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«Fribis sollen nicht noch feiner werden»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Freibergerpferd ist ein Schweizer Kulturgut. In Avenches steht heute das Finale der Hengste auf dem Programm: Der Schweizerische Freibergerverband (SFV) bestimmt, welche jungen Hengste für die Zucht zugelassen werden und welche nicht. Diese Selektion ist entscheidend für die weitere Entwicklung der Freiberger Kaltblutrasse. Doch die Meinungen gehen auseinander, ob der Freiberger in seiner robusten Originalität erhalten oder weiter in die Richtung eines leichten Sportpferdes gezüchtet werden soll. Es gibt Züchter, die auf robuste Freiberger des alten Schlages setzen, so auch in Deutschfreiburg. «Das ruhige, stabile und gesunde Freibergerpferd ist in Gefahr», sagt ein Züchter aus Deutschfreiburg, der nicht namentlich genannt werden will. Auch gibt es Sektionen, die sich für den Erhalt des alten Freibergertyps einsetzen. Die FN haben mit Stéphane Klopfenstein, SFV-Geschäftsführer, über die Entwicklung in der Zucht der einzigen Schweizer Pferderasse gesprochen.

Wie sieht es mit der Anzahl Fohlen in den letzten Jahren aus?

Stéphane Klopfenstein: Es sind leider immer weniger. 2010 waren wir noch auf 2500, 2017 zählten wir noch knapp 1900 Geburten. Das bereitet uns Sorgen. Der Freiberger gilt zwar noch nicht als gefährdete Rasse, der Bund hat ihn jedoch als «zu beobachten» eingestuft. Es brennt also das orange Licht.

Worauf führen Sie diese ­Entwicklung zurück?

Die Importe aus der EU machen uns Konkurrenz. Es sind teils sehr günstige Pferde, die importiert werden. Die Bedingungen für den Export hingegen sind schwierig für uns, denn die Gebühren betragen bis zu 40 Prozent des Verkaufspreises. Die Spiesse sind nicht gleich lang, auch wegen der Auflagen in der Tierhaltung in der Schweiz. Die Rentabilität ist tief bei der Pferdezucht.

Der Freiberger gilt als stabiler Lastenträger und als ruhiges Verlasspferd, unter dem Sattel und vor der Kutsche. Ist es gewollt, dass der Freiberger immer feiner und sportlicher wird?

Wir wollen ein vielseitig einsetzbares Pferd mit einem guten Charakter, hauptsächlich für Freizeitreiter und -fahrer. Der Freiberger soll einfach sein im Umgang und nicht wegen jedes Geräusches erschrecken. Er ist feiner geworden, das ist richtig. Aber das ist sicher nicht schlecht und angenehmer für die Reiter. Dass er leichter geworden ist, hat damit zu tun, dass er nicht mehr so stark für das Ziehen gebraucht wird wie früher. Den schweren breiten Freiberger haben wir immer noch, und wir wollen ihn wieder vermehrt fördern. Doch schlussendlich entscheidet der Züchter, und dafür ist der Markt ausschlaggebend. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Freiberger ein sehr grosses, schweres Artilleriepferd. Danach wandelte er sich zum Arbeitspferd und war kleiner und breiter. Heute sind die Freiberger wieder ein bisschen grösser, leichter und feiner geworden. Es gibt sicher noch einen Markt für schwerere Freiberger, doch im Freizeitbereich sind leichtere Pferde gefragter. Entscheidend ist für uns, dass der gute Charakter erhalten bleibt. In der Beurteilung der Pferde bei den Feldtests und auch beim Stationstest der Hengste wird das berücksichtigt. Doch die Fribis sollen nicht noch feiner und auch nicht grösser werden, sonst gelangen wir in den Markt der Sportpferde.

Sie wollen sich also von den Sportpferden abgrenzen?

Ja, wir wollen beim Freiberger mit seiner Grösse von 1,5 bis 1,6 Metern mit drei Jahren, seinem starken Rücken und seinem kleinen Kopf mit breiter Stirn bleiben. Wir haben dieses Jahr bei den Hengsten auch wieder etwas schwerere Typen dabei. Der Gewinner der ersten Hengstselektion in Glovelier vom Januar, Edoras, ist ein ziemlich mächtiger Hengst. Damit wollen wir ein Zeichen setzen, dass die Freibergerpferde nicht noch leichter werden sollen. Wir wollen den Warmblut-Sportpferden ganz klar nicht nacheifern. Wir haben ein Pferd mit Schweizer Ursprung und wollen es erhalten. Und eben, beim Stationstest sind auch wieder etwas schwerere Typen dabei – gegenüber den letzten Jahren, wo es doch eher leichtere Hengste waren. Wir haben dieses Jahr gesunde Pferde hier am Stationstest; alle 19 Hengste sind noch dabei, das war nicht immer so.

Nun gibt es aber auch noch Untersektionen für sogenannte Originalfreiberger und Urfreiberger – weshalb?

Das ist für Freiberger, die einen Fremdblutanteil von null bis zwei Prozent aufweisen. Genetisch gesehen ist für uns aber auch ein Pferd mit 15 Prozent Fremdblutanteil ein Freiberger. Es ist eine klar getrennte Rasse. Doch wir fördern die Freiberger mit tiefem Fremdblutanteil: Wie alle anderen auch müssen diese Hengste mit ihrem Exterieur, Körperbau und Typ überzeugen. Wir wollen keine schwächeren Rücken oder Rückbiegungen, das geht nicht. Wenn sie nun aber in der Leistung ungenügend sind, können sie dennoch in der Zucht eingesetzt werden, und die Nachkommen kommen auch ins Herdebuch wie alle anderen Freiberger auch. Das ist eine Ausnahme, die wir machen, die schon heute existiert. Es gibt nicht mehr viele Pferde, die so wenig Fremdblut aufweisen, aber hier ist die Türe offen für jene, die solche Pferde züchten wollen. Deshalb sind wir weniger streng bei den Leistungen. Ausserdem haben wir die Sektion Urfreiberger. Sie haben ein anderes Zuchtziel als wir: Sie wollen gar kein Fremdblut und den alten schweren Typ züchten. Für diese Pferde gibt es eine getrennte Sektion, und es kommen 30 bis 40 Fohlen im Jahr zur Welt. Auch sie werden ins Herdebuch der Freiberger aufgenommen.

Gibt es einen Markt für Freiberger mit sehr geringem oder gar keinem Fremdblutanteil?

Es gibt einen gewissen Markt, gerade aus Deutschland gibt es Anfragen für Pferde mit null Prozent Fremdblutanteil.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Körperbau und ­Charakter der Pferde?

Hier müssen wir aufpassen. Es gibt alte Arbeitslinien, die nicht unbedingt einfache Pferde sind. Sie müssen arbeiten können. Wenn sie die ganze Woche kaum bewegt werden, wird es auch schwierig. Es gibt aber auch Freiberger mit recht hohem Fremdblutanteil, die ruhig bleiben können. Man muss schauen, wie die Pferde heute gebraucht werden. Aber dennoch: Unser Freiberger ist ein Zug- und Arbeitspferd. Die Armee hat wieder 29 Pferde als Lastentiere gekauft und war zufrieden mit der Qualität, auch wenn sie ein wenig feiner sind. Wir wollen nun auf diesem Niveau bleiben.

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