem Klein-Sankt-Johann-Platz in der Freiburger Unterstadt herrscht fasnächtliches Treiben. Als Polizisten, Neandertaler oder Krankenschwestern verkleidete Leute trinken Bier und Glühwein, tanzen zu den metallischen Klängen der Guggenmusiken. Und mittendrin ein Wagen, auf dem eine Milchkanne steht, die den Namen Jacques Chessex trägt und einen Grabstein darstellen soll. Um den Wagen herum Filmkameras, Mikrofone, Schauspieler und der Regisseur Jacob Berger. Er verfilmt den Roman Chessex’. «Es ist eine freie Adaption», sagt Berger. Der Film erzählt auf zwei zeitlichen Ebenen. «Es ist ein Film über die tragische Geschichte des Juden Arthur Bloch und über den Roman selbst», so der Regisseur.

Atmosphäre der Zeit

Die Filmcrew hat Anfang Jahr bereits über einen Monat lang in der Stadt Freiburg gedreht. «Payerne ist dafür zu modern geworden», sagt Berger. «In Freiburg gibt es noch so viele Orte, an denen sich seit den 1940er-Jahren nicht viel verändert hat.» Deshalb habe sich die Stadt angeboten. «Et parce que c’est beau», sagt Berger begeistert. Menschen aus Payerne würden ihre Heimat im Film nicht wiedererkennen, Freiburger jedoch auch höchstens einzelne Orte. Denn Wahrzeichen wie die Kathedrale kommen im Film nicht vor. «Wir wollen lediglich die Atmosphäre dieser Zeit einfangen.»

Die Realität erschaffen

Die Dreharbeiten am Samstagabend gestalten sich schwierig. Ständig spielen irgendwelche Guggenmusiken, welche jene übertönen, die gefilmt werden soll. Auch laufen regelmässig Leute ins Bild. «Wir drehen zu den Bedingungen einer Reportage, obwohl wir keine Reportage machen», sagt Berger. Erschwerend hinzu kommt die Kälte: Schauspieler André Wilms, der Jacques Chessex mimt, muss im Pullover spielen. In den Pausen rennt jemand von der Crew hin, legt ihm die Jacke über, Jacob Berger leiht ihm seinen Schal. «Filmen ist aber immer schwierig», sagt der Regisseur kurz vor Mitternacht erschöpft. «Denn die Zuschauer sollen etwas als Realität wahrnehmen, das Fiktion ist.»

 Für Berger hat die Geschichte um den Mord an Bloch immer noch Aktualität. «Die Gewalt, die Chessex beim Erscheinen des Buches erfahren hat, ist dieselbe, die sich 1942 gegen die Juden richtete.» Gleichzeitig solle der Film den Kontext zeigen, der die Männer damals zum Mord trieb: Arbeitslosigkeit, Rassismus, Krieg, Unsicherheit. Und wie gross das Bedürfnis sei, die Geschichte aufzuarbeiten, habe sich bei Berger für den Fasnachtsdreh gezeigt. «Wir haben eine Guggenmusik aus Payerne angefragt, ob sie für einen Film spielen wollen. Sie haben zuerst zugesagt. Als sie dann aber erfahren haben, worum es im Film geht, haben sie sich wieder zurückgezogen.»

Jacques Chessex:«Un juif pour l’exemple». Roman. Grasset, Paris 2009. 80 S.

Jacques Chessex:«Ein Jude als Exempel». Roman. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2010. 80 S.

Zahlen und Fakten

Ein Film für 3,2 Millionen Franken

Die Verfilmung des Buches «Un juif pour l’exemple» soll im Herbst in die Kinos kommen. Das Budget für den Film beläuft sich auf 3,2 Millionen Franken. Produzentin ist die Vega Film AG, die etwa auch «Ernstfall in Havanna» hervorgebracht hat. Der Roman von Jacques Chessex, der den Mord am Juden Arthur Bloch 1942 in Payerne thematisiert, löste bei seinem Erscheinen 2009 grosse Polemik aus. Verschiedene Leute aus Payerne kritisierten, dass die alte Geschichte ausgegraben wurde.mir

 

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