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«Früher gab es vielleicht einen Einräppler oder auch mal ein Ei»

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Autor: Karin Aebischer

Wie und wann ist das Maisingen entstanden?

Wie bei vielen andern Bräuchen gibt es kein bestimmtes Datum für das Entstehen des Maisingens. Die Volkskundler gehen davon aus, dass der Brauch etwas mit der Verbundenheit der Menschen mit der Natur zu tun hat und als Naturkult bis in vorchristliche Zeit zurückgehen dürfte.

Mit dem Singen hat man einst dem lang ersehnten Erwachen der Natur nach der langen Winterzeit Ausdruck gegeben. Man hat mit freudigen Liedern und mit Musik das neue Leben begrüsst, das mit dem Frühling ins Land gekommen ist. Allerdings hat sich dieser Naturglauben mit der Zeit mit der christlichen Anschauung vermengt, insbesondere nachdem vor allem seit dem 18. Jahrhundert der Monat Mai auch zum Marienmonat geworden ist.

Beim heutigen Maisingen tragen die Kinder und Jugendlichen bei uns die freudige Botschaft von der wieder erwachten Natur mit ihrem Gesang von Haus zu Haus und singen damit sozusagen den Mai ein. Gleichzeitig erbitten sie sich dabei eine Gabe.

Wo gibt es überall das Maisingen?

Der Brauch war einst sowohl in der Schweiz wie auch in andern Ländern sehr verbreitet, ist heute aber vielerorts ganz verschwunden. In der Schweiz kennt man ihn heute vor allem noch in den katholischen Gebieten des Kantons Freiburg und in bestimmten Formen offenbar auch im Tessin und in Genf.

Und erste Mailied-Texte sind aus dem frühen 19. Jh. bekannt. Sie wurden von Jakob Kuhn (1775-1849) in der Sammlung der Kuhreihen veröffentlicht. Französische Mailied-Texte aus der Zeit, als das Maisingen in der französischsprachigen Schweiz noch bekannt war, gibt es sogar schon aus dem 18. Jahrhundert.

Seit wann gibt es das Maisingen bei uns?

Der Brauch ist bei uns spätestens im 18. Jahrhundert bezeugt. Peter Boschung hat dafür einen Hinweis aus dem Jahre 1720 gefunden. Damals beglückten die «Meiensingerinnen» aus der Alten Landschaft die Stadtfreiburger mit ihrem Singen. Die Obrigkeit hatte damals an sich nichts gegen diesen sympathischen Brauch, doch störte sie sich daran, dass die Mädchen während der Gottesdienste singend durch die Strassen zogen. Es scheint, dass das Maisingen seit dem 18. Jh. bei uns ununterbrochen fortbestanden hat.

Blieb es stets nur beim Maisingen?

Das Singen stand sicher immer im Vordergrund. Das Liedgut hat sich dabei im Verlauf der Jahrzehnte stets etwas gewandelt. Früher waren es vor allem Volkslieder, hie und da kamen auch Muttergotteslieder dazu – in Jaun waren es lange Zeit nur Marienlieder -, weil der Monat Mai ja auch der Marienmonat ist. Das erklärt auch, weshalb dieser Brauch in den reformierten Gebieten des Kantons praktisch nicht mehr existiert oder – wie etwa in Murten – durch Zuzüger gewissermassen «importiert» wurde.

In jüngster Zeit hört man auch modische andere Lieder. Die Kinder beschränkten sich ehemals auf den Gesang, heute werden die Lieder gelegentlich mit Instrumenten begleitet. Bei einigen Gruppen lösen sich Lieder und Instrumentaleinlagen ab.

Selten hört man auch noch Gedichte. Früher wurden aber etwa auch noch typische Maiensprüche vorgetragen wie:

Der Meie isch daa ù wier sy daa.

Gäät nis Eier, so chü mer ùmi gaa.

Der Meie ù d Eier, dr Anke ù ds Määl,

Hette mer a Pfana, so chüechlete mer gäär.

Ist das Maisingen nur ein Brauch für Kinder?

Maisingen war und ist vor allem ein Brauch der Kinder und Jugendlichen. Bis etwa vor 40 Jahren gingen am Abend jeweils aber auch die Jungmänner auf Maisingentour. Als Dank für ihren Gesang erhielten sie zumeist Eier, die dann spätabends bei einem «Eierfriggù» im gemütlichen Zusammensein verzehrt wurden. Dieser Brauch diente den Jünglingen nicht selten auch etwa zum «Anpendle».

Kaum mehr im Bewusstsein der Leute ist im Sensebezirk der «wülda Ma», der einst am 1. Mai auch auf dem Weg war. Ein mit einer Schafshaut über den Kopf gestülpter, mit Ketten sich wild gebarender Mann zog umher und wurde unter Umständen zum Schrecken der Kinder in den Stuben freigelassen, wo er seine wilden Spässe losliess und wilden Lärm vollzog. Dabei rief er den folgenden Spruch:

Wülda, wülda Maa,

Ma ne nüme bhaa.

We der mer nid eppis gäät,

so laa ne gaa, gaa, gaa.

Welche Gaben erhielten die Sänger früher?

Für ihren Gesang erhalten die Kinder eine Anerkennung. Früher gab es vielleicht einen Einräppler oder Zweiräppler, vor allem aber auch etwa ein Ei – Symbol des keimenden Lebens -, gedörrte Früchte oder ein Gebäck. Die Naturalgaben wurden in der Zwischenzeit immer mehr durch Geld abgelöst. Der Betrag hat sich im Laufe der Zeit etwas erhöht.

In den 1950er-Jahren gab es etwa einen Fünfer, wenn es gut ging einen 10er. Heute werden zumeist 20 Rappen und mehr bezahlt. Maiensinger kommen, wenn sie den ganzen Tag unterwegs sind und schön singen, durchaus auf einen Betrag von 100 bis 200 Franken.

Das Geld wurde früher etwa verwendet, um Schulhefte, eine Schürze oder Hosen zu kaufen. Auch zum Kauf von Geschenken zum Muttertag war es dienlich. Bei armen Familien stellte es einen willkommenen Zustupf zum Haushaltgeld dar.

Wie sehen Sie die Zukunft des Maisingens?

Das Maisingen gehört nach wie vor zu den festen Bräuchen, auch im Sensebezirk. Im Kanton Freiburg wird auf der Grundlage von Artikel 31 des Ausführungsreglementes zum Schulgesetz den Schulkindern der Primar- und OS-Stufe fürs Maisingen ein schulfreier Tag gewährt, was doch sehr für die Bedeutung des Maisingens spricht. Damit die Schülerinnen und Schüler nicht zu kurz kommen, wurde dieses Jahr wegen des am 1. Mai stattfindenden Auffahrtstages der Maisingtag bekanntlich auf den 2. Mai verlegt.

Bei der in den letzten Jahren sich stark ändernden Zusammensetzung der Bevölkerung ist es nicht immer leicht, den Sinn für das Maisingen aufrechtzuerhalten. Auch der Bau von grossen Wohnblöcken ist dem Singen von Tür zu Tür nicht sehr förderlich. Doch es gibt immer wieder Initiativen, um die Tradition des Maisingens am Leben zu erhalten. So gab es vor einigen Jahren etwa in Bösingen ein «Maiesingerchörli». So ist zu hoffen, dass der schöne Brauch des Maisingens weiterhin gepflegt wird und die Herzen erfreuen mag.

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