Autor: pascal jäggi
Freiburg Samstagnachmittag kurz nach drei Uhr in der Freiburger Innenstadt: Prachtvolles Wetter, überall haben die Beizen ihre Terrassen geöffnet; eine der grössten ist die des Restaurants Molino an der Lausannegasse.
Die Idylle wird jäh gestört durch eine Hundertschaft wütender Menschen, die vom Nova-Friburgo-Platz kommend die Gasse hochzieht. Die Menge skandiert: «Molino facho, employés fachés!» Einige Meter vor dem Molino macht sie halt, Redner prangern den angeblichen Umstand an, dass in den letzten Jahren elf Angestellte des Molino aufgrund ihrer nicht italienischen Herkunft entlassen wurden.
Direkte Konfrontation
Einige der Teilnehmenden wagen sich mit einem Transparent direkt vor die Terrasse, so dass die Sonnenanbeter und Kaffetrinkerinnen den Spruch vom faschistischen Restaurant unmittelbar vor der Nase haben. Der Rest zieht nach und so endet die Demonstration am Ort, wo sie eigentlich nicht einmal hätte haltmachen dürfen. Die anwesenden Polizisten beobachten die Szene, greifen aber nicht ein. Minutenlang skandieren die Demonstranten ihren Spruch.
Seltsames Szenario
Einige Gäste sind peinlich berührt, andere nutzen die Gelegenheit, sich zu informieren, dritte wiederum lässt der Aufruhr völlig kalt, der von den ehemaligen Angestellten, der Gewerkschaft Unia, der Kontaktstelle Schweizer-Immigranten CCSI und weiteren Sympathisanten aus Freiburg, Genf und Bern veranstaltet wird. Vereinzelt wird versucht, Handzettel an die Gäste zu verteilen, Kellner wimmeln die Störenfriede ab. Auch diese Situation wird friedlich gelöst – die Zettel werden verteilt, als das Personal im Innern des Restaurants beschäftigt ist.
Nach gut einer Stunde ist die Demonstration beendet, und die Gäste des Molino geniessen wieder ihren italienischen Kaffee in der Freiburger Nachmittagssonne, serviert von einem italienischen Kellner.
