Cremo senkt Milchpreis um 2,8 Rappen
Freiburger Milchverwerter stark vom Abbau der Stützungsbeiträge betroffen
Die Cremo bezahlt für die Industriemilch neu noch 67,55 Rappen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit einer Delegation der Produzenten hat sie den Grundpreis rückwirkend auf den 1. Mai um 2,8 Rappen gesenkt.
Von JOSEF JUNGO
Aufgrund seiner Betriebsstruktur und als Verarbeiter von Regulationsprodukten wie Butter, Rahm, Milcheiweiss (Milchpulver) ist der Milchverwerter Cremo vom Abbau der Bundesmittel wesentlich stärker betroffen als andere Betriebe. Nebst der Kürzung der Verkäsungszulage um einen Rappen von 19 auf 18 Rappen fällt laut Generalsekretär Michel Pellaux insbesondere der Abbau der gestützten Restverwertung von Eiweiss und Butter ins Gewicht. Diese Kürzungen machen für die Cremo gut drei Rappen aus. Der Grundpreis für Industriemilch beträgt ab dem 1. Mai neu 67,55 Rappen. Dazu kommen Gehalts- und Qualitätszuschläge von drei Rappen.
Individuelle Gehaltsbezahlung
Im Schreiben vom 13. Mai 2005 wird den Milchlieferanten gleichzeitig mitgeteilt, dass bis Ende September die individuelle Gehaltsbezahlung eingeführt werde. Ab dem 1. Mai stehen für die Milchverwertung 45 Millionen Franken Bundesmittel weniger zur Verfügung. Im Rahmen des Milchpreismonitorings des Schweizerischen Milchproduzentenverbandes (SMP) wurde errechnet, dass dieser Abbau je nach Struktur und Palette der Milchverarbeiter unterschiedlich ins Gewicht fällt. So wurden beispielsweise für Emmi 0,69 Rappen pro Kilo Milch errechnet, für die Aargauer Zentralmolkerei AZM 1,7 Rappen pro kg. Cremo hat eine Kürzung der Marktstützung durch den Bund und SMP von gegen 2,2 Rappen pro kg zu verkraften. Es sei deshalb schwierig gewesen, «eine kleinere Milchpreissenkung zu erlangen, ohne die Unternehmung zu gefährden», wird in der Information an die Lieferanten festgehalten.
Lange verhandelt
In der deutschen Schweiz betragen die Milchpreissenkungen zwischen 2,7 (Emmi) und 3,5 Rappen (AZM). Somit liege man mit 2,8 Rappen aufgrund der speziellen Situation der Cremo in etwa im Schnitt, war zu hören. Die Milchpreissenkung wird auch mit dem Rückgang der Produktepreise am Markt, insbesondere für Konsummilch, begründet. Laut Pascal Deillon, Präsident der Verhandlungsdelegation der Produzenten, wirkten sich zudem die Preisunterbietungen einzelner Verwerter in der deutschen Schweiz negativ aus. Es sei ärgerlich, dass der Milchpreis nun schon drei Jahre nacheinander gesenkt wurde, klagte er.
Auch für Guido Sturny, Alterswil, Mitglied der Verhandlungsdelegation, ist dieser Entscheid bedauerlich. «Ich kann nicht zufrieden sein, wenn man mir einen Monatslohn streicht», lautet sein Kommentar. Die Schmerzgrenze ist mehr als erreicht, betont ebenso der Vizepräsident des Freiburgischen Milchverbandes, Hanspeter Stirnimann, in einer Stellungnahme.
Im Freiburger Milchverband beträgt das durchschnittliche Milchkontingent 140 000 kg. «Mit dem Milchpreisrückgang verliert der Produzent also 4000 Franken», gibt Stirnimann zu bedenken. Solche Einkommensverluste könnten mit Kostensenkungen nicht mehr ausgeglichen werden. «Wir verlangen, dass für unsere Qualitätsprodukte angemessene Preise bezahlt werden, damit unsere Familien eine Existenz haben», fügt er bei.
Unzufrieden mit dem Verband
der Milchproduzenten
Zusammen mit der Cremo versuchten die Produzenten zusätzliche Beihilfen aus dem Milchpreisstützungsfonds zu erhalten, aber ohne grossen Erfolg. «Dieses Verhalten ist für die Produzenten und die Cremo nicht akzeptabel, umso mehr, als die Unternehmung für die ganze Schweiz eine wichtige Rolle in der Regulierverarbeitung einnehme», heisst es im Schreiben weiter. Die Verhandlungsgruppe will beim SMP intervenieren, «um die Verwendung der Gelder des Milchpreisstützungsfonds den heutigen Verhältnissen anzupassen».