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Freiburger Glocken sind zweisprachig

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carolin foehr

Offizielle Zweisprachigkeit hin oder her: Wer zum Osterfest dem Glockengeläut der Freiburger Kathedrale St. Nikolaus gelauscht hat, kam in den Genuss eines zweisprachigen Glockenspiels. Denn die insgesamt 13 tonnenschweren Glocken stammen sowohl von deutsch- wie von französischsprachigen Handwerkern – je nachdem, welche Glocke gerade ersetzt werden musste und wessen Kunstfertigkeit gefragt war.

Unvollständig

Die faszinierend reichhaltige Glockenlandschaft im Freiburgerland ist bislang nur unvollständig dokumentiert worden. Einzig Viktor Tinguely berichtete in den 1960er-Jahren über jene im deutschsprachigen Kantonsteil. «Es scheint, als hätten die Kunsthistoriker zu viel Respekt vor dem Thema», so Aloys Lauper vom Amt für Kulturgüter anlässlich der Vorstellung des aktuellen Hefts von Pro Freiburg. Unter dem Titel «Le patrimoine campanaire fribourgeois» ist auch ein Artikel in deutscher Sprache erschienen, der die Eigenheiten der hiesigen Glockenlandschaft aufzeigt.

1200 Kapell- und Kirchenglocken sind es insgesamt, von den ältesten aus dem 13. Jahrhundert bis zu den modernen Glocken; die jüngste in Düdingen aus dem Jahr 2000. 900 haben Lauper und seine Mitarbeiter in luftiger Höhe erfasst, beschrieben und einem Giesser zugeordnet. Ihre fünfjährige Arbeit wird in Kürze in einem umfassenden Index veröffentlicht. «Die Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Kulturgüter und Pro Freiburg ist eher zufällig entstanden», so dessen Sekretärin Sylvie Genoud Jungo.

Die Forscher konnten 118 verschiedene Handwerker ausmachen, die sowohl aus der Region als auch von weither stammten. Denn als Glockengiesser liessen sich ab dem 14. Jahrhundert gute Geschäfte machen: Auftraggeber waren Pfarreien oder Städte, die Wert auf Qualität setzten. Oft war die Nachfrage so gross, dass einheimische Handwerker überfordert waren.

Unerschwinglich

Weil Transportkosten über Jahrhunderte unerschwinglich waren, richteten Wandergiesser ihre Werkstatt meist direkt im Kirchenschiff ein. Wo ein Fluss einen leichteren Transport ermöglichte, entstanden ab dem 15. Jahrhundert eigene Werkstätten. Die Giesserei an der Unteren Matte in Freiburg ist ein solches Beispiel: Sie stellte über Jahrhunderte und mehrere Giesser-Dynastien hinweg Waffen, Glocken und Munition für die Obrigkeit her. Doch besonders die französische Konkurrenz war zu stark: 1867 stellte die Giesserei unter der Leitung von Louis Roelly aus Düdingen zum letzten Mal eine Freiburger Glocke her.

Unverwechselbar

Worin besteht nun genau der Unterschied zwischen deutschen und französischen Glocken? «Ihre Bauweise, die Verzierungen und vor allem der Klang sind verschieden», weiss Aloys Lauper. Andere Schweizer Kantone haben diese Vielfalt häufig durch harmonische Ensembles ersetzt – nicht so Freiburg. «Die St.-Nikolaus-Kathedrale ist das beste Beispiel dafür», heisst es in dem Artikel, «dass ein Chor, dessen Glocken aus mindestens fünf verschiedenen Jahrhunderten stammen, dennoch reizvoll, klangschön und unverwechselbar klingen kann.»

Mit dem Heft hofft der Vize-Vorsteher des Amts für Kulturgüter, Kunsthistoriker zu weiteren Recherchen zu animieren. Auch die Restaurierung der vielen Glocken im Kanton stand bislang kaum im Vordergrund. «Glocken wirken mächtig, doch sie können bei falscher oder nachlässiger Nutzung rasch beschädigt werden», so Lauper.

Weitere Infos unter www.pro-fribourg.ch.

Chronologie

Älteste Glocke ist über 700 Jahre alt

Die älteste bekannte Freiburger Glocke erhält1264 ihren Platz in der Pfarreikirche St. Johann. Die Barbaraglocke der St.-Nikolaus-Kathedrale stammt aus dem14. Jahrhundert: Ihr Hersteller Walter Reber aus Aarau ist der erste Giesser, dessen Signatur auf einer Glocke gefunden wurde. Rasch entstehen eigene Werkstätten im Freiburgerland: In den Quellen wird eine Freiburger Giesserei nahe dem Murtentor um1413 erwähnt. Zwischen dem16. und dem19. Jahrhundert hat die Giesserei an der Unteren Matte ein offizielles Monopol inne: Die Giesser-Dynastien Kegler aus Romont sowie Reiff und Klely aus Freiburg beherrschten die lokale Bronze- und Eisenherstellung. Doch besonders die französische Konkurrenz ist gross. Um1800 fertigte der Franzose François-Joseph, in seiner Heimat des Mordes verdächtigt, unter anderem Glocken für Gurmels, die reformierte Kirche in Murten und die Ursulinenkirche in Freiburg an. Seit1824 beherrscht die aargauische Giesserei der Gebrüder Rüetschi den Markt. Ein Grossteil der neueren Glocken stammt aus ihren Werkstätten. cf

Über die Vielfalt der Freiburger Glocken berichtet des neueste Heft von Pro Freiburg.Bild zvg

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